Auditive "deep dives"

Podcasts als narrativer Journalismus

  • Daniela Schlütz ORCID logo Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF

DOI:

https://doi.org/10.15460/kommges.2020.21.2.620

Schlagworte:

narrativer Journalismus, New Journalism, Storytelling, Narrativisierung, Subjektivierung, Immersion, Host-Bindung

Redaktion und Begutachtung

  • Nele Heise ORCID logo Digital Media & Communication Researcher Hamburg
  • Nils Zurawski ORCID logo Universität Hamburg

Abstract

Mit dem Begriff ‚narrativer Journalismus’ bezeichnet man non-fiktionale Textsorten, die sich erzählender Elemente bedienen, um Informationen zu vermitteln. Häufig werden immersive Erzählstrategien, Personalisierung und eine subjektive Perspektive genutzt, um gründlich recherchierte Hintergrundgeschichten aufzubereiten. Das Ziel narrativen Journalismus’ besteht darin, das Verständnis der Texte zu erleichtern, das Publikum zu involvieren und damit die Wirkung der Texte zu optimieren. Kritisch bewertet wird an dieser journalistischen Darstellungsform die teilweise unklare Abgrenzung zwischen Fakten und Fiktion. Diese Form der Informationsaufbereitung erfreut sich großer Beliebtheit in Podcasts. Aufgrund ihrer spezifischen Charakteristika sind Podcasts ideal für narrativen Journalismus geeignet. Der Beitrag führt diese Aspekte aus und illustriert sie anhand von Beispielen aus dem US-amerikanischen Raum.

1 Einleitung

„One of the greatest things about podcasting as a medium is its ability to give complicated stories an avenue into our hearts and minds“. (Standley/McQuade 2016: o.S.)

Standley und McQuade bringen im vorangestellten Zitat den großen Vorteil auditiven narrativen Journalismus’ auf den Punkt: Diese Darstellungsform eröffnet alternative Vermittlungswege für komplexe Inhalte und erschließt dadurch neue Zielgruppen. Podcasts wie Embedded von NPR („Host Kelly McEvers takes a story from the news and goes deep“1), Serial (Serial Productions, WBEZ Chicago), verantwortet von Sarah Koenig („Serial tells one story – a true story – over the course of a season.”2), The Frontline Dispatch von PBS (“an investigative podcast”3), das New York Times-Format Caliphate von Rukmini Callimachi4 (“a new podcast series from The New York Times about one reporter’s quest to understand the Islamic State”, Barbaro 2018: o.S.) oder Epidemic mit Dr. Celine Gounder und Ronald Klain („a podcast about infectious disease epidemics“5) stehen beispielhaft für diese journalistische Gattung. Den aufgeführten Beispielen ist gemein, dass sie gesellschaftlich relevante, komplexe und vielschichtige Themen erzählend aufbereiten, um ihre Hörer:innen gleichermaßen zu informieren und zu unterhalten.6 Diese Art der Aufbereitung erfordert umfassende Recherchen und das Bestreben, ein Phänomen von unterschiedlichen Perspektiven aus zu betrachten (wie etwa in der zweiten Staffel von Serial7, wo der kontroverse Fall des Soldaten Bowe Bergdahl aufgerollt wird). Auf diese Weise erhalten die Stücke „social value” (Pauly 2014: 601). Häufig stehen dabei Einzelfälle als pars pro toto für systemische Missstände: ein ungeklärtes Verbrechen macht auf Ungerechtigkeiten im Justizsystem aufmerksam (z.B. bei In the Dark des unabhängigen, auf investigativen Journalismus spezialisierten Netzwerks APM Records8 oder den ersten Staffeln der Gimlet-Produktion Conviction9); Einzelschicksale beleuchten die Verstrickungen der Pharmaindustrie in die Opioid-Krise (z.B. Painkiller: America's Fentanyl Crisis von Vice10), verweisen auf strukturellen Rassismus (wie das New York Times-Format 161911 oder White Lies12 von NPR) oder zeigen auf, welche Gefahren Cybercrime birgt (z.B. Darknet Diaries13 von Jack Rhysider).

Podcasts wie die genannten können als narrativer Journalismus bezeichnet werden oder auch als literary journalism, literary non-fiction, creative non-fiction, factual fiction, and artistic non-fiction“ (van Krieken/Sanders 2017: 1366). Es handelt sich hier um eine non-fiktionale Textsorte, die sich narrativer, also erzählender Elemente bedient, um Nachrichten14 zu vermitteln (vgl. Früh/Frey 2014, Johnston/Graham 2012, Neveu 2014, van Krieken/Sanders 2017, 2019). Immersive Erzählstrategien, Personalisierung und eine subjektive Perspektive werden eingesetzt, um gründlich recherchierte Hintergrundgeschichten aufzubereiten (McHugh 2016; Neuberger 2004). Dowling und Miller (2019: 169) sprechen von „longform content known industrially as deep-dives.“

Narrativer Journalismus hat seinen Ursprung in fiktionalisierenden Darstellungsformen des ‚New Journalism’. Ziel ist, das Verständnis der Texte zu erleichtern, das Publikum zu involvieren und so die Selektion wahrscheinlicher zu machen und die Wirkung der Texte zu verbessern. Dazu bedient er sich erzählender Formen, um Informationen zu vermitteln, sie zu kontextualisieren und auf diese Weise Bedeutung für das Leben der Leser:innen zu stiften (van Krieken/Sanders 2017). Narrative Formen der Nachrichtenaufbereitung sind in herkömmlichen Massenmedien mittlerweile eher selten15, erfreuen sich aber zunehmender Beliebtheit in Podcasts (McHugh 2019). Köpke (2017) hält diese Form des Journalismus für zeitgemäß, zukunftsfähig und qualitativ hochwertig und gleichzeitig für eine Herausforderung für das journalistische Rollenbild:

„Die handwerklichen, intellektuellen und ethischen Herausforderungen an den Qualitätsjournalismus ändern sich nicht [...], es ändern sich allerdings die Darstellungs- und Produktionsformen und -methoden und es ändern sich journalistische Haltung und journalistisches Selbstverständnis“ (Köpke 2017: 201).

Diese Herausforderung liegt im Zentrum der Debatte um narrativen Journalismus, denn das Rollenbild des bzw. der neutralen Berichterstatter:in wird ergänzt oder gelegentlich sogar ersetzt durch den bzw. die involvierte:n Geschichtenerzähler:in – aus normativer Sicht eine problematische Grenzüberschreitung im Journalismus. Entsprechend weisen Gegner:innen auf die mangelnde Objektivität der Erzählstücke hin, während Verfechter:innen dieser journalistischen Form die positiven (durchaus auch persuasiven) Wirkungen narrativer Texte preisen.

Dieser Beitrag wird die hier angerissenen Aspekte ausführen, integrieren und anhand von Beispielen aus dem US-amerikanischen Raum (als Vorreiter der Entwicklung) illustrieren. Ich werde zeigen, warum sich Podcasts besonders gut für diese journalistische Ausdrucksform eignen. Dazu werden zunächst die Prinzipien sowie Vor- und Nachteile des narrativen Journalismus diskutiert. Im zweiten Teil geht es um Podcasts als journalistisches Medium, um Nutzung und Nutzer:innen, um im Anschluss zu zeigen, warum sie sich besonders gut für narrativen Journalismus eignen und weshalb ‚narrative podcasting’ (zumindest in den USA) so ein großer Erfolg ist. Dabei werden neben den Chancen auch die Herausforderungen narrativer auditiver Formen, insbesondere mit Blick auf journalistische Qualität und ethische Maßstäbe im Spannungsfeld Ästhetik vs. Wahrheit als konkurrierende bzw. auszubalancierende Konzepte, diskutiert (z.B. Dowling/Miller 2019; Greenberg 2014; Greenberg/Wheelwright 2014; Tulloch 2014).

2 Narrativer Journalismus als Genre

2.1 Der Ursprung im New Journalism

Der Ursprung des narrativen Journalismus’ liegt in den fiktionalisierenden Darstellungsformen des New Journalism (vgl. Johnston/Graham 2012; Pauly 2014):

„The great literary journalists of the last 50 years traditionally employed the tools of fiction to write true stories: the real people they depict are developed as ‘characters’ and interviews quoted as conversations; deep research and analysis is conveyed as “plot” and reconstructed scenes; and the writer employs fresh, descriptive language to place the reader at various locations.“ (McHugh 2019: 38)

Vielzitierte Beispiele für den ‚neuen Journalismus’ sind Truman Capotes Roman In Cold Blood aus dem Jahr 1966 sowie die Reportage Jimmy’s World von Janet Cooke, die 1980 in der Washington Post erschien und mit dem Pulitzer-Preis bedacht wurde.16 Tom Wolfe (1972) gilt als einer der Wegbereiter dieses Stils. Er benennt vier charakteristische Techniken: Die szenische Rekonstruktion anhand authentischer Dialoge, die Perspektive dritter Personen (anstelle subjektiver Eindrücke der erzählenden Person) sowie die detaillierte Charakterisierung des sozialen Kontexts (Wolfe zit. nach Neuberger 2004: 416f.). Tulloch (2014: 636) macht allerdings darauf aufmerksam, dass der Verzicht auf Subjektivität lediglich vorgibt, objektiv zu sein und die Erzählung wichtiger Charakteristika wie Intimität, Unmittelbarkeit und Identifikationspotenzial beraubt. Entsprechend wird das Charakteristikum der Subjektivität in aktuellen Definitionen integriert. So definieren van Krieken und Sanders narrativen Journalismus „as a genre that employs the narrative storytelling techniques of voice, point of view, character, setting, plot, and/or chronology to report on reality through a subjective filter“ (van Krieken/Sanders 2019: 12). Subjektivität ist dabei nicht gleichzusetzen mit Fiktion, denn literarischer Journalismus „makes a truth claim“ (Greenberg/Weelwright 2014: 511). Die Zusammenführung von subjektiven Standpunkten zur Vermittlung von Wahrheit kann allerdings nur gelingen, wenn Darstellung und Interpretation nachvollziehbar sind. Entsprechend sind Transparenz und Metakommentierung Teil der DNA des Genres (Dowling/Miller 2019: 168). Entscheidend ist, dass die Interpretationsarbeit des oder der Journalist:in erkennbar ist, damit die Geschichten sich der Kritik öffnen (Pauly 2014).

2.2 Narrationstheoretische Prinzipien

Narrationstheoretisch betrachtet kann man Nachrichten als serielle Erzählungen verstehen, die Realität schaffen und so einen medialen Diskurs über die Welt konstruieren (Hickethier 1997). Die Struktur der Erzählung steht im Kontrast zum im Journalismus üblichen Aufbau von Nachrichten in Form einer invertierten Pyramide, die die nachrichtlichen Elemente anhand ihrer Wichtigkeit anordnet (mit abfallender Relevanz) und Hintergrundinfos, wenn überhaupt, am Ende präsentiert (vgl. Emde et al. 2016). Bei der Nachrichtengeschichte werden die Ereignisse hingegen chronologisch angeordnet und kausal verknüpft. Der narrative Fokus liegt auf den Protagonist:innen und ihren Erfahrungen. Um aus herkömmlichen Nachrichten Erzählungen zu formen, muss man sie entsprechend aufbereiten:

„Narrativisierung meint hier, dass der Journalist narrative Merkmale besonders herausarbeitet, beispielsweise indem er einen interessanten Akteur in den Vordergrund stellt (Personalisierung), dessen Gefühlsregungen hervorhebt (Emotionalisierung), den Ereignisverlauf durch chronologische Darstellung erfahrbar macht, oder die Komplikation besonders dramatisch darstellt.“ (Flath 2013: 42)

Zentrale Bestandteile einer Narration sind zum einen die sequenzielle Handlung (Zeitverlauf und Kausalität) mit Exposition, Komplikation und Auflösung. Diese lässt sich in sequenziellen Audioformaten besonders gut umsetzen. Zum anderen sind Erzähler:innen und Protagonist:innen entscheidend für eine Geschichte (Subjektivierung, Erfahrbarkeit).17 Narrativer Journalismus erzählt Geschichten, indem er faktische Präzision mit fiktionalen Stilmitteln wie „anecdotal leads, point-of-view writing, and emotive appeals“ (van Krieken/Sanders 2017: 1366) verbindet, um Kohärenz herzustellen, Informationen zu kontextualisieren und Bedeutung zu stiften (Johnston/Graham 2012). Im Vordergrund stehen die Schlüsselelemente Figur (Charakter) und Zeit. Personalisierung knüpft an die Erfahrungen der Hörer:innen an, während Zeitlichkeit und Chronologie den Erzählungen Authentizität und Glaubwürdigkeit verleihen (Johnston/Graham 2012: 519). Narrativisierung ist also abhängig von ‚Narrationsfaktoren’ wie Personalisierung, Emotionalisierung und Dramatisierung, aber auch von Kohärenz, Authentizität und Bedeutungskonstruktion (Flath 2013; vgl. auch Hickethier 1997; Kinnebrock/Bilandzic 2010). Diese Strategie ist allerdings umstritten, weil sie Kernbereiche des Journalismus berührt: Themenselektion und -aufbereitung, Vermischung von Information und Meinung (Interpretation) sowie Komplexitätsreduktion. Für den herkömmlichen Nachrichten-Journalismus ergibt sich aus der Narrativisierung das Problem, dass Texte als vereinfachend, einseitig und emotionalisierend wahrgenommen werden können.

Renner (2008: 6ff.) identifiziert in diesem Zusammenhang drei „Fallen“: die Spannungsfalle (journalistische Information wird zur Nebensache), die Ideologiefalle (eine spezifische Weltsicht wird normalisiert) sowie die Personalisierungsfalle (strukturelle Zusammenhänge werden auf das individuelle Handeln einzelner Personen reduziert). Diese Fallen gilt es zu vermeiden, indem der informative Charakter grundsätzlich gewahrt bleibt, auch wenn die Nachrichten anders aufbereitet werden. Multiperspektivische Ansätze helfen, Normalisierung spezifischer (unter Umständen ideologischer) Aspekte zu vermeiden, während Kontextualisierung und Metakommentierung die Narration über den Einzelfall hinaus weiten.

Ziel der Narrativisierung ist die Verbesserung von Lesbarkeit und Verständlichkeit der Texte18 sowie die Erhöhung des Publikums-Engagements. Traditionelle journalistische Formen der Nachrichtenübermittlung wie die invertierte Pyramide können die Informationsverarbeitung erschweren, während Nachrichten mit narrativer Struktur, bei der Ereignisse chronologisch oder kausal angeordnet werden und die Personalisierung und Dramatisierung einsetzen, diesen überlegen sein können (empirische Ergebnisse dazu sind allerdings uneinheitlich; vgl. Emde et al. 2016).

Zusammengefasst zeichnen sich Nachrichtenerzählungen inhaltlich aus durch Geschehens- und Darstellungssukzession, Perspektivität der Darstellung (‚point of view’) sowie die Herstellung von Ordnung. Sie beanspruchen Glaubwürdigkeit und Authentizität. Der oder die Erzähler:in dient als strukturierende Instanz, die Vertrauen schafft: Sie organisiert das berichtete Geschehen, gibt diesem Form und Struktur, ordnet es in größere Zusammenhänge ein und liefert Orientierung. Dabei wird nach Hickethier (1997) die Glaubwürdigkeit nicht primär durch die Nachrichten selbst hergestellt, sondern durch den Bezug auf bestehende journalistische Codes. Die Einbettung in einen entsprechenden journalistischen Kontext – etwa durch den Verweis auf eine vertrauenswürdige Praxis (vgl. Tulloch 2014: 630), durch einen Pakt mit dem oder der Leser:in (Greenberg/Weelwright 2014: 512) oder den Bezug zu journalistischen Rollen (Köpke 2017) – legt eine Lesart nahe, die dem Faktischen Vorrang vor dem Fiktionalen einräumt. Entscheidend ist, dass die aktive Komponente der Konstruktion verdeutlicht wird, denn Nachrichten sind immer nur Darstellungen einer Realität, nie die Realität selbst (Hickethier 1997). Der damit verbundene grundsätzliche Zweifel an dem, was in den Medien berichtet und als „wahr“ ausgegeben wird, so Hickethier, gehört zum demokratischen Selbstverständnis. Das Publikum wird in die Verantwortung genommen, sich der Konstruiertheit von Geschichte(n) bewusst zu werden und sich eine eigene Meinung zu bilden.19

2.3 Subjektivierung als zentrales Stilmittel

Die subjektive Perspektive wird im narrativen Journalismus bewusst eingesetzt, um Nähe zu stiften, Identifikationspotenzial zu bieten und sozialen Kontext zu schaffen. Dafür beziehen sich Journalist:innen auf persönliche Erfahrungen, Gedanken und Emotionen – und nutzen diese als Objektiv, durch das sie die Welt betrachten (Harbers/Broersma 2014: 640). Beispielhaft dafür sind die drei Episoden „A life sentence“ der PBS-Reihe The Frontline Dispatch20, die die persönlichen Gewalterfahrungen der Journalistin Samantha Broun mit dem größeren Thema jugendlicher Straftäter:innen verknüpfen oder Staffel 4 des Slate-Podcasts Slow Burn21 über den Aufstieg von David Duke, in der Josh Levine an eigene antisemitische Erlebnisse anknüpft.

Subjektivität als Stilmittel ist ein besonders herausforderndes Element im narrativen Journalismus, weil es normativen Ansprüchen an Journalismus zu widersprechen scheint: Der soziale Code zwischen Journalismus und Publikum impliziert, dass Journalist:innen „die Wahrheit“ abbilden. Dafür werden in der Regel übliche textuelle Konventionen verwendet wie die Trennung von Nachricht und Meinung, das Kenntlichmachen von Zitaten, die Ausgewogenheit der Berichterstattung und ein sachlicher (nicht-personalisierter) Schreibstil. Narrativer Journalismus macht sich im Gegensatz dazu die Rolle des bzw. der Erzähler:in zunutze, um diese Glaubwürdigkeit herzustellen: „Fundamental to this is the construction of an authentic narrative voice, a voice we are disposed to trust“ (Tulloch 2014: 630). Harbers und Broersma (2014) warnen entsprechend vor einem ‚Regime der Objektivität’ und raten dazu, Journalismus als performativen Diskurs zu betrachten, der nach Glaubwürdigkeit trachtet, indem er Phänomene beschreibend konstruiert. Subjektives Wissen, persönliche Erfahrungen, und moralische Bewertungen der oder des Berichtenden dienen dabei als organisierendes Prinzip, das die Vermittlung sozialer Realität rahmt (Harbers/Broersma 2014: 643). Auf diese Weise wird transparent gemacht, dass der Standpunkt des Autors bzw. der Autorin Einfluss auf die Konstruktion der Realität hat, und dass es keine ‚objektive Wahrheit’, sondern nur unterschiedliche Lesarten gibt. Das kann mit zwei Hosts, die im Dialog stehen (wie z.B. bei Reply All22 von Gimlet) besonders gut umgesetzt werden. So öffnet sich die Berichterstattung für Kritik (Harbers/Broersma 2014) – auch und gerade von Seiten des Publikums. Darin liegt eine große Stärke des narrativen Journalismus’: die Erhöhung des Publikumsengagements (van Krieken/Sanders 2017; 2019). Das gesteigerte Engagement kann sich positiv auf Selektion, Verweildauer und kognitive Auseinandersetzung mit den Inhalten auswirken. Das ermöglicht die Präsentation komplexerer Themen und eine differenziertere, multiperspektivische Auseinandersetzung mit positiven gesellschaftspolitischen Auswirkungen:

„narrative journalism mediates the relation between the audience and society. Using a narrative template with recognizable characters is seen as a powerful means to (a) increase the audience’s understanding of society in all its complexities and (b) enhance the audience’s sense of being part of that society.“ (van Krieken/Sanders 2019: 11f.)

Narrativer Journalismus erfüllt damit wichtige demokratische Funktionen, denn die Gestaltungsmittel der subjektiven Perspektive und des Einsatzes von Fallbeispielen öffnen den Blick für ‚the big picture’ – Kontextualisierung als zentrales Ziel narrativen Journalismus’. Der Einzelfall steht pars pro toto für ein gesamtgesellschaftlich relevantes Thema. Auf diese Metanarration wird Bezug genommen, um die Relevanz des Einzelfalls im Kontext bzw. für die Gesellschaft im Ganzen zu verdeutlichen (Lindgren 2016: 31). So lässt sich literarische Fiktion als universelle Form begreifen, die Welt zu beschreiben, zu deuten und Orientierung zu bieten (vgl. Renner 2008), aber auch zu überzeugen (Busselle/Bilandzic 2008, 2009; Green/Brock 2002).

2.4 Herausforderungen des Genres

Die zentrale Herausforderung des narrativen Journalismus’ formuliert der australische Journalist Nick Cater wie folgt:

„In many ways narrative journalism goes against what I and a lot of others consider to be the core business of journalism: breaking news, and giving readers the facts straight up. [...] Narrative journalism drifts away from that imperative and the risk is that it drifts into commentary.“ (Cater zit. nach Johnston/Graham 2012: 530)

Legt man ein normatives Verständnis zugrunde, dann ist dieser Drift problematisch, weil er die Kennzeichen journalistischer Berichterstattung wie Authentizität, Autonomie oder Aktualität unterminiert (Köhler 2009) und damit gegen journalistische bzw. publizistische Qualitätskriterien verstößt.23 Kritiker:innen narrativer Darstellungsformen bemängeln entsprechend die unklare Abgrenzung von Fakten und Fiktion, Ethik und Ästhetik, Objektivität und Subjektivität, Bericht und Kommentar, kurz zwischen journalistisch informieren und Geschichten erzählen (vgl. Harbers/Broersma 2014; Johnston/Graham 2012; Renner 2008; van Krieken/Sanders 2019).

Die Chance besteht aber darin, dass das Publikum durch diese Spannungsfelder angeregt wird, selbst Verantwortung zu übernehmen, um das Verhältnis von Realität und deren journalistische Darstellung zu beurteilen (van Krieken/Sanders 2019: 2). Damit obliegt es allerdings den Journalist:innen, die mit Geschichten arbeiten, so transparent wie möglich zu agieren, um eine gehaltvolle Auseinandersetzung zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang systematisieren Greenberg und Weelwright (2014) drei Ebenen ethischer Herausforderungen. Die ersten beiden, die epistemische (Wie können wir wissen, was wahr ist?) und die der Verantwortlichkeit (Welche Konsequenzen hat unser Handeln?) gilt für alle Arten des Journalismus. Die dritte hingegen ist vorwiegend relevant für literarische Formen: „the difficulties that arise when making an explicit attempt to balance art and life (aesthetics and ethics; beauty and truth)“ (Greenberg/Weelwright 2014: 512). Diese Balance muss transparent gemacht werden, um das Publikum nicht zu täuschen.

Diese Besonderheiten narrativen Journalismus’ – Subjektivität, Personalisierung, Kontextualisierung und Transparenz – kommen aufgrund der spezifischen Charakteristika des Mediums in Podcasts besonders gut zur Entfaltung. Darauf gehe ich im Folgenden ein.

3 Podcasts als auditiver narrativer Journalismus

3.1 Die Renaissance der Audioformate

Audioformate sind weltweit (wieder) auf dem Vormarsch: „audio is not merely surviving, it is thriving“ (McHugh 2014: 141). In den USA florieren Podcasts schon seit längerem, darunter auch journalistische Langformen (Dowling/Miller 2019: 168). Aber auch in Deutschland ist das Interesse groß: Aktuell hört laut Online-Audio-Monitor 2020 knapp jede:r vierte Befragte ab 14 Jahren in Deutschland mindestens gelegentlich Podcasts (24,4 %). Bei den unter 30-Jährigen Online-Audio-Nutzer:innen ist es nahezu jede:r Zweite (45,6 %). Zwei Drittel der User:innen hören die Angebote außer Haus. Dabei zählen Infosendungen, Wissens- und Lernbeiträge (55,1 %) und Nachrichten (46,2 %) neben Unterhaltungsformaten (46,6 %) mit Abstand zu den beliebtesten Inhalten, wobei die Hörer:innen ausdrücklich die Tiefe und Ausführlichkeit der Auseinandersetzung mit den Themen goutieren (Deck/Meyer-Tippach 2020: 38ff.).

Die Gattung des ‚narrative podcasting’ erfreut sich in den USA besonders großer Beliebtheit (McHugh 2016). Larson (2015) vertritt die Auffassung, Podcasts hätten auditive Langformen (u.a. auch narrative, non-fiktionale Formen des Journalismus) neu belebt, die im (Format-)Radio kaum noch eine Chance haben. Shows wie Embedded24, Serial, This American Life25 oder Reply All haben zum Teil millionenfache Download- bzw. Abonnentenzahlen und werden von einem umfassenden Medienecho begleitet (Berry 2015; vgl. auch Boling/Hull 2018). Aber auch in Deutschland gibt es Beispiele für diese Form des Journalismus, vielfach angesiedelt im True Crime-Genre, wie z.B. Dunkle Heimat26 von Antenne Bayern und Lautgut, Täter unbekannt27 (NDR 2) oder Wer hat Burak erschossen?28 (rbbKultur/radioeins). Das Podcast-Label Viertausendhertz29 produziert ebenfalls eine Vielzahl von Angeboten, die in dieses Genre des seriellen narrativen Journalismus passen. Was diese Angebote gemeinsam haben, ist die Mischung aus ‚Human Interest Stories’, investigativem Journalismus und Kulturkritik, die auf eine besondere Weise dargeboten wird: „a structure associated with documentary cinema and the novel, especially by way of narrative voice, ambient sound and music, a cast of characters established through a variety of interviewees, and a prevalence of reportorial method“ (Dowling/Miller 2019: 178).

3.2 Charakteristika narrativer Podcasts

Das Genre des auditiven narrativen Journalismus ist stark beeinflusst von Ira Glass, Host und Produzent von This American Life, und den von ihm formulierten Regeln des Storytelling: „the power of the anecdote, focusing only on interesting topics, raising questions and offering points of reflections“ (Glass zit. nach Lindgren 2016: 35f.). Diese Regeln lassen sich in Podcasts besonders gut umsetzen wie sein Podcast This American Life seit Jahren eindrücklich zeigt. Analog wurden bereits Besonderheiten von narrativem Journalismus wie Subjektivität und Personalisierung, Kontextualisierung sowie Transparenz herausgearbeitet. Zunächst lassen sich diese Aspekte in Podcasts besonders gut umsetzen durch den technischen wie inhaltlichen Fokus auf den oder die Moderator:in. Podcast-Hosts wie Malcolm Gladwell (Revisionist History) oder Sarah Koenig (Serial) verkörpern häufig sowohl die Subjektperspektive, die persönliche Erfahrungen ausdrückt, als auch die sogenannte ‚authorial voice’, die das Gehörte in einen größeren Kontext einordnet. Die Stimmen von Earlonne Woods und Antwan Williams im Radiotopia-Podcast Ear Hustle30 vermitteln Einblicke in das tägliche Leben der Gefängnisinsassen des San Quentin State Prison, aber auch Erkenntnisse über gesellschaftlichen Themen, die weit über das Persönliche hinausgehen (vgl. Dowling/Miller 2019). Diese besondere Rolle der Hosts ermöglicht die subjektiven Erzählformen des narrativen Journalismus: „Subjectivity is not just possible in podcasting – it is almost essential“ (McHugh 2019: 40).

Dabei gehen die Hörer:innen zum Teil enge Bindungen zu ‚ihren’ Hosts ein, denn deren Offenheit und Authentizität, ihre Sichtbarkeit als Mensch, aber auch der eher informelle Stil vieler Podcasts sind zentral für den Rapport mit dem Publikum (Boling/Hull 2018, Lindgren 2016, McHugh 2016). So werden David Ridgen (Someone Knows Something31) oder Kelly McEvers (Embedded) zu Vertrauten der Hörer:innen. Es entsteht eine enge Beziehung (auch, wenn diese überwiegend parasozialer Natur ist; vgl. Perks/Turner 2019), die durch die oben beschriebene intime Nutzungssituation forciert wird, und die renommierte Hosts wie Roman Mars (99% Invisible/Radiotopia32) selbst auch wertschätzen (vgl. Berry 2016b: 14). Diese Vertrautheit kommt narrativen Langformen bzw. seriellen Formaten zugute, weil sie die Publikumsbindung befördert (Lindgren 2016: 27).33

Verstärkt werden die Effekte der Moderation durch Stilmittel des Point of View-Storytellings: „Devices such as chronological scene-by-scene narration, use of the first person point of view, the portrayal of atmosphere and symbolic details, and the life-like and psychologically realistic portrayal of people“ (Harbers/Broersma 2014: 643). Reine Audioformate sind besonders gut in der Lage, atmosphärischen Sound oder authentische Emotionalität einzufangen, weil die Aufnahmesituation weniger aufdringlich ist als bei Videoformaten (McHugh 2014: 143). Der resultierende ‚Soundscape’ (wie z.B. bei Floodlines34, ein Podcast von The Atlantic über Hurricane Katrina mit Host Vann R. Newkirk II) ermöglicht eine besondere Präsenzerfahrung. Diese beruht u.a. auf der Auditivität des Mediums, denn „sight isolates, sound incorporates“ (Ong zit. nach McHugh 2014: 143). Das Gefühl, Teil der Geschichte zu sein, verstärkt den narrativen Charakter und die persuasive Wirkung von Podcasts (Dowling/Miller 2019). Zusammen mit der besonderen Rezeptionsform von Podcasts („intimately whispered into our ears“, Lindgren 2016: 24; vgl. auch Berry 2016a, Nyre 2015) berühren Figuren und Geschichten auf eine ganz besondere Weise.35 Dadurch wird die Glaubwürdigkeit journalistischer Inhalte befördert (Thier et al. 2019). Weiterentwicklungen im technischen Bereich wie binaurales Audio (3D-Stereo), die derzeit vor allem für fiktionale Produktionen eingesetzt werden (wie z.B. in Darkest Night36), können diese immersiven Effekte verstärken.

Die subjektiven Erzählformen des narrativen Journalismus nutzen Transparenz und Selbst-Reflexivität, um Nachvollziehbarkeit und Glaubwürdigkeit sicherzustellen. Viele Podcast offenbaren subjektive Perspektiven und mögliche Verzerrungen, sie machen auf Produktionsroutinen aufmerksam und diskutieren journalistische Qualitätskriterien, indem sie Dilemmata ansprechen und Entscheidungsprozesse transparent machen, wie z.B. bei S-Town37 von Serial Productions (vgl. Dowling/Miller 2019) oder im NDR 2-Podcast Täter unbekannt. Diese Selbst-Reflexivität ergänzt die subjektiven Einschätzungen um eine Meta-Narration, die das kritische Potenzial der Podcasts verstärkt und ihre Glaubwürdigkeit erhöht. Zusammen mit dem immersiven Effekt entsteht so eine besonders konzentrierte ‚Lern’-Atmosphäre (Dowling/Miller 2019), die affektive, aber auch kognitive Wirkungen von narrativ aufbereiteten Nachrichteninhalten im Allgemeinen und Podcasts im Besonderen begünstigt (Emde et al. 2016; Emde-Lachmund et al. 2017).

Ein weiterer Aspekt, der narrativen Journalismus in Podcasts fördert, ist die aktive Nutzung: Podcast-Inhalte werden vom Publikum aktiv selektiert (Podcasts gelten als „pull medium“; Berry 2016b: 12), intensiv genutzt (inklusive „binge listening”, ebd.: 16) und mit anderen Nutzer:innen diskutiert (Boling/Hull 2018; McClung/Johnson 2010). Eine solche Partizipationskultur ist dem Publikums-Engagement zuträglich (Bottomley 2015a; Jenkins 2008), da sie zu einer aktiven Auseinandersetzung mit den Inhalten beiträgt. Diese werden kommentiert und kritisiert, wodurch Diskursivität und Transparenz von Seiten der Rezipient:innen hergestellt werden – ein weiterer zentraler Aspekt narrativen Journalismus’ (vgl. Pauly 2014).

Schließlich spielen auch die Rahmenbedingungen von Podcasts eine Rolle für die Produktion von narrativem Journalismus. Zum einen ist diese Form des Podcastings in den USA stark verwurzelt im Public Service Broadcasting und dessen Ethos (Aufderheide et al. 2020; McHugh 2016). Die gründliche Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen ist daher vielfach schon angelegt bzw. Teil des Erfahrungsschatzes der Hosts. Auf der anderen Seite profitieren Podcast-Produzierende von der Freiheit von strukturellen Beschränkungen im Markt (Markman 2012). Die flexiblen und unabhängigen Produktionsprozesse haben vielfach Innovationen befördert und qualitativ hochwertigen Content hervorgebracht (Bottomley 2015b; Frary 2017; Schlütz 2015; Sellas/Solà 2019). Die Unabhängigkeit von festen Sendeplätzen und Formaten ermöglicht z.B. eine Flexibilisierung, die den Inhalten häufig besser gerecht wird als die strukturelle Fixierung in Programmplänen. So sind z.B. die Episoden des Podcasts The Memory Palace38 von Nate DiMeo (Radiotopia) nur so lang ‚wie nötig’ – das können auch mal nur 50 Wörter sein. Das ist vorteilhaft für Nachrichtenerzählungen, denn als Langstücke mit erhöhtem Platzbedarf bzw. längerer Rezeptionsdauer entsprechen sie häufig nicht den Bedingungen etablierter Medienproduktion. Für Podcasts ist das unproblematisch, weil sie in Bezug auf die Dauer einzelner Episoden (anders als im Radio) flexibel sind und bei Audioformaten die Bereitschaft, längere Stücke zu hören, größer zu sein scheint als in Print (Bullard 2020). Da sich Podcasts durch ihre Loslösung vom Programmfluss, die flexible Produktion und Distribution von fixierten Ausstrahlungsschemata emanzipieren, sind sie zudem nicht darauf angewiesen, berichtenswerte Ereignisse an Schemata anzupassen bzw. Pseudo-Ereignisse dafür zu kreieren (vgl. Hickethier 1997). Stattdessen ermöglichen es die flexiblen Podcast-Strukturen Langformen, ihre Stärken auszuspielen. Sie können durch den Bezug zu Metanarrativen, durch Einordnung, Kontextualisierung und Darstellung des Hintergrunds über die Einzelfälle hinaus gehen und sich die Zeit nehmen, auch gesellschaftliche Auswirkungen darzustellen wie z.B. in True Crime-Podcasts wie Serial (Boling/Hull 2018: 93). Schließlich ermöglicht die flexible Long-Tail-Vermarktungslogik (Anderson 2009) in digitalen Medienmärkten eine allgemeine Aufwertung von Nischen-Content, weil die Inhalte über lange Zeiträume ihr Publikum finden und akkumulieren können. Dadurch kann es sich finanziell lohnen, Inhalte für zahlenmäßig kleinere Zielgruppen anzubieten. Dies wiederum bietet ökonomische Anreize für die Produktion von Content, in dem auch bis dato marginalisierte Gruppen zu Wort kommen.

Insgesamt bieten sowohl die strukturellen Bedingungen als auch die technischen, formalen und inhaltlichen Charakteristika von Podcasts, die diskutiert wurden, hervorragende Möglichkeiten für qualitativ hochwertigen und überzeugenden narrativen Journalismus, der sich in der nötigen Breite und Tiefe mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandersetzt und gleichzeitig eine persönliche Perspektive einnimmt. Dieses Angebot stößt auf eine Nachfrage nach souverän und flexibel nutzbaren Inhalten, die dem mobilen Lebensstil und dem Interesse des Publikums an ‚nischigen’ Themen entgegenkommen. Das macht auditiven narrativen Journalismus so erfolgreich.

4 Fazit: Herausforderungen und Chancen von narrativem Journalismus in Podcasts

Kevin Sullivan, Executive Producer von Reveal39 des Center for Investigative Reporting, hat das Rezept für erfolgreichen Erzähljournalismus wie folgt beschrieben:

„People always say reading investigative news is like eating your broccoli. You know it’s good for you, but it doesn’t necessarily taste so good going down. So someone on our staff said, ‚Let’s make it broccoli tempura because it’s good for you and it’s delicious, too’.“ (Sullivan zit. nach Dalton 2017)

Die genannten Beispiele zeigen, dass narrativer Langform-Journalismus insbesondere in Audio-Form erfolgversprechend ist. Podcasts nutzen die Stärken des Mediums wie Auditivität, Immersion, Intimität, Engagement, Host-Bindung, um die Charakteristika narrativen Journalismus wie Subjektivität, Transparenz und Selbst-Reflexivität voll auszuspielen. Zudem eignet sich ein auditives, sequenzielles Medium besonders gut für den Einsatz der narrativen Stilmittel Figur und Zeit: Subjektive, intime Erzählperspektiven greifen die Erfahrungen der Hörer:innen auf und knüpfen an diese an. Die sequenzielle Ausstrahlung ergänzt dies um Zeitlichkeit und Chronologie der Geschichten und schafft so Authentizität und Glaubwürdigkeit. Damit konterkarieren non-fiktionale, narrative Podcasts Entwicklungen, die digitalen Medien allgemein nachgesagt werden, wie die Konzentration auf das Visuelle oder den ‚Häppchen-Journalismus’ (Dowling/Miller 2019). Sie bieten journalistischen Langformen eine neue Plattform und erschließen Zielgruppen, die die flexiblen, mobilen Nutzungsmöglichkeiten von Podcasts schätzen.

Der große Erfolg dieser Formate birgt allerdings Herausforderungen. Zum einen hat er (zumindest in den USA) zu einer Produktionsschwemme von Podcasts im Allgemeinen und narrativ-journalistischen Angeboten im Speziellen geführt. Der verstärkte Wettbewerb beeinflusst Finanzierung und Distribution der Angebote. Die Notwendigkeit, profitabel zu arbeiten, kann sich negativ auf die oben genannten Spannungsfelder narrativen Journalismus’ auswirken, indem ‚Schönheit’ bzw. Machart vor Ethik und Wahrheit der Vorzug gegeben wird, Grenzen verschwimmen und Transparenz schwindet. Die Angebotsverbreitung, bis dato eine vorwiegend offene, dezentrale Distribution, folgt einem Trend der Plattformisierung (Sullivan 2019; vgl. auch Deck/Meyer-Tippach 2020: 38), d.h. einer zunehmenden Konzentration auf reichweitenstarke Streamingdienste wie YouTube oder Spotify, die ergänzend zu Video- und Musik-Inhalten ein professionell organisiertes Angebot zur Archivierung, Navigation und Konsum von Podcasts unterbreiten. Neben Plattformen wie Apple Podcast, die diese Services anbieten, ohne den Zugang zu den Inhalten zu begrenzen, gibt es mittlerweile auch geschlossene Plattformen wie Audible, die eigenen Podcast-Content produzieren, der nur gegen Bezahlung nutzbar ist. Dieser Trend zur Zentralisierung des Angebotes, der bei herkömmlichen Nachrichten bereits weit verbreitet ist, bringt die Autonomie und ökonomische Nachhaltigkeit kultureller Produktion im Allgemeinen und damit auch die des auditiven narrativen Journalismus in Gefahr (Nieborg/Poell 2018). Für narrativen (Audio-)Journalismus wäre es wünschenswert, die Offenheit zu erhalten, um Reichweite, Stellenwert und Relevanz dieser Variante des „public podcasting“ (Aufderheide et al. 2020) zu erhalten.

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Datenverfügbarkeit

Alle relevanten Daten befinden sich innerhalb der Veröffentlichung.

Interessenskonfliktstatement

Die Autor:innen erklären, dass ihre Forschung ohne kommerzielle oder finanzielle Beziehungen durchgeführt wurde, die als potentielle Interessenskonflikte ausgelegt werden können.


  1. https://www.npr.org/podcasts/510311/embedded (Zugriff am 09.10.2020).↩︎

  2. https://serialpodcast.org/about (Zugriff am 09.10.2020).↩︎

  3. https://www.pbs.org/wgbh/frontline/podcasts/dispatch/ (Zugriff am 09.10.2020).↩︎

  4. https://www.nytimes.com/interactive/2018/podcasts/caliphate-isis-rukmini-callimachi.html (Zugriff am 09.10.2020).↩︎

  5. https://www.justhumanproductions.org/epidemic (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  6. Und auch hierzu gibt es einen Podcast: Gangrey von Matt Tullis befasst sich seit 2012 mit narrativem Journalismus und den Menschen, die ihn betreiben (vgl. https://matttulliswriter.com/gangrey-the-podcast/; Zugriff am 09.10.2020).↩︎

  7. https://serialpodcast.org/season-two (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  8. https://features.apmreports.org/in-the-dark/ (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  9. https://gimletmedia.com/shows/conviction (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

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  12. https://www.npr.org/podcasts/510343/white-lies (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  13. https://darknetdiaries.com/ (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  14. Der Begriff ‚Nachrichten’ umfasst hier unterschiedliche informierende journalistische Darstellungsformen, angefangen von Meldungen, über Nachrichten im engeren Sinne zu Reportagen und Features.↩︎

  15. Wobei insbesondere US-amerikanische Magazine wie der New Yorker hier eine langjährige Tradition haben (vgl. Johnston/Graham 2012).↩︎

  16. Wobei sich die Reportage im Nachgang als erfunden herausstellte (Kolbe 2017).↩︎

  17. Zum Teil in einer Person, wie z.B. Lulu Miller in dem NPR-Podcast Invisibilia (vgl. https://www.npr.org/podcasts/510307/invisibilia; Zugriff am 17.09.2020), die über die Zeit immer mehr Informationen über sich preisgibt und dadurch den Zuhörer:innen immer vertrauter wird (Lindgren 2016: 31).↩︎

  18. Der Begriff ‚Text’ wird hier umfassend als jede Bedeutung tragende (Informations-)Einheit verstanden.↩︎

  19. Der Aspekt der aktiven Bedeutungskonstruktion im narrativen Journalismus’ wird hervorragend im Podcast Revisionist History verdeutlicht. Unter dem Motto „Because sometimes the past deserves a second chance“ (http://revisionisthistory.com/about; Zugriff am Zugriff am 09.10.2020) reinterpretiert der Host Malcolm Gladwell historische Begebenheiten, indem er sie neu bzw. anders kontextualisiert und aus alternativen Blickwinkeln betrachtet, wie z.B. in Folge 4 der zweiten Staffel, „The Foot Soldier of Birmingham“, in der ein ikonisches Foto der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung mithilfe von Augenzeug:innen retrospektiv umgedeutet wird (vgl. http://revisionisthistory.com/episodes/14-the-foot-soldier-of-birmingham; Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  20. https://www.pbs.org/wgbh/frontline/podcast/dispatch/a-life-sentence/ (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  21. https://slate.com/podcasts/slow-burn/s4/david-duke (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  22. https://gimletmedia.com/shows/reply-all (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  23. Im Vordergrund stehen hier Aspekte wie Komplexitätsreduktion (z.B. durch den Einsatz von Frames), Objektivität, Transparenz/Reflexivität, Originalität und Reflexivität (s. Ruß-Mohls ‚Magisches Vieleck’; Ruß-Mohl 1992: 66) bzw. Vielfalt, Relevanz, Professionalität oder Rechtmäßigkeit (Schatz/Schulz 1992).↩︎

  24. https://www.npr.org/podcasts/510311/embedded (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  25. https://www.thisamericanlife.org/ (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  26. https://www.lautgut.de/podcasts/ (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  27. https://www.ndr.de/ndr2/sendungen/taeterunbekannt/podcast4282.html (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  28. https://www.radioeins.de/themen/\_/burak/ (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  29. https://viertausendhertz.de/podcasts (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

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  31. https://www.cbc.ca/radio/sks (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  32. https://99percentinvisible.org/ (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  33. Diese Loyalität des Publikums ist auch mit Blick auf alternative Finanzierungsmodelle wie Crowdfunding, Sponsoring, Host-Read Advertising, Spenden etc. von großer Bedeutung, die bei investigativem Journalismus nicht unwichtig sind.↩︎

  34. https://www.theatlantic.com/podcasts/floodlines/ (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  35. Lindgren (2016) argumentiert, dass die Entwicklung hin zu persönlichen Erzählungen eng verbunden ist mit der oben genannten Intimität der Nutzungssituation. Unter Bezug auf Walt Harrington bezeichnet sie das Genre daher als „intimate journalism“ (Lindgren 2016: 26).↩︎

  36. http://www.darkestnightpod.com/ (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  37. https://stownpodcast.org/ (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

  38. https://thememorypalace.us/ (Zugriff am 17.09.2020).↩︎

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2019-12-01

Akzeptiert

2020-09-29

Veröffentlicht

2020-12-15