Humor und Stereotype in Memes
Ein theoretischer und methodischer Zugang zu einer komplizierten Verbindung
DOI:
https://doi.org/10.15460/kommges.2018.19.2.597Schlagworte:
Ikonologie, Stereotyp, Ambivalenz, Bild, Internet, Humor, Popkultur, Analyse, InterpretationRedaktion und Begutachtung
Abstract
Im vorliegenden Beitrag wird das gleichzeitige Auftreten von Humor und Stereotypen in Memes thematisiert. Dabei wird von der These ausgegangen, dass sich sowohl humoristische Elemente als auch Stereotype gut für die Verwendung in Memes eignen, da sie deren Wiedererkennungswert steigern. Anhand einer qualitativen Bildanalyse nach der dokumentarischen Methode wurden dafür zwei Memes untersucht und der Fokus dabei auf die Verbindung von bildlichen und textualen Elementen gelegt. Die Ergebnisse zeigen, dass den Stereotypen, wenn sie humoristisch aufgegriffen werden, eine hoch ambivalente und vielschichtige Bedeutung zukommt. Durch Inkongruenzen, Hyperbolisierung, Umkehrungen und Kontrastierungen können Stereotype so teils unterlaufen, teils aber auch verstärkt werden.
1 Einleitung
Memes sind nicht nur einfache Bilder, die der Belustigung dienen. In ihnen spiegeln sich die Vorstellungen über die Welt, in der wir leben, auf sehr vielfältige Weise wider. Durch das massenhafte Erstellen und Teilen in der Öffentlichkeit des Internets bieten Memes einen guten Einblick in die pluralen, meist auch ambivalenten Sichtweisen auf die unterschiedlichsten Themen. Memes scheinen dabei eine spezielle Form des Umgangs zu ermöglichen, da sie sich durch einen dezidiert humoristischen Impetus auszeichnen (Shifman 2014a: 76). Was den Erfolg dieses Internetphänomens erklärt, nämlich dass es die Menschen zum Lachen bringen kann, wird dann problematisch, wenn sensible Themen in Memes aufgegriffen werden. Denn häufig kommt es dazu, dass Stereotype in Memes Verwendung finden und Normen und Konventionen im Umgang mit diesen durchbrochen und verletzt werden. Die Art, wie Stereotype dargestellt und aufgegriffen werden, ist dabei einerseits stark geprägt von der inneren Logik der Communities wie 4chan oder reddit, in denen ein Großteil dieser Memes entsteht (Milner 2013b: 68ff.). Andererseits stellt aber auch der Aufbau der Memes selbst einen zentralen Faktor dar.
Auffällig an den bislang veröffentlichten Studien zum Thema Memes ist, dass der Analyse der Bildelemente nur eine untergeordnete Rolle zukommt.1 Vielmehr stehen die textualen Teile im Vordergrund, welche als Grundlage für die Interpretation genutzt werden. Deshalb sollen in diesem Beitrag die visuellen Elemente stärker in den Fokus gerückt und ein methodischer Zugang vorgestellt werden, der die Bildkomponenten gleichwertig mit den Textelementen in die Analyse mit einbezieht. Mithilfe der dokumentarischen Methode nach Ralf Bohnsack (2011) soll dabei der Frage nachgegangen werden, wie Stereotype in Memes humoristisch aufgegriffen werden und welche Wechselwirkungen zwischen Humor und Stereotypen zu beobachten sind.
Denn während Humor in Memes als konstitutives Element durchaus erkannt wird, mangelt es gleichzeitig häufig an einem systematischen Einbezug von Humortheorien bei der Analyse. Gerade in Bezug auf Stereotype wird diesen nur eine geringe Erklärungskraft zugeschrieben,2 was dazu führt, dass sie meist nur als Stilmittel in die Interpretation einbezogen werden. Hier soll stattdessen der Humor ins Zentrum der Untersuchung gerückt werden, um so die Wechselwirkungen zwischen Humor und Stereotypen besser erklären zu können.
Dafür soll im ersten Teil dieses Beitrags zunächst geklärt werden, was Memes sind. Anhand des Oberbegriffs der Viralität soll dabei aufgezeigt werden, welch zentraler Stellenwert sowohl humoristischen Elementen als auch Stereotypen in Memes zukommt, da diese als Signifikanzgeber dienen. Mithilfe des Begriffs der Originalität soll dann im zweiten Abschnitt erläutert werden, was passiert, wenn Humor und Stereotype in Memes aufeinandertreffen. Dabei steht das humoristische Aufgreifen von Stereotypen und dessen Auswirkungen im Vordergrund. Im dritten Teil wird dann die dokumentarische Methode nach Bohnsack (2011) vorgestellt, mithilfe derer die Memes sowohl in Bezug auf ihre Bildkomposition als auch ihren textlichen Inhalt analysiert werden. Die Ergebnisse dieser Analyse stellen dann den abschließenden vierten Teil dieses Artikels dar.
2 Humor und Stereotype in Memes
2.1 Definition Memes
Memes sind nach Limor Shifman „[u]nits of popular culture that are circulated, imitated, and transformed by Internet users, creating a shared cultural experience“ (2014a: 367). Shifman wählt dabei einen soziologischen Zugang, der auf kommunikative Aspekte von Memes abzielt und die Bedeutung der Verbreitung und des Aufgreifens durch Internetuser_innen deutlich in den Fokus stellt. So beschreibt sie Memes als „eine Gruppe digitaler Einheiten, die gemeinsame Eigenschaften im Inhalt, in der Form und/oder der Haltung ([m englischen 'stance' und bezogen auf die Ersteller_innen von Memes, Anmerkung S. M.] aufweisen“ (Shifman 2014b: 44). Memes sind also immer schon eine Sammlung einzelner Artefakte mit ähnlichen Eigenschaften, welche zudem, so Shifman, „are created with awareness of each other“ (2014c: 241). Für die wissenschaftliche Analyse ist es also zentral zwischen dem Meme als Ganzes und den einzelnen, zugehörigen Artefakten zu unterscheiden. Dennoch ist es nicht einfach möglich, ein Meme als die Gesamtheit dieser Elemente zu definieren. Abgesehen von der Tatsache, dass die Sammlung durch die unerschöpfliche Anzahl an Artefakten in den unterschiedlichsten Foren, Communities und Generatoren-Websites unüberschaubar und täglich wachsend ist, werden Memes meist schnell durch die Mitglieder der Communities nach ihrem Erfolg bewertet und bei Gefallen an vorderer Stelle auf den Seiten platziert. „Schlechte“ oder „falsche“ Verwendungsweisen werden hingegen durch eine schlechte Bewertung sanktioniert, wodurch diese Artefakte weniger sichtbar platziert werden. Was eine „falsche“ oder „schlechte“ Verwendungsweise ist, steht dabei nicht von vornherein fest, sondern wird maßgeblich durch die Bewertungssysteme mitbestimmt. Nachvollziehbar ist dieser Prozess im Nachhinein allerdings nicht mehr. Weder die zeitliche Abfolge der Erstellung, noch der direkte gegenseitige Bezug sind in der Regel sichtbar, wodurch die Analyse erschwert wird. Was aber bleibt ist die typische Verwendungsweise eines Memes,3 welche sich meist schnell in den Communities herauskristallisiert. Eine zentrale Herausforderung bei der Analyse von Memes ist es also, die Untersuchung von einzelnen Artefakten – denn dort muss jede Empirie ansetzen – immer an die Logik der Memes als Gruppen einzelner, ähnlicher Einheiten zu koppeln. Eine typische Verwendung muss dabei allerdings nicht auf eine oder wenige Möglichkeiten begrenzt sein. Milner (2013b) stellt in seinen diskursanalytischen Studien zu Memes heraus, dass die Masse an Artefakten auch ein breites Spektrum an Perspektiven auf ein in Memes aufgegriffenes Thema werfen können. Anhand des Begriffs der „polyvocality“ weist Milner (ebd.: 2361) darauf hin, dass trotz der Ähnlichkeit innerhalb der einzelnen Elemente eines Memes auch immer ein breites Spektrum von Möglichkeiten vorherrscht, wie ein Meme genutzt werden kann. Damit verweist Milner auf ein zentrales Kriterium von Memes. Denn bei diesen ist nicht nur die Viralität, also die massenhafte Verbreitung an sich zentral, sondern erst in Kombination mit dem Verändern der Inhalte von einer unbestimmten Anzahl anonymer User_innen, die sich immer wieder aufeinander beziehen, entfalten Memes ihre Wirkung.
Zentral sind signifikante Elemente, die auch für die Analyse von Humor und Stereotypen von enormer Bedeutung sind. Signifikanz meint, dass Teile von Memes einen gewissen Wiedererkennungswert aufweisen müssen, welcher sich in den jeweiligen einzelnen Einheiten durchgängig wiederfindet. Signifikante Elemente können dabei bezogen sein auf ein spezifisches Bild (oder auch Bildausschnitte), eine aussagekräftige Gestik oder Mimik innerhalb des Bildes, eine Filmreferenz, aber auch eine bestimmte Schriftart oder ein inhaltlicher Aspekt, der sich durch alle Einheiten zieht – und der, wenn einmal etabliert, auch wieder transformiert werden kann. Signifikante Elemente sind eine zentrale Voraussetzung für Memes, um dem Aspekt der Viralität gerecht zu werden. Sie geben den Memes ihre spezifische, charakteristische Form, welche sie erst als Gruppe von Einheiten definiert. Gleichzeitig muss aber innerhalb der Memes noch Raum sein für Veränderung. Zu signifikante Bilder oder Videos werden zwar viral, lassen sich aber eher schlecht als Vorlage für ein Meme nutzen, da kaum noch Platz ist für Veränderungen.
In diesem Beitrag wird eine Unterform der Memes analysiert, die sogenannten Stock Character Macros. Dabei handelt es sich um Memes, die besonders einfach über Meme-Generatoren, also kostenlose Software im Internet, erstellt werden können.4 Dabei werden Bildvorlagen (sog. Templates) verwendet, welchen dann ohne technisches Vorwissen Text hinzugefügt werden kann. Stock Character Macros weisen dabei die typischen Eigenschaften von Memes auf, zeichnen sich allerdings durch einen spezifischen Aufbau aus, welcher durch die Schriftart und die Witzstruktur in Kombination mit dem jeweiligen Template bestimmt ist (Milner 2013b: 2365). Auffällig ist zudem, dass Stereotype besonders häufig in Stock Character Macros Anwendung finden. Sowohl humoristische als auch auf Stereotype bezogene Elemente scheinen sich nun besonders als Signifikanzgeber in Memes allgemein und in Stock Character Macros im Speziellen zu eignen, da sie einerseits einen hohen Wiedererkennungswert haben, andererseits aber auch die nötige Offenheit, um kreativ mit ihnen umzugehen.
2.2 Humor und Stereotype als Signifikanzgeber
Dies wird schnell deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, wie Humor funktioniert. Humor ist laut Anton C. Zijderveld (1976: 21) ein Spielen mit kulturellen Sinninhalten. Dieses kann sich auf sprachliche, logische, emotionale oder einfach alltägliche Aspekte beziehen. Die Motive dafür können ganz unterschiedlicher Natur sein. Von bewusster Abgrenzung beim exkludierenden Humor über eine verbindende Funktion unter Gleichgesinnten werden kulturelle Inhalte aufgegriffen und zum Gegenstand komischer Betrachtung (Leontiy 2011: 8). Darüber hinaus werden sie im unernsten Modus spielerisch verändert (Zijderveld 1976: 25ff.). Dabei greifen stilistische Mittel wie die Hyperbolisierung (Übertreibung), Zuspitzung und Umkehrung. Auf diese Weise wird erreicht, dass bestimmte kulturelle Inhalte durch Humor eine hohe Signifikanz erreichen, also so verändert werden, dass ihnen eine hohe Eindeutigkeit zukommt. In Stock Character Macros findet dieser spielerische Umgang sowohl in visueller als auch sprachlicher Hinsicht statt. In den Bildern werden häufig alltägliche Gesten oder Handlungen dargestellt, welche als Basis (kulturelle Inhalte) für die Stock Character Macros fungieren.
Allerdings eignet sich nicht jedes Bild für ein Stock Character Macro, sondern eben jene, die humoristisches Potenzial über die spezifischen Mechanismen (Hyperbolisierung usw.) beinhalten. So eignen sich beispielsweise Tiere ganz besonders für die humoristische Darstellung von Mimik und Gestik in den Templates für Stock Character Macros. Über Grumpy Cat (siehe Abb. 1 links) wird schlechte Laune und Pessimismus repräsentiert, ein Koalabär (siehe Abb. 1 Mitte) schaut erschrocken und mit weit aufgerissenem Mund, sodass ihm die Blätter, die er gerade frisst, fast aus dem Mund fallen. Tiere besitzen deshalb ein besonderes humoristisches Potenzial, da über die Anthropologisierung (Berger 1998: 56), also die Vermenschlichung der animalischen Gestik und Mimik, leicht ein Bogen zu menschlichen Empfindungen geschlagen werden kann, ohne den Bezug zu realistisch scheinen zu lassen. Auf diese Weise können alltägliche Probleme mithilfe der aus menschlicher Sicht vollkommen überspitzten Ausdrücke der Tiere hervorragend dargestellt werden. Gleichzeitig wird so aber auch eine Distanz zu den häufig tragischen, enttäuschenden oder traurigen Ereignissen geschaffen, welche in diesen Memes beschrieben werden (denn es passiert ja eigentlich nur dem dargestellten Tier).
Ein ähnliches Prinzip gilt für popkulturelle Referenzen. Gerade Ausschnitte aus bekannten Filmen und Serien (siehe Abb. 1 rechts) werden häufig in einem humoristischen Kontext verwendet. Auch dabei kommen meist Überspitzung, Übertreibung und Umkehrung als humoristische Mittel zum Zuge. Die Gestik und Mimik gewinnen dabei allerdings nicht über die Anthropologisierung an Bedeutung, sondern über den Kontext des Filmes oder der Serie, auf welche sich die Referenz bezieht. Meist sind es dabei Schlüsselstellen im Plot, epische, besonders witzige oder tragische Momente, die als Vorlage dienen, um diese auf alltägliche Situationen zu übertragen. Hier wird Signifikanz also mithilfe der popkulturellen Referenz gewonnen und aufgrund der Rekontextualisierung in alltägliche Situationen ein humoristischer Gewinn erzielt.
Aber auch Stereotype eignen sich hervorragend als signifikante Elemente. Unter Stereotypen werden „schematisierte, auf relativ wenige Orientierungspunkte reduzierte […] Vorstellungen über spezifische Wesens- und Verhaltensmerkmale anderer Menschen oder Menschengruppen […] verstanden“ (Hillmann 2007: 860f.), die zudem häufig sehr einseitig ausfallen. Sie entstehen innerhalb von Differenzkonstruktionen, welche in einer Gesellschaft vorherrschen. Solche Konstruktionen wie Alter, Geschlecht oder Herkunft sind dabei immer kontingent (Hirschauer 2014). Welche Eigenschaften welchen Gruppen zugeschrieben werden ist zunächst einmal offen, allerdings sind viele dieser Vorstellungen bereits über Generationen hinweg verfestigt und teilweise sogar institutionalisiert und naturalisiert. Damit besitzen Differenzkonstruktionen eine enorme Wirkmächtigkeit im Alltag und sind häufig fraglos gegeben. Dennoch ist der Konstruktionsprozess nicht unproblematisch. Immer wieder müssen Differenzkonstruktionen bestätigt werden, manche gewinnen an Bedeutung, andere hingegen werden immer unwichtiger. Stereotype spielen nun eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung von Differenzkonstruktionen. Denn hier werden die Vorstellungen über eine Gruppe einseitig dargestellt und damit deutlich vereinfacht. Auf diese Weise kann eine Orientierung auf Kosten der Differenzierung erreicht werden (Tajfel 1982: 41f.). So kommt es bspw., dass Arbeitslosen häufig Faulheit nachgesagt wird (Zick 2010): Es ist viel einfacher, eine ganze Gruppe als arbeitsunwillig zu diffamieren, als die vielfältigen Ursachen von Arbeitslosigkeit in Betracht zu ziehen.
In Memes kommt Stereotypen als signifikanten Elementen aus diesem Grund eine zentrale Rolle zu, da sie Sachverhalte einseitig überspitzen. Ähnlich wie bei humoristischen Elementen wird so eine große Eindeutigkeit erzielt, hier allerdings nicht aufgrund eines spielerischen Umgangs mit den Inhalten, sondern mithilfe von institutionell verankerten Zuschreibungen. Sie reduzieren die Informationen eben nur auf die der Differenzkonstruktion zugehörigen und erhöhen damit den Wiedererkennungswert. Dabei ist es zunächst einmal unerheblich, ob Personen, die diese Memes ansehen, aufgreifen oder verändern, diesen Stereotypen positiv oder negativ gegenüberstehen. Das Wissen, welches mit einer bestimmten Gruppenzugehörigkeit verknüpft ist, ist nicht nur bei Personen verbreitet, die diese Stereotype teilen. Auch wer diese ablehnt, weiß um die Vorurteile, die mit einer Differenzkonstruktion verknüpft sind. Stereotype als signifikante Elemente einzusetzen ist also eine effektive Möglichkeit, einen hohen Wiedererkennungswert zu erzielen, indem das allgemeine Wissen über eine Gruppe abgerufen wird, ohne dabei zu differenzieren oder zu relativieren. Gleichzeitig wird dabei deutlich, dass die Verwendung von Stereotypen an sich zunächst nichts Negatives sein muss. Zwar kann die Verwendung schon zur Reproduktion von Vorurteilen beitragen. Wie im empirischen Teil gezeigt wird, ist aber der spezifische Einsatz und Kontext der Stereotype in den Memes von großer Bedeutung für den Umgang mit den Differenzkonstruktionen.
Bislang wurden beide Aspekte, der Humor und die Stereotype in Memes, getrennt dargestellt. Diese Vorgehensweise zeichnet die meisten Beiträge aus, die bislang zu dem Thema erschienen sind. Meistens liegt der Fokus auf den Differenzkonstruktionen und der Humor findet zwar Erwähnung, wird aber selten systematisch mit einbezogen (vgl. bspw. Shifman 2014b). Das führt dazu, dass humoristische Elemente mehr als stilistisches Mittel betrachtet werden, welche von den Ersteller_innen der Memes genutzt werden, um ihren Standpunkt zu verdeutlichen. Humor hat mit Sicherheit diese Funktion, ihn darauf zu reduzieren greift allerdings zu kurz. Gerade in der Verbindung beider Aspekte ergibt sich erst das Potenzial, die Vielschichtigkeit von Memes besser zu erfassen. Denn tatsächlich treten Humor und Differenzkonstruktionen gleichzeitig in Memes auf und müssen deshalb auch so untersucht werden. Dafür bedarf es eines theoretischen Rahmens, der beide Aspekte gleichwertig mit einbezieht. Nur so kann die Dynamik in den Blick genommen werden, welche die Memes auszeichnet. Dafür soll im nächsten Abschnitt unter dem Begriff der Originalität aufgezeigt werden, wie Humor und Stereotype sich gegenseitig bedingen und damit neue, kreative Inhalte hervorbringen.
2.3 Die Koinzidenz von Humor und Stereotypen
Zunächst muss das Verständnis von Humor noch differenzierter betrachtet werden. Während Zijdervelds (1976) Definition als ein Spielen mit kulturellen Sinninhalten nah an der Deutung von Humor als Stilmittel oder Modus der Kommunikation bleibt, geht Peter L. Berger (1998) noch über diese Deutung hinaus. Angelehnt an die Theorie von Alfred Schütz beschreibt er Humor als eine Sinnprovinz, die ein kurzzeitiges Heraustreten aus der dominanten Alltagswelt ermöglicht. Voraussetzung dafür ist eine geteilte Wirklichkeitskonstruktion, d. h. ein gemeinsam geteilter Wissensvorrat über die dominante Alltagwelt, welcher Voraussetzung für das Verstehen von humoristischen Bemerkungen ist. Berger steht damit in der Tradition von Distanztheorien, die die zentrale Funktion des Humors darin sehen, den Menschen ihre Vorstellung von der Wirklichkeit in einer spielerischen Weise zu verdeutlichen. In Anschluss an Marie C. Swabey (1961) geht Berger davon aus, dass Humor als eine Art Absicherungsmechanismus wirkt, welcher es den Menschen erlaubt, die häufig unbewussten Regeln und Normen im alltäglichen Leben und damit ihre Situation in der dominanten Alltagswelt zu reflektieren. Die Bandbreite dieser Rückversicherung reicht von vermeintlich beiläufigen Bemerkungen im Alltag bis hin zur kritischen Reflexion gesellschaftlicher Verhältnisse im „großen Humor“ politischer Satire.
Kommen dabei auch Stereotype ins Spiel, so wird ein erster Mechanismus des Zusammenspiels von Humor und Differenzkonstruktionen deutlich. Denn das humoristische Aufgreifen dieser Konstruktionen in Memes findet nicht im Rahmen der dominanten Alltagswelt statt, sondern eben in der Sinnprovinz Humor, einem unernsten Modus, welcher sich ganz explizit gegen die Regeln einer geteilten Wirklichkeitskonstruktion wenden kann (und als Modus an sich gleichzeitig Teil derer ist). So können zwei Personen sich über Geschlechterklischees lustig machen und diese dabei aufgreifen, vielleicht überspitzen oder spielerisch umkehren und das gerade deshalb, weil beide wissen, dass sie diese Klischees als überholt ansehen. Liegen unterschiedliche Wirklichkeitskonstruktionen zugrunde, zum Beispiel, wenn eine Person den Klischees sehr verhaftet ist, wird die gleiche Anspielung vielleicht nicht als Humor gedeutet oder eben nicht als lustig empfunden und dementsprechend ernst darauf reagiert. Eine ähnliche Wirklichkeitskonstruktion ist also Voraussetzung für das Gelingen von Humor und beeinflusst damit grundlegend, über was und auf welche Weise in einer Gruppe gelacht wird.
Wenn die zugrundeliegenden Wirklichkeitskonstruktionen mit einbezogen werden sollen, muss aber auch der strukturelle Rahmen Erwähnung finden, welcher für die massenhafte Entstehung von Memes konstitutiv ist. Denn die Wirklichkeitsdeutung, welche vielen Memes zugrunde liegt, ist nicht kosmopolitisch über nationale und ethnische Grenzen hinweg geprägt — wie man aufgrund des Vorkommens im vermeintlich egalitären Internet annehmen könnte. Ganz im Gegenteil sind die Communities, in denen Memes zirkulieren, und Internetseiten, auf denen Memes mit einfachen Mitteln hergestellt werden können, in fester Hand eines weißen, jungen Publikums westlicher Prägung (Milner 2013a). Alle zentralen Foren (reddit, 4chan, imgur usw.) sind stark westlich bzw. meist sogar explizit amerikanisch geprägt, auch wenn sie weltweit aufgesucht und genutzt werden. Damit einher geht eine bestimmte Sicht auf die Welt, die — folgt man Berger — dementsprechend auch einen Einfluss auf den humoristischen Inhalt hat. Denn diesem liegt die Wirklichkeitsdeutung einer Community zugrunde, welche mit bestimmten Werten, Vorstellungen, alltäglichen Normen und Regeln aufgewachsen ist, auch wenn die Ansichten innerhalb dieser Gruppe noch sehr divergent ausfallen können. So stellt Milner (ebd.) fest, dass Weißsein eine zentrale Norm darstellt, welche größtenteils unbemerkt bleibt und nur punktuell Gegenstand von Reflexion wird. Damit einher geht ein Othering von anderen ethnischen und nationalen Gruppen, welches einen enormen Einfluss darauf hat, wie Stereotype in Memes aufgegriffen werden. Weiterhin ist die Community stark männlich geprägt, was sich in einer häufig sexistischen Umgangsweise und sehr männlich geprägten Diskussionen äußert.
Doch nicht nur die Sichtweise der weißen, westlich geprägten User_innen spielt eine Rolle beim humoristischen Aufgreifen von Stereotypen in Memes. Milner (ebd.) fand zudem heraus, dass über die Communities hinweg eine immanente Diskurslogik vorherrscht, die er als „logic of lulz“ (übersetzt so viel wie „Logik des Lachens“) bezeichnet. Damit gemeint ist eine kritisch-distanzierende Haltung der User_innen zu allen möglichen Themen, welche sich häufig in ironischen oder sarkastischen Beiträgen äußert. Der Großteil der Themen in den Foren beinhaltet also keine ernsten, zielgerichteten Diskussionen, sondern Komplexe von Beiträgen mit sehr unterschiedlichen Meinungen zu einem Thema, welche stets in humoristischer Weise geäußert werden (und häufig vom eigentlichen Thema abschweifen). In Bezug auf die „Occupy Wallstreet”-Proteste beschreibt Milner (2013b) das komplexe Memesgeflecht zum Thema deshalb als „polyvocality“, also eine Art Mehrstimmigkeit innerhalb des diskursiven Prozesses.
Auch wenn die Communities also grundlegend weiß, westlich und männlich dominiert sind, bieten sie immer noch genug Spielraum für vielfältige und widersprüchliche Meinungen zu den verschiedensten Themen. Sie müssen also als strukturelle Bedingung mit einbezogen werden, ohne diese aber als determinierend für den Prozess der Herstellung und Veränderung von Memes zu interpretieren. Denn wirft man einen detaillierteren Blick auf die einzelnen Memes, wird die Prägung durch die Communities zwar deutlich, allerdings gehen die komplexen Sinninhalte innerhalb der Memes auch deutlich darüber hinaus. Es ist also wichtig, trotz der bedeutenden strukturellen Einflüsse die konkreten Inhalte in den Fokus der Betrachtung zu rücken. Gerade die Wirkung von Humor wird häufig marginalisiert und damit gleichfalls unterschätzt. Denn das Spielen mit Sinninhalten folgt bestimmten, stilistisch sehr vielfältigen Regeln, die sich in den verschiedenen komischen Formen niederschlagen (Ironie, Witz, Frotzeln usw.). In der Regel wird Humor kommunikativ angekündigt, es gibt Rituale, die das Eintreten in eine komische Unterhaltung markieren („Kennst Du den schon?“) (Kotthoff 2006: 7). Ist dies erfolgt, werden die humoristischen Stile aber dazu genutzt, um die Regeln der dominanten Alltagswelt zu durchbrechen, zu unterlaufen oder umzukehren. Während in ernsten Interaktionen eine kohärente Erzählweise vorausgesetzt wird, ermöglicht Humor Sprünge und Abschweifungen. Statt authentischen und wahrhaftigen Erzählungen können absurde, vollkommen übertriebene Geschichten erzählt werden, solange der Ein- und Austritt in die unernste Sinnprovinz markiert wird (Zijderveld 1976: 29f.). Dabei wird ein zentraler Mechanismus deutlich, welcher den Humor auszeichnet. Humor entfaltet seine Wirkung häufig über eine Inkongruenz, also ein mangelndes Passungsverhältnis zweier Gegenstände (Kotthoff 2006: 10). Es werden also zwei Dinge zusammengebracht, welche eigentlich — nach dem Maßstab der ernsten Kommunikation — nicht zusammengehören. So passieren eben dem Koala oder Grumpy Cat allzu menschliche Dinge, welche den sogenannten comic relief auslöst, die Erleichterung bei der Betrachtung humoristischer Darstellung, die dadurch entsteht, dass es ja nur dem Koala oder nur der Katze passiert. Gleichzeitig wird so spielerisch auf die eigentlich ernste, traurige oder deprimierende Lage der eigenen Existenz hingewiesen, wenn man sich in die Aussage zu dem Bild hineinversetzt und evtl. Parallelen zum eigenen Leben zieht.
Durch die Inkongruenz werden also Dinge zusammengebracht, welche so im ernsten Modus nicht zusammengekommen wären, abgesichert durch die spielerische Leichtigkeit des Humors („…ist ja nur Spaß“). Eine besondere Brisanz kommt diesem Mechanismus zu, wenn nun Stereotype humoristisch aufgegriffen werden. Stereotype sind — wie bereits gezeigt — schon überzeichnete Darstellungen, welche sich deshalb gut als signifikantes Element in Memes anbieten. Deppermann/Schmidt (2003) haben in ihren konversationsanalytischen Studien zudem herausgefunden, dass Stereotype häufig im unernsten Modus thematisiert werden, um damit der Ernsthaftigkeit des Themas aus dem Weg zu gehen und den Aspekt der Unterhaltsamkeit stärker in den Fokus zu rücken. Gleichzeitig wird konstatiert, dass die aufgegriffenen Kategorien nicht nur reproduziert werden, sondern „dass mit etablierten Kategorien in spielerischer Weise verfahren wird” (ebd.: 52). Gleiches kann dabei für Memes angenommen werden (auch wenn in Face-to-Face-Interaktion andere Regeln zum Tragen kommen), da auch hier die mit einseitigen Stereotypen belegten Differenzkonstruktionen durch das Aufgreifen im unernsten Modus noch einmal zusätzlich spielerisch verzerrt werden, um die Signifikanz der Inhalte zu erhöhen.
Hinzu kommt etwas, das Shifman (2014c: 343) als „hypersignification“ bezeichnet. Damit ist gemeint, dass signifikante Elemente durch die humoristische Rekontextualisierung und die Übertreibung und Überspitzung über den Wiedererkennungswert hinaus so deutlich dargestellt werden, dass sie reflexiv werden. Gerade Stereotype werden dabei so offensichtlich dargestellt, dass es kaum möglich ist, dem dahinterliegenden Konstruktionsakt der Differenzkonstruktion zu entgehen. Das humoristische Aufgreifen, welches die Unterhaltsamkeit und Signifikanz steigert und zudem zur „hypersignification“ führt, hat nun vor allem eines zur Folge: eine ungeheure Komplexität und Unübersichtlichkeit bei der Betrachtung der Inhalte. Es ist also nicht mehr einfach möglich, die Inhalte als reproduzierend/diffamierend oder eher subversiv zu interpretieren (weder als alltägliche_r Betrachter_in, noch als Soziolog_in), sondern es kommt zu einer Überlagerung von ernsten und komischen, latenten und manifesten, eindeutigen und unklaren Elementen, die zudem je nach Wirklichkeitskonstruktionen der Betrachter_innen variieren können. In Memes wird also durch die Koinzidenz von Humor und Stereotypen eine enorme Ambivalenz deutlich, welche deren Charakter maßgeblich mitbestimmt. Inhalte können verletzend und subversiv zugleich sein, eindeutig in Bezug auf den einen Aspekt und gleichzeitig völlig unklar in Bezug auf einen anderen. Dabei fungiert Humor als eine Art kreativer Motor für den Umgang mit den Differenzkonstruktionen, welcher in widersprüchlichen und vielschichtigen Deutungsangeboten mündet. Damit bietet Humor die Basis für die Originalität in Memes, welche durch den spielerischen Umgang entsteht. Gerade bei der Kombination von Humor und Stereotypen (aber nicht nur dort) werden Sinninhalte nicht einfach nur dargestellt, sie werden verzerrt, rekontextualisiert und überzeichnet. Dadurch bietet sich ein anderer, häufig irritierender Blickwinkel auf die Sinninhalte, welcher sich deshalb durch eine enorme Ambivalenz und Unsicherheit auszeichnet und gleichzeitig das Lachen über die Inhalte ermöglicht.
3 Methodisches Vorgehen
Diesem vielschichtigen Gegenstand muss deshalb auch methodisch angemessen begegnet werden. Shifman (2013) bezeichnet Memes als „conceptual troublemaker“, was — auch wenn sie dies auf die Definition des schwer zu fassenden Gegenstands bezieht — nahtlos auf die methodische Herangehensweise übertragen werden kann. Denn Memes und insbesondere Stock Character Macros sind multimodal angelegt (Osterroth 2015), wodurch eine reine Bildanalyse zu kurz greift. Dennoch stehen die visuellen Elemente im Vordergrund, weshalb hier von einer Bildanalyse ausgehend auch die Textelemente mit in die Analyse einbezogen werden sollen, wobei dabei dem Merkmal der Veränderung über die einzelnen Artefakte hinweg Rechnung getragen werden muss.
Als methodologische Grundlage dient die dokumentarische Bildanalyse nach Bohnsack (2011). Diese ist an eine praxeologische Wissenssoziologie angelehnt und ihr Ziel ist es, implizites Wissen durch einen kontrollierten methodischen Zugang zum Bild zu explizieren (ebd.: 19). Implizites Wissen meint dabei das tacit knowledge nach Polanyi oder das inkorporierte Wissen nach Bourdieu, welches den Menschen zwar handlungsleitend zur Verfügung steht, dem allerdings keine Reflexion zugrunde liegt (ebd.: 15). Dieses implizite Wissen in den Mittelpunkt der Analyse zu stellen bedeutet, verschiedene Sinnschichten herauszuarbeiten, welche das Zusammenspiel in der Alltagswelt ermöglichen und damit deutlich über die Common-Sense-Interpretation hinausgehen. Auf diese Weise lassen sich Schlüsse auf den konjunktiven Erfahrungsraum ziehen, welcher die Perspektive auf die Welt der Menschen darstellt. Bilder sind nun in besonderer Weise zur Verständigung von atheoretischem (implizitem) Wissen geeignet (ebd.: 13). Bohnsack versteht sie als „selbst-referentielle Systeme“ (ebd.: 53), welche über die inhaltliche Bedeutung hinaus einen Eigenwert besitzen, den es herauszuarbeiten gilt. Bilder zeigen also nicht nur etwas, sie stellen selbst etwas dar. Damit einher geht die Annahme, dass Bilder die Welt nicht nur repräsentieren, sondern diese konstruieren und zur Existenz bringen (Przyborski/Slunecko 2012: 4).
Dabei unterscheiden sich Bilder aber fundamental von Texten. Am bedeutendsten ist die Differenz von Sequenzialität und Simultanität (Mey/Dietrich 2016: o. S.). Während Texte sequenziell aufgebaut sind, ihnen also eine zeitliche Abfolge aufgrund des Aufbaus inhärent ist, trifft dies auf Bilder nicht zu. Auch wenn diese sehr komplex sind und viele Sinnschichten aufweisen können, werden sie immer gleichzeitig, also simultan dargestellt. Damit einher geht die methodische Schwierigkeit, die von Bohnsack beschriebene Eigenlogik von Bildern aufzubrechen. Noch schwieriger wird es allerdings bei der Analyse von Memes. Denn diese stellen keine reinen Bilder dar, sondern sind, wie bereits erwähnt, multimodal angelegt. So zeichnen sich insbesondere Stock Character Macros durch eine Kombination von Text und Bild aus, also Elementen, die einerseits simultan dargestellt werden (Bildelemente) und andererseits einer sequenziellen Logik unterliegen (Textelemente). Darüber hinaus hat aber auch die Schrift (als Bildelement) einen Einfluss auf den kompositorischen Charakter des Bildes, weshalb nicht nur die zugrundeliegenden Vorlagen der Stock Character Macros (Templates) analysiert werden können, sondern auch die Memes als Ganzes einer Bildanalyse unterzogen werden müssen (die Schriftart, Platzierung und Überlagerung sind dabei zentrale Aspekte). Ein weiterer bedeutender Unterschied zur reinen Bildanalyse entsteht aus der Eigenschaft von Memes, nicht nur aus einem Artefakt zu bestehen, sondern einer Veränderung durch Internetuser_innen zu unterliegen. Dies betrifft insbesondere den hinzugefügten Text, welcher über „Meme-Generatoren“ erstellt werden kann. Auf diese Weise kommt den Stock Character Macros sogar eine doppelte Sequenzialität zu, einerseits innerhalb des Textes eines Artefakts und andererseits über die (gleichen) Templates hinweg durch verschiedene Texte von unterschiedlichen User_innen, welche dann einer komparativen Analyse unterzogen werden müssen.
Damit ergeben sich vier konzeptionelle Schritte der Analyse von Memes:
(1) Template – Bildanalyse
(2) Artefakt eines Memes – Bildanalyse
(3) Textinhalt innerhalb eines Artefakts – Textanalyse und
(4) Veränderung des Textes über die Artefakte eines Memes hinweg – Textanalyse komparativ.
Dafür wird bei der Analyse der Memes weitestgehend nach Bohnsack (2011) vorgegangen. Zunächst gilt es, das Bild — in diesem Fall die Templates — in ihrer Simultanität aufzubrechen und in analysierbare Segmente zu unterteilen (Mey/Dietrich 2016: o. S.). Dafür wird in einem ersten Schritt die ikonographische, aber auch die vor-ikonographische Ebene einer Analyse unterzogen (Bohnsack 2011: 56f.). Es wird also zunächst das Bild in seinen Bestandteilen beschrieben, um dann die darin enthaltenen Handlungen näher zu erläutern. Dieser Schritt, den Bohnsack als formulierende Interpretation bezeichnet, soll zunächst die Struktur des Bildes aufbrechen und einen Blick darauf ermöglichen, der weitestgehend frei ist von stereotypen Zuschreibungen, welche bei der Common-Sense-Interpretation üblich sind (ebd.: 36). Es geht darum, konjunktives Wissen methodisch auszublenden und so einen Blick für die Ambiguitäten und Gegensätzlichkeiten im Bild zu erlangen. Dies ist für den Fokus des Artikels, Humor und Stereotypen gemeinsam zu analysieren, von entscheidender Bedeutung, da die Bilder so einerseits abseits von vorschneller Kategorisierung analysiert werden können, andererseits auch dem sehr vielfältigen Humor Rechnung getragen wird.
In einem zweiten Schritt — der reflektierenden Interpretation — soll dann das Bild auch im Kontext der inhaltlichen Dimension analysiert werden. Bohnsack (ebd.: 38f.) greift dabei in Anschluss an Imdahl auf drei Dimensionen der Formalstruktur eines Bildes zurück: die Perspektivität, über die die Räumlichkeit und Körperlichkeit im Bild aufgezeigt werden soll; die szenische Choreographie, welche die Konstellation der Figuren in ihrem Verhältnis zueinander darstellt; sowie die planimetrische Komposition, welche die Aufteilung des Bildes in den Blick nimmt. Als Kombination aus den formalen Aspekten (ikonisch nach Imdahl) und einer stärker auf die inhaltliche Bedeutung fokussierten Analyse nach Panofsky (ikonologisch), bezeichnet Bohnsack (ebd.: 64) seine Vorgehensweise als ikonologisch-ikonische Interpretation. Bei der Analyse der Stock Character Macros im nächsten Teil kommen dabei die verschiedenen Elemente unterschiedlich zum Tragen, da sich die Bilder in ihrer Komposition sowie in ihrem Aufbau stark unterscheiden, weshalb den verschiedenen Schritten bei diesen Bildern eine unterschiedliche Relevanz zukommt. Gleiches Vorgehen wird dann auch für die Analyse von Memes vorgenommen werden (also die Verbindung von Templates und Text als Bildelement). Dabei sollen nicht alle Schritte von neuem durchgeführt werden, sondern nur die Bedeutung des Texts (aber noch nicht des Inhalts) für die Gesamtkomposition mit einbezogen werden. Anschließend werden die Textpassagen einzeln analysiert, was ebenfalls mit der dokumentarischen Methode geschieht (diesmal nur auf die textbasierte Variante bezogen, Bohnsack 2007). Auch dabei kommen formulierende und reflektierende Interpretation zum Tragen, wobei die reflektierende Interpretation schrittweise mit den Ergebnissen zur Bildanalyse ergänzt wird. In einem letzten Teil sollen dann noch die Veränderungen auf textualer Ebene mithilfe einer komparativen Analyse erfasst werden. Auf diese Weise kann sowohl den bildlichen als auch den textualen Elementen in den Memes Rechnung getragen werden.
Ausgewählt wurden zwei Memes, welche sich nach der Auswahl mithilfe eines theoretischen Samplings einerseits anhand der Fragestellung zentraler Kategorien ähneln (Thematisierung einer Differenzkonstruktion, Nutzung von Stereotypen) und andererseits in spezifischen Eigenschaften Unterschiede aufweisen (Aufbau, Komplexität des Bildes, unterschiedliche Differenzkonstruktion). Insgesamt wurden 75 Stock Character Macros analysiert. Aufgrund der Fallzahl (zwei Memes) wurde auf eine Typisierung verzichtet und die Auswertung fallspezifisch vollzogen. Auf diese Weise bietet sich die Möglichkeit, einen sehr detaillierten Einblick in die bildlichen und textualen Bestandteile von Memes in Bezug auf die Fragestellung zu bekommen. Die Daten aus den Foren wie reddit und 4chan wurden nicht systematisch mit einbezogen, da die bildliche Komponente im Vordergrund stehen soll. Dennoch wurden die Informationen zu einem späteren Zeitpunkt als konjunktives Wissen punktuell mit in die Interpretation einbezogen, um so noch stärker das implizite Wissen innerhalb der Memes herausarbeiten zu können.
4 Analyse
4.1 Das „Skeptical 3rd World Child“
Das erste Meme, das untersucht werden soll, hat den ursprünglichen Namen „Skeptical 3rd World Child“,5 wird später aber auch als „Skeptical African Kid” oder einfach „African Boy“ bezeichnet. Die Entwicklung des Memes kann relativ gut nachverfolgt werden, da das Ursprungsbild auf reddit gepostet wurde und sich von dort aus rasend schnell zu einem Template für Memes entwickelte. Mittlerweile liegt der Thread in archivierter Form auf reddit vor, was bedeutet, dass zwar noch alle Kommentare dazu gelesen werden können, aber nicht mehr kommentiert oder abgestimmt werden kann.6 Auf dem Bild zu sehen ist ein kleiner Junge sowie eine Frau, die für die Student Global Health Alliance, eine Non-Profit-Organisation in Uganda gearbeitet hat. Auch die Fotografin meldet sich in dem Thread auf reddit, was sie durch Fotos der Hilfsorganisation und Informationen zu dem Bild beweist. Am 02.11.2015 berichtet dann die BBC über das Meme und interviewt die Frau auf dem Foto, die ein paar Hintergrundinformationen zu dem Bild liefert (BBC Trending 2015). Sie heißt Heena Pranav und ist (zum Zeitpunkt des Interviews) 28 Jahre alt und Ärztin in Chicago. 2012 war sie Medizinstudentin in dem oben genannten Projekt in Gulu (Uganda), wo sie auf einem Markt den Jungen auf dem Bild traf.
4.1.1 Ikonographische Ebene7
Was an dem Bild (siehe Abb. 2 links) auffällt, ist die starke Mimik und Gestik des Jungen. Der Blick des Jungen verrät eine starke Skepsis, welche sich nicht direkt aus dem Bild erschließen lässt. Zudem wirkt das Kind zurückhaltend, die Arme sind nah am Körper gehalten, die Hände fest verschränkt. Gleichzeitig ergibt sich durch die leicht geneigte Körperhaltung aber auch eine offensive, fast flirtende Haltung, als würde der Junge die Frau mustern, was durch das offene Polo-Shirt des Jungen unterstützt wird. Die Frau hingegen ist dem Jungen freundlich zugewandt, lächelt. Ein deutlicher Kontrast ergibt sich dabei durch die Kleidung beider Personen auf dem Bild. Während das etwas zu große Shirt des Jungen deutlich verschmutzt ist, wirkt die Frau in ihrem Kleid und der Sonnenbrille zu schick für das Setting.
4.1.2 Formale Komposition
Das Bild ist in der Vogelperspektive aufgenommen und zeigt den Jungen in dem hellgelb-grau-gestreiften Shirt frontal, die Frau hingegen stärker von der Seite. Die Perspektive lässt den Schluss zu, dass die Frau trotz der hockenden Position etwas auf den Jungen herabschaut, was durch die Perspektive der Aufnahme aber etwas verzerrt wird. In einer zweidimensionalen Ansicht scheint es, als würde der Junge höher als die Frau stehen und damit auf sie herabsehen. Zudem ist der Oberkörper des Jungen der Kamera zugewandt, was ihn deutlich in den Fokus des Bildes rückt. Obwohl die Hüfte des Jungen fast parallel zum Oberschenkel der Frau verläuft, entsteht so eine distanzierte Haltung, welche die Mimik des Jungen unterstützt.
Auch in der planimetrischen Komposition stellt das Kind das Zentrum des Bildes dar (siehe Abb. 2 Mitte). Aufgeteilt wird das Bild durch vier Linien, welche zwischen den Augen des Jungen zusammenlaufen und sich von dort aus sternförmig um die Frau verteilen. Eine Linie stellt dabei die Verlängerung der Verbindung der Augen des Jungen dar, welche in der oberen linken Ecke endet, die anderen Linien laufen vom sichtbaren Auge der Frau, der unteren linken Ecke und einem Finger der Frau zu dem zentralen Punkt zusammen. Auf diese Weise wirkt das Bild sich nach links unten hin öffnend, was den Eindruck verstärkt, der Junge stünde oberhalb der Frau. Ein zweiter Hinweis darauf ergibt sich aus zwei zusätzlichen Linien, welche sich aus der Verlängerung des Arms des Jungen und dem Holzpfahl im Hintergrund resultieren und so das Gesicht der Frau einrahmen (siehe Abb. 2 rechts). Hier öffnet sich das Bild nach oben rechts hin, was die Perspektive der Frau noch einmal herausstellt.
4.1.3 Ikonologisch-ikonische Interpretation
Das zentrale Merkmal des Bildes ist die Mimik des Jungen, welches durch die formale Komposition nachdrücklich unterstützt wird. Die Skepsis, aber auch die Pose des Jungen stehen in einem starken Kontrast zu einem kindlichem Verhalten, was eine starke Ambivalenz im Bild andeutet, die zusätzlich durch die Perspektive und Planimetrie verstärkt wird. Der Junge rückt ins Zentrum der Betrachtung und der Bildkomposition, die Frau wird — nicht zuletzt aufgrund ihrer seitlichen, abgewandten Position zur Kamera — zur Nebendarstellerin dieser Szene. Dennoch entsteht durch die Kleidung und dem damit einhergehenden Kontrast eine wichtige Funktion der Frau im Bild, da diese erst dem skeptischen Blick des Jungen einen Sinn verleiht (nämlich als Adressatin, auch wenn der Sinn zunächst unbestimmt bleibt).
4.1.4 Analyse als Meme
Das vollständige Stock Character Macro unterscheidet sich von dem Template nun in einem wesentlichen Punkt: der hinzugefügten Schrift. Diese ist in den meisten Fällen gleich, da Memes zu einem Großteil über Meme-Generatoren hergestellt werden, welche nur eine Schriftart anbieten. Diese zeichnet sich durch einen schwarzen Rand und eine weiße Füllung aus, wobei die Größe je nach Menge des Textes variiert (je mehr, desto kleiner). Dennoch kommt es immer wieder dazu, dass wesentliche Teile der Templates durch die Schrift verdeckt werden. In diesem Fall fügt sich der Text aber gut in das Bild (siehe bspw. Abb. 3 links). Im Gegenteil werden die Personen eher durch die Schrift gerahmt, der Blick auf die wesentlichen Elemente gelenkt. Der Platz oberhalb der beiden Personen lässt genau wie der Bereich unterhalb des Arms des Jungen genug Raum für Text, ohne wichtige Bildelemente zu verdecken. Durch das Hinzufügen des Textes ergibt sich allerdings eine komplett andere Bildwirkung (und dies erst einmal unabhängig von dem Inhalt des Textes). Die Schriftart lässt das Bild eher wie einen Comic erscheinen, eine kommentierte Fassung des Templates, welches eine Geschichte erzählt und die Szene mit Inhalt füllt. Zudem wird dem Bild auf diese Weise die Ernsthaftigkeit genommen, da die Schrift häufig komplett deplatziert wirkt und dem Bild so der dokumentarische Charakter genommen wird. Auch auf Bildebene wird so der Übergang zum unernsten Modus markiert.
Spätestens beim Inhalt des Textes wird dieser dann noch einmal deutlicher. Denn Stock Character Macros zeichnen sich häufig durch eine Witzstruktur aus, welche ein Set-Up in der oberen Zeile und eine Punchline in der unteren Zeile beinhalten.8 Im Falle des „Skeptical 3rd World Child“ ist zudem eine klare Struktur vorzufinden, die das Set-Up weitgehend vorgibt. Mit „So you’re telling me“ wird Bezug genommen auf den skeptischen Ausdruck des Jungen und damit ein Rahmen gesetzt, den es in der Punchline zu füllen gilt. Dabei kommt es immer wieder zu kleineren Abweichungen in den Formulierungen, teilweise auch aufgrund von Rechtschreib- und Grammatikfehlern,9 welche den grundsätzlichen Aufbau der Memes aber nicht durchbrechen. Mit dem Set-Up wird dem Jungen im Bild die Sprecherposition zugeteilt und zudem wird impliziert, dass die Frau bereits etwas zu ihm gesagt hat, worauf er nun reagiert. Diese Reaktion in der Punchline stellt nun die zentrale Aussage des jeweiligen Memes dar, in welcher alle Aspekte (sowohl bildliche als auch textliche) zusammenlaufen.
Viele der erstellten Memes beziehen sich in der Punchline auf einen typisch westlichen, häufig auch dezidiert amerikanischen Alltag (siehe Abb. 3), welcher in Kontrast zu einem vermeintlichen Alltag des Jungen dargestellt wird. Dabei stehen eigentlich selbstverständliche und unhinterfragte Aspekte im Vordergrund, die für den Jungen in diesem Kontext aber scheinbar erwähnenswert sind und Anlass zur Skepsis bieten. Die imaginierte Unterhaltung wirkt dabei oft unrealistisch, da es unwahrscheinlich ist, dass die Frau dem Jungen gerade vom detaillierten Ablauf des Abwaschs oder von Menschen mit Elektromobilen in Supermärkten erzählt hat. Hier findet also eine Inkongruenz auf inhaltlicher Ebene statt. Die Punchline beinhaltet dabei einen komischen Anstoß, über die eigenen Selbstverständlichkeiten im Alltag nachzudenken, da der Junge eine komplett andere Perspektive darauf bietet. So stehen Themen wie Wassernutzung, Lebensmittelverschwendung und Essgewohnheiten im Vordergrund. Zentral dabei ist, dass auf diese Weise die westliche/amerikanische Lebensweise als Normalität hinterfragt wird, da die Beschreibungen des Alltags aus dem Mund des Jungen absurd wirken. Im Gegenteil scheint die angenommene Wirklichkeit des Jungen plausibler zu sein, auch wenn sie vermeintlich durch Armut und Knappheit geprägt ist. Auf diese Weise findet ein Perspektivwechsel statt, welcher durch die Bildwirkung zusätzlich unterstützt wird. Anders oder sogar anomisch ist — wenn man sich das Leben westlicher Prägung einmal genauer vor Augen führt — nicht das Leben des afrikanischen Kindes, sondern das „eigene“.
Ein anderer Aspekt bei diesem Meme stellt die kritische Haltung gegenüber dem teilweise unreflektierten Umgang mit dem afrikanischen Kontinent und der Entwicklungshilfe dar. Auch dafür eignet sich die Mimik des Jungen gut, da er in diesem Fall den Empfänger dieser Leistungen/Hilfe repräsentiert. Inhaltlich wird indirekt Kritik an Hilfsmaßnahmen geübt, die entweder ins Leere laufen oder aber stark an westlichen Bedürfnissen orientiert sind (siehe Abb. 4 links). Zudem wird immer wieder thematisiert, wie naiv auf Kampagnen reagiert wird, die in den sozialen Medien große Verbreitung finden (siehe Abb. 4 Mitte). Verstärkt wird dies durch die bildlichen Elemente und dabei insbesondere durch die Tatsache, dass es ein kleiner Junge ist, der skeptisch gegenüber dieser Hilfe steht (hier repräsentiert durch die Frau im Bild). Denn die Skepsis wird durch die Kontrastierung zur Infantilität des Jungen humoristisch aufgegriffen und damit verstärkt. Selbst ein kleiner Junge — so scheint die Botschaft des Bildes zu sein — erkennt die Fragwürdigkeit der Hilfeleistungen. Auf diese Weise findet eine Art Selbstermächtigung statt, die eine gewisse Überlegenheit gegenüber der Frau und damit dem Westen symbolisiert.
Sowohl bei der Reflexion des eigenen Alltags als auch bei der kritischen Betrachtung von Entwicklungshilfe kommt Stereotypen eine zentrale Rolle zu. Der Junge stellt ein stark vorurteilsgeladenes Bild des afrikanischen Lebens dar. Der Schmutz, die Armut, das fehlende Wasser und die auf das Notwendigste beschränkten Lebensumstände werden in Kontrast zum westlichen Überfluss gestellt. Dabei ergänzen sich Text und Bild ausgezeichnet, da in beiden die Kontraste hervorgehoben werden. Damit ergeben sich signifikante Elemente über die Mimik des Jungen hinaus, wodurch aber auch die Stereotype in ihrer Einseitigkeit bestätigt werden und so einer Reproduktion ausgesetzt sind. Auch auf die Darstellung des westlichen Lebens trifft dies zu. Die Verschwendung, der Überfluss und die Gedankenlosigkeit, welche den vermeintlichen amerikanischen Alltag prägen, sind überspitzt dargestellt, wodurch humoristisches Potenzial entsteht. Gleichzeitig werden diese Stereotype aber nicht nur dargestellt, sondern immer auch aufgegriffen, interpretiert und meistens auch hinterfragt. Durch das Aufzeigen des Absurden im Alltag wird eine kritische Haltung gegenüber der eigenen Einstellung ermöglicht. Bei der kritischen Betrachtung der Hilfe für afrikanische Länder wird eine Selbstermächtigung impliziert, welche einen reflektierten Umgang mit den Menschen in Afrika einfordert. Dennoch ist die Perspektive in diesen Memes durchweg westlich. Die Ermächtigung findet nicht von Seiten der Betroffenen statt, sondern eben von denjenigen, von denen die Marginalisierung ausgeht. Auch dies wird durch den humoristischen Kontext noch einmal verstärkt. Wenn man mit Berger davon ausgeht, dass Humor eine Sinnprovinz ist, findet das Heraustreten aus der dominanten Alltagswelt nur für einen kurzen Zeitraum statt. Das heißt, das humoristische Brechen der Situation durch den Jungen stellt nur eine kurzzeitige Überlegenheit gegenüber der Frau als Repräsentation des Westens dar, welche aber mit dem Verlassen der Sinnprovinz Humor wieder verloren geht. Humor ist hier in der Lage, kurzzeitig mit den strukturellen Machtverhältnissen zu spielen, dies allerdings auf Kosten einer fehlenden nachhaltigen Prägung.
4.2 Lu Hao – „Fat Asian Kid“
Das zweite Meme10 wird häufig „Fat Asian Kid“ genannt und basiert auf einem Bild, das aus einer chinesischen Reportage über einen Jungen aus Guangdong, einer Provinz im Süden Chinas, stammt (Know Your Meme 2012). In der Reportage geht es um den Alltag des Jungen zuhause und in der Schule, wofür die Reporter_innen den Jungen eine Zeit lang begleiteten. Bekanntheit erlangte diese Reportage auch außerhalb Chinas aufgrund des Aufgreifens durch europäische Medien insbesondere im März 2011. Als erstes berichtete das englische Boulevardblatt „The Sun“ (Jensen 2011) über den Jungen, später auch die Daily Mail (Parsons 2011), die Huffington Post (Miriello 2011) sowie einige deutsche Zeitungen (Bild 2011; Berliner Kurier 2011) und weitere europäische Medien. Es handelt sich dabei um den Jungen namens Lu Hao (was dann auch später häufig als Name für das Template des Stock Character Macro verwendet wird), der zu dem Zeitpunkt der Reportage 3 Jahre alt war und damals über 60kg wog. Auf der Homepage der Sun wurden einige Bilder als Ausschnitte aus der Reportage gezeigt, aus welchen sich mehrere Templates zu dem Jungen herausbildeten. Das am weitesten verbreitetste ist dabei das hier ausgewählte mit dem Spielzeugtelefon.
Von dem Template liegen zwei Versionen vor (was nicht zwangsläufig auf einen Remix zurückzuführen ist). Das eine Bild zeichnet sich durch ein 16:9-Format aus, wie es in Filmen üblich ist. Die zweite Version in auf ein annähernd quadratisches Format zugeschnitten. Dadurch bekommt das Bild eine andere Struktur, was im Verlauf der Interpretation miteinbezogen wurde, hier aber nicht weiter ausgeführt werden soll. Beide Formate wurden ungefähr gleich häufig für die Erstellung von Memes verwendet. Durch den engeren Bildausschnitt kommt es aber häufig dazu, dass zentrale Bildinhalte vom Text überlagert werden. So ist oft das Gesicht des Jungen kaum noch zu sehen, was darauf schließen lässt, dass das Template einen gewissen Bekanntheitsgrad hat und bei der Rezeption des Memes der vollständige Bildausschnitt nicht mehr zwangsläufig notwendig ist.
Das Bild ist – nicht zuletzt durch die Tatsache, dass nur eine Person abgebildet ist – insgesamt deutlich weniger komplex als das erste. Durch die geringe Tiefenschärfe rückt der Junge zudem deutlich in den Fokus, wodurch die meisten Strukturen im Bild in den Hintergrund geraten. Das Bild zeichnet sich durch viele gebogene Linien aus und es ist schwer, die planimetrische Komposition auszumachen. Letztendlich konnte diese über das Gesicht des Jungen ausgemacht werden (siehe Abb. 5 Mitte). Die zentrale Linie bildet die Verlängerung der Augen, die im Hintergrund durch die herumliegenden Sachen verlängert wird. Quer dazu verlaufen zwei Linien über die Falte zwischen Wange und Mund des Jungen, die am oberen Ende des Kopfes zusammenlaufen und sich nach unten hin öffnen.
Wie auch beim „Skeptical 3rd World Child“ zeichnet sich der Text durch ein Set-Up und die dazugehörige Punchline aus. In diesem Fall ist die Struktur allerdings wesentlich offener, die semantische Eröffnung erfolgt meist unterschiedlich, auch wenn teilweise Wiederholungen entstehen. Dennoch ist dieses Meme thematisch klar festgelegt (und zwar noch viel stärker als im ersten Fall).
Im Zentrum steht dabei der Anruf des Jungen. Das Set-Up stellt meist die Begrüßung innerhalb eines Telefonats dar, um den_die Adressat_in des Anrufs vorzustellen. Schon hier, spätestens aber in der Punchline, wird dann der zweite Aspekt deutlich, der neben dem Anruf die Struktur dieses Memes ausmacht. Denn es geht in den fiktiven Telefonaten fast ausschließlich um das Thema Essen. Hier wird die Verbindung mit dem dargestellten Stereotyp des Übergewichts hergestellt. Anders als im ersten Fall kommt es hier aber nicht zu einer Kontrastierung des Stereotyps durch den Textinhalt, sondern dieses wird noch zusätzlich verstärkt. Das humoristische Element in diesem Meme stellt also häufig die Hyperbolisierung des Essverhaltens des Jungen dar (siehe Abb. 6). Das Stereotyp wird also explizit im hinzugefügten Text aufgegriffen und zusätzlich mit Vorurteilen belegt. So wird der Junge durch seine Anrufe als maßlos (hat bereits die Kekse für den Weihnachtsmann gegessen), dreist (ruft McDonalds an, weil drei Pommes fehlen) und schamlos dargestellt (hat bereits den Geburtstagskuchen gegessen). Dabei werden die Vorurteile teils so stark hyperbolisiert, dass sie absurd wirken. So soll der Junge den Krankenwagen gegessen hat (den er laut eines anderen Memes gerufen hat, weil ihm das Essen ausgegangen ist), genau wie Teile seiner Familie und droht auch in manchen Memes, andere Personen zu essen.
Hinzu kommt eine Überlagerung von Differenzkonstruktionen. Neben dem Übergewicht des Jungen wird in einigen Memes auch die Herkunft in stereotyper Weise thematisiert. So wird das „L“ durch ein „R“ ersetzt (siehe Abb. 6 rechts), da viele Menschen aus dem asiatischen Raum Probleme mit der Aussprache des amerikanischen „L“ haben und dieses deshalb häufig als eine Art „R“ aussprechen. Dadurch wird die Herkunft aufgegriffen und die Aussprache als Stereotyp thematisiert. Auch hier wird noch einmal die klar amerikanisch geprägte Wirklichkeitskonstruktion der Erstellenden deutlich.
Insgesamt ist bei diesem Meme eine deutlich weniger komplexe Struktur vorzufinden, sowohl in Bezug auf die Bildkomposition als auch auf den Textinhalt. Auf diese Weise wirkt die humoristische Kontextualisierung verstärkend auf das Stereotyp, welches deutlich im Zentrum der Betrachtung steht.
4.3 Vergleich der Fälle
Im Vergleich beider Fälle wird deutlich, wie unterschiedlich Stereotypen in Memes aufgegriffen werden können. Dabei werden in den untersuchten Fällen die inhaltlichen Aspekte durch die bildliche Komposition ergänzt, meistens sogar verstärkt. Deutlich wird dabei, dass sowohl die humoristischen Elemente als auch die Stereotype die Funktion als Signifikanzgeber erfüllen. Sie schaffen einen Wiedererkennungswert und geben dem Meme eine Struktur vor. Werden Stereotype zudem humoristisch aufgegriffen, kommt es zu einer Verstärkung dieses Effekts. Gleichzeitig lässt sich daraus aber nicht einfach ableiten, ob Stereotype dadurch eher verstärkt oder eher in Frage gestellt werden. Beide Richtungen sind, wie die beiden Fälle gut zeigen, gleichermaßen denkbar. Dennoch bietet die Analyse des humoristischen Aufgreifens von Stereotypen in Memes eine Möglichkeit, dieses Verhältnis näher zu bestimmen. Im Zentrum der Analyse stehen die Hyperbolisierung, die Inkongruenz und die Kontrastierung als humoristische Mittel. Dabei scheint es bedeutende Unterschiede zu geben, welche konkreten Bildinhalte thematisiert werden und auf welche Weise dies geschieht. Im Fall des „Skeptical 3rd World Child“ steht die Mimik des Jungen durch die hyperbolisierte Darstellung im Vordergrund, beim „Fat Asian Kid“ ist es das Stereotyp selbst, welches mittels Vorurteilen hyperbolisiert wird. Das führt dazu, dass im ersten Fall eine Vielzahl von Ambivalenzen im Bild entsteht, die durch die Inkongruenz humoristisch wirken. Die Infantilität des Jungen steht seiner Skepsis gegenüber, die eigene Normalität wird ad absurdum geführt durch die explizite Beschreibung des Selbstverständlichen. Dabei kommen zahlreiche Kontraste ins Spiel, wie arm - reich, schmutzig - sauber, aber auch kindlich - erwachsen. Zudem wird dem im Bild gezeigten Stereotyp durch den Text ein Kontrast hinzugefügt, der die Darstellung, zumindest für den kurzen Moment der humoristischen Kontextualisierung, zu brechen vermag. Beim „Fat Asian Kid“ hingegen fehlen all diese Elemente, auch in der Bildkomposition. Der humoristische Gewinn wird ausschließlich in der hyperbolisierten Darstellung des Jungen und dem hinzugefügten Inhalt erzielt. Auf diese Weise fehlt es diesem Meme an einer Distanzierung (im Sinne der Theorie Bergers), welche im ersten Fall noch von zentraler Bedeutung ist.
5 Schluss
Im vorliegenden Beitrag wurde der Frage nachgegangen, wie Stereotype in Stock Character Macros humoristisch aufgegriffen und dargestellt werden. Ausgehend von der These, dass Humor als zentraler Signifikanzgeber fungiert, wurde zunächst theoretisch erläutert, wie Humor durch ein Spielen mit Sinninhalten und durch die Distanzierung zu Wirklichkeitskonstruktionen einen alternativen Blickwinkel auf Sinninhalte ermöglichen kann. Stereotype erhöhen durch die einseitige Darstellung von Personen einer Gruppe zudem den Wiedererkennungswert von Memes. Werden diese weiterhin humoristisch aufgegriffen, bekommen die Inhalte eine hoch ambivalente, vielschichtige Bedeutung, was deutlich zur Originalität und Viralität von Memes beiträgt. Für die Analyse im empirischen Teil wurde die dokumentarische Methode nach Bohnsack verwendet, um sowohl die Bildelemente als auch die textualen Bestandteile der Memes gleichwertig mit in die Interpretation einbeziehen zu können. Dabei zeigen die Ergebnisse, dass die Art des humoristischen Aufgreifens entscheidend ist für eine potenzielle Reproduktion oder Subversion der Stereotype. Gerade durch Kontrastierungen und Inkongruenzen kann ein kritischer Umgang mit den Stereotypen intendiert werden, falls diese jedoch direkt und insbesondere hyperbolisiert dargestellt werden, kann der Humor sogar eher verstärkendes Potenzial haben.
Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen den humoristischen Elementen und der Art, wie die Stereotype dargestellt werden, zu geben scheint. Aufgrund der sehr detaillierten und fallspezifischen Analyse konnte keine Typologie erstellt werden. Deshalb sind kaum Generalisierungen möglich. Gerade in anschließenden Studien sollte deshalb auf diese Ergebnisse aufgebaut werden, um den Zusammenhang noch besser erschließen zu können. Dabei hat sich die dokumentarische Methode als geeignetes Instrument herausgestellt, da so der Eigenwert des Bildes stärker mit in die visuell geprägten Stock Character Macros einbezogen werden kann, ohne aber die textualen Bestandteile zu vernachlässigen. In Bezug auf andere Memeformen wäre es zudem notwendig, die Methode insofern anzupassen, als dass sich einige Memes durch eine Transformation auf bildlicher Ebene auszeichnen (insbesondere bei sogenannten Photoshop-Memes). Hier wäre eine methodische Erweiterung notwendig, die eine bildliche Sequenzialität zu erfassen in der Lage ist. Dabei könnte sich eine Orientierung an den Methoden der Video- und Filmanalyse als fruchtbar erweisen. Dort steht der Vergleich der veränderten, aber auch der gleichbleibenden Elemente in Relation zur Gesamtkomposition des Artefakts im Vordergrund, welcher auf Memes übertragen werden könnte. Allerdings weisen die einzelnen Artefakte eines Memes keine so klare chronologische Reihenfolge auf wie Einzelbilder eines Films. Hier könnten Hintergrundinformationen aus den Communities zur Entstehung eines Memes (wie beispielsweise beim Skeptical 3rd World Child vorhanden) oder ein an den typischen Verwendungsweisen orientiertes theoretisches Sampling Abhilfe schaffen. Weiterhin könnten stärker seriell angelegte Bildanalysemethoden für die Veränderung zwischen den bildlichen Elementen der einzelnen Artefakte eines Memes genutzt werden, wie beispielsweise die seriell-ikonografische Bildanalyse von Pilarczyk/Mietzner (2005). Pilarczyk (2014) zeigt beispielsweise anhand des Bildes „Situation Room“, welches auch als Memes verwendet wird, auf, wie bildliche Veränderung methodisch gefasst werden kann.
Eine weiterführende Auseinandersetzung mit dem Thema könnte zudem einerseits von einem stärkeren Fokus auf linguistische, insbesondere auch semiotische Aspekte in den Memes profitieren, wie sie im Ansatz bei Osterroth (2015) zu finden ist. Gerade was die Wirkungsweise des humoristischen Aufgreifens betrifft, ist die Analyse der Bildelemente durch die dokumentarische Methode noch nicht voll ausgereizt. Andererseits kann aber auch der stärkere Einbezug von strukturellen Faktoren besser zum Verständnis des Zusammenhangs von Humor und Stereotypen beitragen. Sowohl die spezifischen Eigenschaften der Differenzkonstruktionen (Art der Klassifikation, Grad der Naturalisierung, Thematisierung im öffentlichen Diskurs usw.) können noch stärker mit in die Analyse einbezogen werden als auch die Bedeutung der Communities, die in diesem Beitrag nur angedeutet werden konnte. Durch die gute Datenlage in den einschlägigen Foren kann die Entwicklung eines Memes gut nachverfolgt werden und so wichtige Hinweise zur Entstehungsgeschichte gefunden werden.
Insgesamt entpuppen sich Memes als Gradmesser für die Auseinandersetzung mit den verschiedensten Differenzkonstruktionen. Deshalb eignen sich gerade jene Themen für eine Memeanalyse, die mit anderen Methoden nur schwer zugänglich sind. So können beispielsweise latente, tabuisierte oder marginalisierte Einstellungen besonders gut in den Blick genommen werden. Das kann die „Flüchtlingskrise“ aus Sicht der Neuen Rechten sein, das Frauenbild von Maskulinist_innen oder auch der ambivalente Diskurs zu Vorurteilen gegenüber Übergewichtigen. All diese Themen werden in Memes mittels Humor aufgegriffen. Dadurch werden Dinge deutlicher benannt als im Ernst, klarer und überspitzt dargestellt. Gleichzeitig können aber auch ganz unterschiedliche Meinungen zu einem Thema zum Ausdruck gebracht werden. Memes liefern also andere, vielleicht sogar tiefere Einblicke in Themen, die methodisch sonst nur schwer zugänglich sind. Das daraus resultierende Analysepotenzial lässt sich aber nur ausschöpfen, wenn dem spielerischen Impetus im Humor und dem vielschichtigen Aufbau von Memes theoretisch und methodisch angemessen begegnet wird. Es gilt also, sich nicht von der lustigen und manchmal lächerlichen Form der Memes irritieren zu lassen, sondern das Potenzial, welches sie für die Analyse bieten, durchaus ernst zu nehmen.
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Datenverfügbarkeit
Alle relevanten Daten befinden sich innerhalb der Veröffentlichung.
Interessenskonfliktstatement
Die Autor:innen erklären, dass ihre Forschung ohne kommerzielle oder finanzielle Beziehungen durchgeführt wurde, die als potentielle Interessenskonflikte ausgelegt werden können.
Ausnahmen stellen Osterroth (2015) und Dynel (2016) dar, die Bildelemente zwar mit einbeziehen, diese allerdings nicht ins Zentrum der Analyse rücken.↩︎
Eine Ausnahme bildet hier Milner (2013b), der in seiner diskursanalytischen Studie Humor und Stereotype in Verbindung bringt, dabei allerdings aufgrund des Fokus die visuellen Elemente außen vor lässt.↩︎
In der Regel stützen sich die Analysen zu Memes hauptsächlich auf diese typische Verwendungsweise. Es kann jedoch auch fruchtbar sein, sich explizit mit den wenig erfolgreichen Artefakten zu befassen, da auch diese Rückschlüsse auf die Bedeutung eines Memes zulassen.↩︎
Wie beispielsweise auf https://memegenerator.net/ (24.09.2017) oder https://makeameme.org/ (24.09.2017).↩︎
Der gesamte Kontext in den Communities wie die Benennung des Memes oder der Rahmen, in dem ein Bild/Template gepostet wird, liefert wichtige Hinweise für die Interpretation. Dieser kann hier allerdings aus Platzgründen nicht mit einbezogen werden.↩︎
Vgl. https://www.reddit.com/r/pics/comments/vds3u/skeptical_3rdworld_child/ (21.04.2017).↩︎
Die vor-ikonographische Ebene wird hier aufgrund des begrenzten Platzes nicht weiter ausgeführt und die ikonographische Ebene wird auf für die Fragestellung relevante Aspekte eingegrenzt.↩︎
Gleichzeitig wird diese Struktur aber auch immer wieder gebrochen. So finden sich häufig schon Teile der Punchline im Set-Up des Memes.↩︎
Tatsächlich wirken die Stock Character Macros deshalb häufig nicht besonders sorgsam erstellt, was allerdings kaum eine Auswirkung auf ihren Erfolg zu haben scheint.↩︎
Dieses wird nicht wie das erste Meme anhand der einzelnen Analyseschritte dargestellt, sondern als zusammenhängende Analyse, da so Redundanz vermieden werden und der Vergleich stärker in den Vordergrund rücken kann.↩︎
6 von Crossref erfasste Zitate
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Die globale Corona-Pandemie im Spiegel persönlicher Postings – Plattformbezogene Kommunikationsmodi in Sozialen Medien
Paul Eisewicht et al. (2021)
Österreichische Zeitschrift für Soziologie
DOI: 10.1007/s11614-021-00465-w
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Politische Internet-Memes als Herausforderung für die Politische Bildung: Eckpfeiler einer Meme-Literacy
Michael Johann (2024)
Politisches Lernen
DOI: 10.3224/pl.v42i1-2.09
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A cultura dos memes: aspectos sociológicos e dimensões políticas de um fenômeno do mundo digital
Vicktor Chagas (2020)
Politisches Lernen
DOI: 10.7476/9786556301785.0002
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»For the lulz, mein Fuehrer«
Bekir Ismail Dogru (2021)
Freie Assoziation
DOI: 10.30820/1434-7849-2020-1-2-15
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Bilder von Lehrer*innenberuf und Schule
Dominique Matthes et al. (2022)
Freie Assoziation
DOI: 10.1007/978-3-658-32564-0_1
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Mit Humor ist nicht immer zu spaßen
Anna Dargiewicz (2022)
Freie Assoziation
DOI: 10.14220/9783737014304.169
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