Wandern, Beobachten, Erinnern und Schreiben in der Poebene
Raum und Präsenz bei Celati, Mozzi und Trevisan
DOI:
https://doi.org/10.15460/apropos.14.2231Palabras clave:
Flaneur, Spaziergänger, Poebene, Ortslosigkeit, PosthermeneutikResumen
Ausgehend von den Topoi des Spaziergängers und des Flaneurs als den bekanntesten literarischen Figurationen von Präsenz bzw. Fortbewegung im Außenraum wird anhand von drei ausgewählten Texten der italienischen Gegenwartsliteratur die spezifische Thematisierung des Umherwanderns in peripheren, suburbanen Gegenden der Poebene, die weder Garten- oder Parklandschaft (wie im Spaziergang) noch Großstadt (wie beim Flanieren) sind, beleuchtet. So lässt sich der umherwandernde, fast dokumentarisch seine Beobachtungen notierende Ich-Erzähler von Gianni Celatis ‚Wandertagebuch‘ Verso la foce (1989) als ‚Spazierseher‘ definieren, während in den autofiktionalen Romanen Fantasmi e fughe (1999) Giulio Mozzis und I quindicimila passi (2002) Vitaliano Trevisans, in denen das Durchwandern des padanischen Außenraums einen Gedächtnisprozess hervorrufen oder begleiten soll, von ‚Erinnerungsflaneuren‘ gesprochen werden kann. An diese Texte, ganz besonders an Celatis Verso la foce, können Konzepte der Posthermeneutik Gumbrechts und Merschs angelegt werden, da die literarische Verarbeitung räumlicher Präsenz auch bei Celati von der Gumbrechtschen Prämisse einer „Selbstentbergung der Welt“ geleitet wird und sich bevorzugt entlegenen Orten und marginal erscheinenden Dingen zuwendet, was mit dem „Unabgegoltenen“, laut Mersch zentraler Gegenstand der Posthermeneutik, korreliert werden kann.
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