Jobben als Werkstudierende: Chancen und Herausforderungen

  • Sophia Schaeffer Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Deutschland
    Studierende im 5. Semester des Bachelorstudiengangs Bibliotheks- und Informationsmanagement

DOI:

https://doi.org/10.15460/apimagazin.2025.6.1.233

Schlagworte:

Werkstudent*in, Studium und Beruf, Berufseinstieg, Studienfinanzierung

Begutachtung

  • Prof. Dr. Ulrike Verch HAW Hamburg

Abstract

In einem Werkstudierendenjob tätig zu sein, bietet für Studierende im Gegensatz zu anderen Beschäftigungsformen viele Vorteile. Er kann aber auch Herausforderungen mit sich bringen. Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Vor- und Nachteile, sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen und Tipps für die Suche nach attraktiven Beschäftigungsmöglichkeiten für Studierende.

1 Einleitung

Viele Studierende stehen vor der Herausforderung, ihr theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen zu verbinden und gleichzeitig finanziell unabhängiger zu sein. Ein Werkstudierendenjob bietet die Möglichkeit, beide Ziele zu erreichen. Dieser Artikel zeigt die wichtigsten rechtlichen Rahmenbedingungen, welche beruflichen und persönlichen Vorteile ein Werkstudierendenjob bietet und welche Herausforderungen er mit sich bringen kann. Ob als Einstieg in die Arbeitswelt, als Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, oder als finanzielle Unterstützung während des Studiums –Werkstudierendenjobs sind für viele Studierende mehr als nur ein Mittel, um Geld zu verdienen. Antworten darauf, wie man eine passende Stelle und die richtige Balance zwischen Studium und Arbeit findet, gibt es in den folgenden Abschnitten.

2 Rechtliche Rahmenbedingungen

Um einen Werkstudierendenjob aufzunehmen, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Erstens ist es nach § 6 Abs. 1 Nr. 3 Sozialgesetzbuch Fünftes Buch (SGB V)1 notwendig, an einer Hochschule immatrikuliert zu sein und das Studium noch nicht mit einem Abschluss beendet zu haben. Zweitens darf man nicht mehr als 25 Fachsemester studiert haben.2 Auch während eines Urlaubssemesters oder als Teilzeit- oder dual Studierender kann man nicht als Werkstudierender arbeiten (Deutsches Studierendenwerk e.V. 2023b). Wenn man diese Voraussetzungen erfüllt, kann man bis zu 20 Stunden pro Woche arbeiten und somit ein deutlich höheres monatliches Gehalt verdienen, als beispielsweise bei einer geringfügigen Beschäftigung. Zudem gilt das Werkstudierendenprivileg, welches besagt, dass Studierende, die mit ihrem Jahresgehalt den Steuerfreibetrag von 11.784€ nicht überschreiten (Deutscher Bundestag 2024), von allen Abgaben an die Pflege-, Sozial- und Arbeitslosengeldversicherung befreit sind und auch keine Einkommenssteuer zahlen müssen (Deutsches Studierendenwerk e.V. 2023b).

Werkstudierende dürfen maximal 20 Stunden pro Woche arbeiten, da das Studium Vorrang gegenüber der beruflichen Tätigkeit haben muss.3 In den Semesterferien kann die wöchentliche Arbeitszeit aber auf bis zu 40 Stunden, also Vollzeit, erhöht werden. Eine Ausnahme für die wöchentliche Arbeitszeit gilt bei Jobs, die hauptsächlich in den Abend- und Nachtstunden oder am Wochenende ausgeübt werden. Bei diesen darf die 20 Stunden-Grenze überschritten werden (Deutsches Studierendenwerk e.V. 2023b). Allerdings darf man die Grenze nicht mehr als 26 Wochen bzw. 182 Kalendertage im Jahr überschreiten (Deutsches Studierendenwerk e.V. 2023b). Das soll gewährleisten, dass noch genügend Zeit für das Studium bleibt. Wenn die Grenze dennoch überschritten wird, verliert man das Werkstudierendenprivileg und müsste alle vorher weggefallenen Sozialversicherungsabgaben und Steuern zahlen. Zu beachten ist dabei, dass alle parallel ausgeübten Beschäftigungen zeitlich zusammengerechnet werden (Deutsches Studierendenwerk e.V. 2023b). Diese Regelung gibt es, damit das Werkstudierendenprivileg nicht ausgenutzt werden kann, indem eine Person über einen langen Zeitraum Studierende*r bleibt, trotzdem Vollzeit arbeitet und damit Steuern und Sozialversicherungsabgaben spart.

Im Gegensatz zu einer geringfügigen Beschäftigung, bei der Studierende bis zum 25. Lebensjahr weiterhin familienversichert bleiben können, müssen Werkstudierende, die die Minijob-Grenze von 538€ im Monat überschreiten, in eine studentische Krankenversicherung wechseln (ver.di 2024). Hierbei muss der volle Betrag selbst übernommen werden, da der*die Arbeitgeber*in vom Beitrag zur Kranken- und Pflegeversicherung befreit ist. Das Werkstudierendenprivileg endet mit dem Ablauf des Monats, in dem der*die Studierende offiziell schriftlich über das Gesamtergebnis der Prüfungsleistung informiert wurde (Deutsches Studierendenwerk e.V. 2023b). Des Weiteren hat eine Anstellung als Werkstudent*in zur Folge, dass der Anspruch auf den Mindestlohn, das Kindergeld, bezahlten Urlaub sowie eine Fortzahlung des Gehalts bei einer Krankschreibung bis zu sechs Wochen besteht. Der Mindestlohn liegt aktuell bei 12,41€ pro Stunde (ver.di 2024). Der Anspruch auf den bezahlten Urlaub ergibt sich aus dem Arbeitszeitgesetz4 und richtet sich nach der Anzahl der Arbeitstage pro Woche. Zu beachten ist allerdings, dass sich die Höhe des monatlichen Gehalts negativ auf die Höhe der BAföG-Förderung auswirken kann (Deutsches Studierendenwerk e.V. 2023a).

3 Berufliche und persönliche Vorteile

Neben den rechtlichen Vorteilen eines Werkstudierendenjobs gibt es auch zahlreiche persönliche und berufliche Vorteile und Chancen. Häufig wählen Studierende Tätigkeiten, die inhaltlich zu ihrem Studiengang passen. Dadurch können die im Studium erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse in der Praxis angewendet und vertieft werden. Wenn die Arbeitsstelle inhaltlich zu den Inhalten des Studiums passt, besteht eventuell auch die Möglichkeit, dass die Arbeitsleistungen für Pflichtpraktika angerechnet werden. Die Arbeit kann sowohl fachliches Wissen als auch die zwischenmenschlichen Fähigkeiten wie Teamfähigkeit und Selbstorganisation fördern. Für die persönliche Entwicklung kann sie dazu beitragen, die eigenen Stärken und Schwächen besser einzuschätzen. Zudem bietet die Tätigkeit eine gute Möglichkeit, verschiedene Aufgabengebiete kennenzulernen und Einblicke in Unternehmensstrukturen zu bekommen. Häufig gehen mit einer längeren Beschäftigung auch eine größere Verantwortung und mehr Eigenständigkeit einher, was einen wertvollen Beitrag zur beruflichen Orientierung und Entdeckung von Interessen leisten kann. Die Erfahrungen helfen außerdem realistische Erwartungen für den Berufseinstieg zu entwickeln und sich darüber klar zu werden, was man von einem zukünftigen Job erwartet.

Häufig können die Arbeitszeiten flexibel an die Vorlesungszeiten angepasst werden, was sowohl für die Studierenden als auch für die Beschäftigungsstelle von Vorteil ist. Viele Arbeitgeber*innen zahlen zudem einen höheren Stundenlohn als den Mindestlohn (Statista 2024). Manchmal bietet eine Werkstudierendentätigkeit auch die Möglichkeit, die Bachelor- oder Masterarbeit in diesem Unternehmen zu schreiben oder später in eine Festanstellung übernommen zu werden. Zusätzlich erleichtert es der Job, Kontakte in der Branche zu knüpfen und interne Stellenausschreibungen mitzubekommen. Als Werkstudent*in zu arbeiten heißt, viel Engagement und Zeit in die eigene Bildung zu investieren. Viele Firmen bevorzugen Bewerber*innen mit praktischer Erfahrung, die motiviert, engagiert und lernbereit sind. Außerdem können Arbeitgeber*innen frühzeitig Potenziale erkennen und fördern. Auch für sie ist es von Vorteil, dass Werkstudierende bei einer möglichen Übernahme bereits mit der Unternehmenskultur und internen Abläufen vertraut sind. Weitere Vorteile für Unternehmen können sein, dass Studierende aktuelles Wissen, neue Impulse und eine unabhängige Sichtweise mitbringen.

4 Herausforderungen im Alltag

Neben den vielen Vorteilen, die eine Beschäftigung als Werkstudent*in mit sich bringt, kann es auch eine Herausforderung sein, das Studium und die Arbeit miteinander zu vereinbaren. Besonders wenn während der Vorlesungszeit die vollen 20 Stunden pro Woche gearbeitet werden, besteht die Gefahr, das Studium zu vernachlässigen. Trotz flexibler Arbeitszeiten fallen Arbeitsstunden meist unter der Woche und zu den Zeiten an, zu denen auch Vorlesungen und Seminare stattfinden. Im Vergleich dazu könnten viele Jobs in der Gastronomie oder im Verkauf, die aber in der Regel inhaltlich nichts mit dem Studium zu tun haben, abends oder am Wochenende ausgeübt werden. Wenn zudem in der vorlesungsfreien Zeit die möglichen 40 Stunden pro Woche, also Vollzeit, gearbeitet werden, fehlt die Zeit zur Erholung. Durch die andauernde Doppelbelastung kann es zu körperlicher und mentaler Erschöpfung kommen. Zudem bleibt weniger Freizeit für das Sozialleben und Hobbys. Die Studierenden müssen je selbst einschätzen können, wie viel Zeit sie neben dem Studium in einen Job investieren können, ohne sich zu überlasten. In einigen Fällen könnte die Nebentätigkeit zu einer Verlängerung der Studienzeit führen. Auch könnte es zu Rollenkonflikten kommen, beispielsweise wenn wichtige Arbeitsprojekte mit Prüfungsvorbereitungen kollidieren. Sollte der Werkstudierendenjob die persönlichen Grenzen überschreiten, gibt es weitere Wege und Möglichkeiten, das Studium zu finanzieren und nebenher Geld zu verdienen.5

5 Praktische Tipps zur Stellensuche und Bewerbung

Trotz der Herausforderungen bietet ein Werkstudierendenjob eine gute Chance, erste Einblicke in die Praxis und den Arbeitsalltag zu gewinnen. Für die Suche nach einer Stelle können verschiedenste Wege genutzt werden. Eine gute Anlaufstelle, um Angebote in verschiedenen Branchen zu finden sind Jobportale, sowohl allgemeine Jobportale als auch speziell für Studierendenjobs. Für Studierende gibt es zum Beispiel das Hamburger Stellenwerk6 oder die Portale Stuzubi Stellenbörse7 und StudyCHECK Stellenbörse8. Außerdem werden häufig von Hochschulen und Universitäten über eigene Plattformen, Schwarze Bretter oder Career Services Stellenanzeigen veröffentlicht. An der HAW Hamburg kann man sich bei Fragen rund um das Thema zum Beispiel an das Studierendenwerk Hamburg wenden.9 Des Weiteren sind Karrieremessen oder persönliche Kontakte eine Möglichkeit, auf Ausschreibungen aufmerksam zu werden. Direkt über Unternehmenswebseiten kann sich ebenfalls über Stellen informiert werden. Auch wenn nicht direkt Stellen ausgeschrieben sind, können häufig Initiativbewerbungen eingereicht werden.

Für die Bewerbung werden häufig ein Lebenslauf, eine aktuelle Immatrikulationsbescheinigung und ein Anschreiben verlangt. Es ist wichtig, den Lebenslauf und gegebenenfalls das Motivationsschreiben an die jeweilige Stelle anzupassen, um die jeweils benötigten Fähigkeiten, Stärken und relevanten Erfahrungen hervorzuheben. Die persönlichen Soft Skills, wie Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke und Organisationsfähigkeit, sollten ebenfalls erwähnt werden. Um herauszufinden, welche Anforderungen für die Position erfüllt werden müssen, ist es sinnvoll, sich vorher gründlich über das Unternehmen zu informieren.

Außerdem ist es hilfreich, sich vor der Bewerbung darüber klar zu werden, welche Anforderungen man persönlich an einen Job hat und was man durch diesen lernen möchte. Ebenfalls kann eine Reflexion der eigenen Stärken und Schwächen dabei helfen, festzustellen, welche Arbeitsstelle für einen geeignet ist. Viele Arbeitgeber*innen legen neben den fachlichen Kenntnissen auch großen Wert auf die persönliche Eignung für das Unternehmen, die Position und Passung zum Team. Außerdem ist es wichtig, Offenheit für neue Fähigkeiten und Aufgaben mitzubringen. Mit Engagement und der Bereitschaft, sich in Projekte einzubringen und Verantwortung zu übernehmen, fällt es nicht schwer, sich in einem neuen Team mit neuen Aufgaben wohlzufühlen und einzufinden. Mit den genannten Fähigkeiten und einer hohen Lernbereitschaft gelingt der Start im neuen Werkstudierendenjob.

Schon als Studierende*r in die Berufswelt einzusteigen kann nach dem Abschluss entscheidende Vorteile bei der Bewerbung um attraktive Stellen bringen. Zudem bietet ein Werkstudierendenjob eine gute Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln, sich weiterzubilden und ein eigenes Netzwerk aufzubauen. Durch das Nutzen dieser Chance wird auch der Übergang ins Berufsleben gelingen.

Literatur

DEUTSCHER BUNDESTAG, 2024. Grundfreibetrag 2024 soll um 180 Euro steigen [online]. Berlin: Deutscher Bundestag, 10.09.2024 [Zugriff am: 30.11.2024]. Verfügbar unter: https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-1017072

DEUTSCHES STUDIERENDENWERK e.V., 2023a. Jobben [online]. Berlin: Deutsches Studierendenwerk e.V., 2023 [Zugriff am: 11.11.2024]. Verfügbar unter: https://www.studierendenwerke.de/themen/finanzierungsmoeglichkeiten/uebersicht-jobben/jobben

DEUTSCHES STUDIERENDENWERK e.V., 2023b. Werkstudierende [online]. Berlin: Deutsches Studierendenwerk e.V., 2023 [Zugriff am: 11.11.2024]. Verfügbar unter: https://www.studierendenwerke.de/themen/finanzierungsmoeglichkeiten/uebersicht-jobben/werkstudenten

STATISTA GmbH, 2025. Durchschnittlicher Stundenlohn von Studierenden in Deutschland in den Jahren von2012 bis 2023 [online]. Hamburg: Statista GmbH, 17.04.2024 [Zugriff am: 02.01.2025]. Verfügbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1048134/umfrage/durchschnittlicher-stundenlohn-von-studierenden-in-deutschland/

STUZUBI GmbH, 2022. Werkstudent: Gehalt, Tätigkeiten, Pro und Contra [online]. Karlsfeld b. München: Stuzubi GmbH, 2022 [Zugriff am: 19.11.2024]. Verfügbar unter: https://stuzubi.de/ratgeber/werkstudent-gehalt-taetigkeiten-pro-und-contra/

VEREINTE DIENSTLEISTUNGSGESELLSCHAFT, 2024. Minijob: Was Du zu geringfügiger Beschäftigung wissen solltest [online]. Berlin: Vereinte Dienstleistungsgesellschaft (ver.di), 29.10.2024 [Zugriff am: 30.11.2024]. Verfügbar unter: https://www.verdi.de/themen/arbeit/++co++710ce828-5da8-11ec-be48-001a4a160129


  1. Sozialgesetzbuch Fünftes Buch vom 20.12.1988 (BGBl. S. 2477), zuletzt geändert am 24.10.2024.↩︎

  2. Siehe Landessozialgericht Baden-Württemberg, Urteil vom 12.07.2006, Az. L 2 KR 16/05.↩︎

  3. Siehe Bundessozialgericht, Urteil vom 11.11.2003, Az. B 12 KR 24/03 R.↩︎

  4. Arbeitszeitgesetz(ArbZG) vom 6.6.1994 (BGBl., S. 1170), zuletzt geändert am 23.10.2024.↩︎

  5. Weitere Möglichkeiten: https://www.studierendenwerke.de/themen/finanzierungsmoeglichkeiten/uebersicht-jobben/jobben↩︎

  6. https://www.stellenwerk.de/hamburg↩︎

  7. https://stellenboerse.stuzubi.de/public/listing↩︎

  8. https://www.studycheck.de/jobs?s=werkstudent↩︎

  9. https://www.stwhh.de/studienfinanzierung/jobben-im-studium↩︎

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2025-02-04