Viele Wege führen zu BIM

Studienvorerfahrungen und Motivationen der BIM-Studierenden

  • Sara Görmann Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Deutschland
    Studierende im 5. Semester des Bachelorstudiengangs Bibliotheks- und Informationsmanagement

DOI:

https://doi.org/10.15460/apimagazin.2025.6.1.228

Schlagworte:

Bibliotheks- und Informationsmanagement, Studium, Erststudium, Zweitstudium, Studiengangwechsel, Zweiter Bildungsweg

Begutachtung

  • Prof. Christine Gläser HAW Hamburg

Abstract

Für viele Studierende ist Bibliotheks- und Informationsmanagement nicht der erste Studiengang. Diese Beobachtung wurde untersucht, indem die Studierenden des reformierten Bibliotheks- und Informationsmanagementstudienganges an der HAW Hamburg im Rahmen einer Umfrage zu ihren Studienvorerfahrungen und Studienmotivationen befragt wurden. Die Auswertung der Umfrageergebnisse zeigt: Viele Wege führen zu BIM!

1 Einleitung

Bereits in der Orientierungseinheit des Studienganges Bibliotheks- und Informationsmanagement (BIM) fiel auf, dass BIM für viele der Studierenden nicht der erste Studiengang war. Einige der Studierenden hatten von ihrem vorherigen Studiengang zu BIM gewechselt, andere hatten schon einen Hochschulabschluss erlangt und absolvierten BIM jetzt als Zweitstudium. Dieses Phänomen wird im Rahmen einer Umfrage, welche unter Studierenden des reformierten Studiengangs1 durchgeführt wurde, genauer untersucht.

2 Begriffsklärung: Erststudium vs. Zweitstudium

Bevor konkreter auf die Umfrage eingegangen wird, müssen jedoch erst einmal einige grundlegende Begriffe geklärt werden. Einer dieser Begriffe ist das zuvor bereits erwähnte Zweitstudium, was bedeutet, dass ein erstes grundständiges Studium (das Erststudium) abgeschlossen wurde, bevor mit einem zweiten grundständigen Studium (dem Zweitstudium) begonnen wird (Jedlitschka und Schade 2024). Wenn dagegen nach einem Bachelorstudium ein weiterführendes Masterstudium begonnen wird, handelt es sich dabei nicht um ein Zweitstudium (Sepe 2020), da der Master auf dem Bachelor aufbaut und ein Zweitstudium ein weiteres grundständiges Studium sein muss. Auch, wenn man sein Erststudium abbricht und dann beginnt, ein anderes Fach zu studieren, handelt es sich nicht um ein Zweitstudium. Stattdessen befindet man sich immer noch in seinem Erststudium, da zuvor kein Abschluss erlangt worden ist (Jedlitschka und Schade 2024).

Das Studieren eines zulassungsfreien Studiengangs als Zweitstudium gestaltet sich in Deutschland allgemein unproblematisch. Wenn man allerdings einen zulassungsbeschränkten Studiengang als Zweitstudiengang absolvieren möchte, gibt es in den meisten Bundesländern eine bestimmte Hürde, welche überwunden werden muss: die Quote für Zweitstudienbewerbende, welche zwischen zwei und vier Prozent liegt (Jedlitschka und Schade 2024). Außerdem muss begründet werden, warum ein Zweitstudium angestrebt wird. Abhängig von der Begründung werden Punkte vergeben und die Personen mit dem besten Ranking werden zugelassen (Jedlitschka und Schade 2024). Im Hamburg gibt es diese Hürde nicht; das Hochschulzulassungsgesetz Hamburg (HZG) macht keinen Unterschied zwischen Erst- und Zweitstudienbewerbenden (Universität Hamburg 2023), was auch explizit in den Richtlinien der HAW zum Vergabeverfahren erwähnt wird (HAW Hamburg o. D.). Auch die erhöhten oder zusätzlichen Studiengebühren, welche Langzeit- und Zweitstudierende in einigen deutschen Bundesländern zusätzlich zum Semesterbeitrag zahlen müssen, fallen in Hamburg nicht an (Sepe 2020). Diese Rahmenbedingungen unterstützen die Aufnahme eines Zweitstudiums an der HAW.

3 Erstellung und Aufbau der Umfrage

Mit der Umfrage sollten die Studienvorerfahrungen der Zweitstudierenden und Studiengangwechselnden erfragt sowie die Motivationen der BIM-Studierenden untersucht werden. Da bereits klar war, dass ein großer Teil der Studierenden nicht direkt von der Schule kam, wurde als erstes nach dem Alter gefragt, in dem man angefangen hatte, BIM zu studieren. Als Antwortmöglichkeiten gab es die Optionen „unter 20”, „20-24”, „25-29” und „über 29”. Die Altersgruppen wurden zusammengefasst, um die große Altersbandbreite abzubilden und eine erste grobe Einschätzung des Alters der Befragten zu ermöglichen.

Die zweite Frage war dann, ob man vor BIM schon etwas anderes studiert hatte, worauf einfach mit „ja” oder „nein” geantwortet werden sollte. Diese Formulierung wurde bewusst gewählt, um zunächst alle Studienerfahrungen vor BIM zu sammeln, bevor zwischen denjenigen unterschieden wird, die aus ihrem vorherigen Studiengang zu BIM gewechselt sind, und denjenigen, die BIM als Zweitstudium studieren. Abhängig davon, ob hier „ja” oder „nein” ausgewählt wurde, erfolgte die Weiterleitung entweder direkt zu einer Frage über die Motivation für die Wahl von BIM als Studiengang oder es folgten weitere Fragen zum Studium.

So sollte mit der dritten Frage der fachliche Bereich erfragt werden, in den sich der vorherige Studiengang einordnen lässt. Um die Auswertung später direkt mit den deutschlandweiten Zahlen vergleichen zu können, orientierte ich mich hierfür an der Fächersystematik des Statistischen Bundesamts.

Diese unterscheidet folgende Fächergruppen (Statistisches Bundesamt 2024a, S. 2-4):

  • Geisteswissenschaften

  • Sport

  • Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

  • Mathematik, Naturwissenschaften

  • Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften

  • Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften, Veterinärmedizin

  • Ingenieurwissenschaften

  • Kunst, Kunstwissenschaften

Für den Fall, dass es jemanden gab, der nicht wusste, wie er seinen Studiengang einordnen muss, fügte ich außerdem noch die Option „Sonstiges” hinzu, bei der man selbstständig etwas eintippen konnte. Ursprünglich hatte ich überlegt, die Fächersystematik zu verlinken, entschied mich jedoch dagegen, da ich davon ausging, dass viele Teilnehmende das Interesse an der Umfrage verlieren könnten, wenn sie sich dafür noch eine externe Ressource ansehen müssten.

Nach dem Abfragen des Studienbereichs folgte an vierter Stelle die Frage nach dem konkreten Studiengang, welcher selbstständig eingetragen werden musste, da eine Auswahl aus vorgegebenen Antwortmöglichkeiten angesichts der Vielzahl möglicher Studiengänge nicht praktikabel war. Außerdem blieb es den Teilnehmenden so offen, ob sie ein mögliches Nebenfach angaben, oder ob sie dazuschrieben, dass es sich um einen Bachelor- oder Masterstudiengang gehandelt hatte.

Als nächstes fragte ich nach der Anzahl der Semester, die man vor BIM bereits studiert hatte. Dabei bildete eine Spanne von zwei Semestern immer eine Auswahlmöglichkeit, wobei es jedoch nur bis „9-10 Semester” ging und „11+ Semester” die letzte Alternative darstellte. Da bei den Testdurchläufen mehrmals die Frage aufkam, ob hiermit der Zeitraum des aktiven Studierens oder die Zeit gemeint war, in der man insgesamt eingeschrieben gewesen war, fügte ich der Frage noch ein „offiziell” hinzu. Es wurde also nach der formalen Einschreibzeit gefragt.

Schließlich kam die Frage, ob man vor dem BIM-Studium bereits einen Hochschulabschluss erlangt hatte. Die möglichen Antworten waren „ja, ich habe einen Bachelorabschluss (ohne Master)“, „ja, ich habe einen Bachelor- und Masterabschluss” sowie „nein, ich habe vorher kein Studium beendet”. Nachdem ich darauf hingewiesen wurde, dass es auch schon BIM-Studierende gab, welche bereits zuvor promoviert hatten, fügte ich zur Sicherheit noch „Sonstiges” als Antwortmöglichkeit hinzu.

Abhängig davon, was man bei der vorherigen Frage ausgewählt hatte, wurde man nun entweder zu „Was hat dich motiviert, BIM als ein weiteres Studium zu absolvieren?” oder zu „Was hat dich motiviert, zu BIM zu wechseln?” weitergeleitet. Diejenigen, die zuvor angegeben hatten, dass sie vor BIM nichts anderes studiert hatten, erhielten die Frage „Was hat dich motiviert, BIM zu studieren?“. Hier war zum ersten Mal in der Umfrage die Mehrfachantwort möglich, wobei sich die Auswahlmöglichkeiten zu diesen drei Fragen nur minimal unterschieden, damit ein direkter Vergleich zwischen den drei Gruppen und ihren Antworten hergestellt werden konnte.

Die ersten zwei Antwortmöglichkeiten waren dabei stets „persönliche Um- und Neuorientierung” sowie „persönliche Weiterbildung”. Für die Zweitstudierenden wurde außerdem noch „Ergänzung zum vorherigen Studium” hinzugefügt, was für die anderen zwei Zielgruppen nicht gepasst hätte. Als nächstes konnten dann „interessante Studieninhalte” ausgewählt werden und abhängig von der Zielgruppe stand entweder „bessere Jobaussichten mit BIM” oder „gute Jobaussichten mit BIM” zur Wahl. Passend zu den Jobaussichten interessierte ich mich dann dafür, ob mehr Studierende BIM mit dem Ziel begonnen hatten, später in einer Bibliothek oder in einer Informationseinrichtung zu arbeiten, weshalb dies die nächsten zwei Auswahlmöglichkeiten waren. Als letztes fügte ich noch „ich habe nichts Besseres als BIM gefunden” hinzu, da ich davon ausging, dass sich niemand trauen würde, etwas in die Richtung bei „Sonstiges” anzugeben. Wenn es jedoch eine feste Wahlmöglichkeit war, dann würde man es vielleicht eher auswählen.

Im Anschluss an die Motivation fügte ich dann noch für alle, die angegeben hatten, zuvor nicht studiert zu haben, die offene Frage „Wie findest du BIM? Hat es deine Erwartungen erfüllt?” hinzu. Wer dagegen zuvor schon für etwas Anderes eingeschrieben war, erhielt die leicht abgeänderte Frage „Wie findest du BIM? Hat es deine Erwartungen erfüllt? Gefällt es dir besser als dein vorheriges Studium?“. Zuvor mussten alle Fragen verpflichtend beantwortet werden. Ich befürchtete jedoch, dass einige der Teilnehmenden die Umfrage abbrechen würden, wenn sie nun gezwungen wären, hier eine freie Antwort zu formulieren, weshalb diese Fragen freiwillig waren. Auch die letzte Frage „Hast du sonstige Anmerkungen für uns?” musste nicht verpflichtend beantwortet werden.

Somit bestand die Umfrage aus folgenden Fragen:

  1. Wie alt warst du, als du angefangen hast, BIM zu studieren? (richtete sich an alle)

  2. Hast du vor BIM etwas anderes studiert? (richtete sich an alle)

  3. In welchen Bereich lässt sich dein vorheriger Studiengang einordnen? (richtete sich an Studiengangwechselnde und Zweitstudierende)

  4. Was hast du vor BIM studiert? (richtete sich an Studiengangwechselnde und Zweitstudierende)

  5. Wie viele Semester hast du (offiziell) studiert, bevor du BIM angefangen hast? (richtete sich an Studiengangwechselnde und Zweitstudierende)

  6. Hast du vor dem BIM-Studium bereits einen Hochschulabschluss erlangt? (richtete sich an Studiengangwechselnde und Zweitstudierende)

  7. Was hat dich motiviert, BIM als ein weiteres Studium zu absolvieren? (richtete sich an Zweitstudierende)

  8. Was hat dich motiviert, zu BIM zu wechseln? (richtete sich an Studiengangwechselnde)

  9. Was hat dich motiviert, BIM zu studieren? (richtete sich an Studierende ohne Studienvorerfahrung)

  10. Wie findest du BIM? Hat es deine Erwartungen erfüllt? Gefällt es dir besser als dein vorheriges Studium? (richtete sich an Studiengangwechselnde und Zweitstudierende)

  11. Wie findest du BIM? Hat es deine Erwartungen erfüllt? (richtete sich an Studierende ohne Studienvorerfahrung)

  12. Hast du sonstige Anmerkungen für uns? (richtete sich an alle)

Bevor ich die Umfrage für Interessierte freigab, führte ich mit Kommiliton*innen mehrere Testläufe durch. Dadurch konnte sichergestellt werden, dass man abhängig von seinen Antworten zu der korrekten nächsten Fragen weitergeleitet wurde, und dass alle Fragen und Antwortmöglichkeiten verständlich formuliert waren.

4 Auswertung der Umfrage

Die Umfrage richtete sich an alle Studierenden, die ab dem Wintersemester 2021/2022 das reformierte BIM-Studium aufgenommen haben. Die Verbreitung der Umfrage erfolgte über die WhatsApp-Jahrgangsgruppen und erreichte insgesamt 205 Personen. Es ist jedoch möglich, dass Personen, die ihr Studium bereits abgebrochen haben, in die Zählung einbezogen wurden, und dass Tutor*innen versehentlich mehrfach in die Berechnung eingegangen sind. Es haben 57 Personen an der Umfrage teilgenommen, was einer Rücklaufquote von 28 % entsprechen würde. Die Stichprobe ist repräsentativ, da alle Merkmalsträger der Grundgesamtheit die gleiche Wahrscheinlichkeit hatten, an der Umfrage teilzunehmen. Somit ist es möglich, aus den Ergebnissen der befragten Gruppe Rückschlüsse auf den gesamten Studiengang zu ziehen (Statista GmbH, o. D.).

Wie die Antworten auf die erste Frage (Abb. 1) zeigen, haben mehr als 50 % der Teilnehmenden das BIM-Studium im Alter von 20 bis 24 Jahren begonnen. Knapp 20 % waren jünger als 20 und etwa ein Viertel hatte im ersten Semester mindestens das 26. Lebensjahr erreicht. Damit liegen die BIM-Erstsemester*innen deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt, der im Wintersemester 2022/2023 für Personen im ersten Hochschulsemester bei 19,4 und für Personen im ersten Fachsemester bei 20,8 Jahren lag2 (Statistisches Bundesamt 2024b, 21311-15). Dies erlaubt den ersten Schluss, dass ein Großteil der Studierenden nicht unmittelbar nach dem Schulabschluss ein Studium im Bereich BIM aufgenommen hat. Bestätigt wurde dies durch die Ergebnisse der zweiten Frage: Hier gab etwa die Hälfte der Befragten an, zuvor bereits ein anderes Studium begonnen oder auch abgeschlossen zu haben.

Abb. 1: Altersverteilung der BIM-Studierenden bei Studienbeginn (Abbildung aus mehreren Screenshots zusammengesetzt).

Unabhängig davon, ob die Teilnehmenden ihr vorheriges Studium abgeschlossen haben oder nicht, zeigt sich, dass von 29 Personen mit Studienvorerfahrungen eine Mehrheit von 16 Befragten3 zuvor im geisteswissenschaftlichen Bereich studiert hat. Hinzu kommen sechs ehemalige Studierende aus den Bereichen Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften4 sowie weitere fünf aus dem Bereich Mathematik und Naturwissenschaften5. Darüber hinaus sind die Studienbereiche Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften mit zwei Personen sowie Ingenieurwissenschaften und Kunst bzw. Kunstwissenschaften mit jeweils einer Person unter den BIM-Studierenden vertreten. Ehemalige Studierende aus den Bereichen Sport und Agrar-, Forst und Ernährungswissenschaften gibt es unter den Befragten nicht.

Abb. 2: Vorherige Fachbereiche der BIM-Studierenden (Abbildung aus mehreren Screenshots zusammengesetzt).

Die am meisten genannten Studienfächer sind Mathematik mit drei Stimmen sowie Kulturwissenschaft(en), Geschichte, Klassische Archäologie, Philosophie, Politikwissenschaften und Soziale Arbeit mit jeweils zwei Stimmen. Das steht im Einklang mit den Daten des Statistischen Bundesamtes, wonach Mathematik und Naturwissenschaften gefolgt von den Geisteswissenschaften die Bereiche sind, aus denen die meisten Studiengangwechselnden stammen (Statistisches Bundesamt 2023, S. 13).

Die Antworten auf die nächste Frage zeigen, dass die Anzahl der bereits absolvierten Studiensemester zwischen einem Semester sowie elf Semestern und mehr variiert, wobei keine signifikanten Schwankungen erkennbar sind. Die Höchstwerte liegen bei fünf bis sechs sowie neun bis zehn Semestern. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass ein Wechsel der Fachrichtung erst nach dem Abschluss eines Bachelor- oder Masterstudiums erfolgte.

Abb. 3: Verteilung der studierten Hochschulsemester vor Aufnahme des BIM-Studiums (Abbildung aus mehreren Screenshots zusammengesetzt).

Unter den Teilnehmenden mit Studienerfahrung vor dem Beginn ihres BIM-Studiums gaben knapp 60 % an, ihr vorheriges Studium nicht abgeschlossen zu haben. 30 % verfügen über einen Bachelor-Abschluss, während 10% einen höheren akademischen Grad, wie einen Master oder ein Diplom, erworben hatten. Von den insgesamt 57 Studierenden, welche an der Umfrage teilgenommen hatten, sind somit ca. 30 % Studienfachwechselnde und fast 20 % Zweitstudierende. Damit befindet sich die Zahl der Zweitstudierenden in BIM deutlich über dem deutschlandweiten Durchschnitt, welcher bei nur 5 % liegt (Statistisches Bundesamt 2024b, 21311-18). Die Ursache dafür dürfte in den oben genannten Hürden für Zweitstudierende begründet liegen, welche in Hamburg und an der HAW nicht zutreffen.

Was die Zahl der Studiengangwechselnden angeht, haben wir leider keinen direkten Vergleichswert. Laut Statistischem Bundesamt haben von den Studierenden, welche ihr Studium im Wintersemester 2017/2018 bzw. 2018/2019 aufgenommen hatten, jedoch ca. 14 % ihren Studiengang bis zum 5. Fachsemester gewechselt (Statistisches Bundesamt 2023, S. 13). Im Vergleich dazu ist der Anteil derjenigen, welche nach ihrem Fachwechsel dann angefangen haben, BIM zu studieren, mit 30 % mehr als doppelt so hoch.

Abb. 4: Anteile der BIM-Studierenden mit und ohne vorherigen Hochschulabschluss (Abbildung aus mehreren Screenshots zusammengesetzt).

Die Hauptmotivation für die Aufnahme eines BIM-Studiums unter den Teilnehmenden, die zuvor bereits einen Studienabschluss erworben hatten, liegt, wie die Antworten auf die nächste Frage zeigen (Abb. 5), in den besseren beruflichen Perspektiven begründet. So haben neun von zwölf Befragten die Aussicht auf eine Tätigkeit in einer Bibliothek als Motivation für das BIM-Studium angegeben. In diesem Zusammenhang spielt bei sieben Teilnehmenden die persönliche Um- bzw. Neuorientierung eine bedeutende Rolle. Sechsmal wurden außerdem konkret die besseren Jobaussichten mit BIM als Motivation angegeben. Das BIM-Studium wird lediglich von zwei Teilnehmenden als ergänzende Weiterbildung zum vorherigen Studium genutzt.

Abb. 5: Motivationen für die Aufnahme des BIM-Studiums als Zweitstudium (Abbildung aus mehreren Screenshots zusammengesetzt).

Die Antworten der Teilnehmenden, die ein vorangegangenes Studium begonnen, jedoch nicht abgeschlossen hatten, zeigen, dass die persönliche Neuorientierung hier das Hauptmotiv für die Aufnahme des BIM-Studiums ist – bei 17 Personen wurde es 13-mal ausgewählt. An zweiter Stelle folgen interessante Studieninhalte sowie bessere Jobaussichten, was allerdings nur von jeweils sechs der Befragten angegeben wurde. Im Gegensatz zu den Befragten mit einem abgeschlossenen Studium hat diese Gruppe keine klaren Vorstellungen hinsichtlich einer späteren Tätigkeit in einer Bibliothek oder Informationseinrichtung – ersteres hat fünf und letzteres drei Stimmen erhalten.

Abb. 6: Motivationen für den Studiengangwechsel zu BIM (Abbildung aus mehreren Screenshots zusammengesetzt).

Im Vergleich zu den beiden zuvor betrachteten Gruppen stehen bei Studierenden ohne Studienvorerfahrung die interessanten Studieninhalte im Fokus und wurden bei 28 Befragten 15-mal als Motivation angegeben. Darauf folgen die beruflichen Perspektiven, insbesondere die Arbeit in einer Bibliothek oder Informationseinrichtung. Hier sind keine eindeutigen Präferenzen erkennbar – ersteres erhielt 13 Stimmen, letzteres elf. Unter „Sonstiges” wurde unter anderem der Hinweis gegeben, dass der Studiengang von vier Personen als Weiterbildung für Fachangestellte für Medien und Informationsdienste (FaMI) genutzt wird.

Abb. 7: Motivationen für die Aufnahme des BIM-Studiums von Studierenden ohne vorherige Studienerfahrung (Abbildung aus mehreren Screenshots zusammengesetzt).

Auf die Fragen zu den Erwartungen an das BIM-Studium haben von den 57 Befragten 50 freiwillig geantwortet. Die Analyse der Antworten zeigt, dass der Großteil der Befragten der Ansicht ist, dass ihre allgemeinen Erwartungen an das Studium erfüllt wurden. Die Inhalte werden häufig als interessant beschrieben. Hinsichtlich der Studienorganisation und der Studienstruktur gehen die Meinungen auseinander: Vier Mal wurde die Organisation als schlecht bewertet, von drei Personen wurde die Struktur jedoch als gut eingeschätzt. Positiv hervorgehoben wurden die Jobmöglichkeiten nach dem Studium. Die potenziellen beruflichen Perspektiven stellen auch für die Befragten, die mit dem Studiengang unzufrieden sind, einen zentralen Aspekt dar. Von zwei Teilnehmenden wurde der Studiengang als „zu bibliothekslastig” mit wenig Fokus auf den Bereich Informationseinrichtungen eingeschätzt. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen jedoch, dass Bibliotheken als Arbeitsstellen gegenüber den Informationseinrichtungen von der Mehrheit der BIM-Studierenden bevorzugt werden. In Zusammenhang mit dem zukünftigen Beruf wurde auch angegeben, dass sich zwei Befragte durch das Studium nicht genügend auf das Berufsleben vorbereitet fühlen. Darüber hinaus hat Studierende der hohe Gruppenarbeitsanteil und die starke IT-Orientierung des Studienganges überrascht und teilweise irritiert. Insgesamt ähneln sich die Rückmeldungen zwischen denen, die bereits Studienerfahrung haben, und denen, die erstmalig studieren.

5 Fazit

Die Auswertung der Umfrage zeigt, dass sich der Eindruck aus der OE bestätigt hat: Studienvorerfahrungen und auch das Alter der Studierenden des reformierten BIM-Studiengangs sind im deutschlandweiten Vergleich recht ungewöhnlich. Über die Hälfte der BIM-Studierenden sind Anfang bis Mitte 20, womit sie stark über dem durchschnittlichen Alter von Studierenden im ersten Hochschul- und im ersten Fachsemester liegen. Der Anteil derjenigen, welche entweder zu BIM gewechselt haben oder es als Zweitstudium absolvieren, ist dementsprechend ebenfalls hoch.

Die ehemaligen Studiengänge der BIM-Studierenden sind dagegen weniger ungewöhnlich. Die meisten mit Studienvorerfahrungen kommen aus den Geisteswissenschaften, wobei es sich um den Bereich handelt, aus dem deutschlandweit am zweitmeisten Studierende wechseln. Dass Mathematik und Naturwissenschaften als der Bereich, aus dem deutschlandweit am meisten Studierende wechseln, in BIM nur mit fünf Personen vertreten ist, hängt vermutlich mit den starken Unterschieden zwischen den Fächern zusammen. Allgemein herrscht eine breite Vielfalt an vorherigen Studienfächern: Bei 29 Personen mit Studienvorerfahrungen wurde derselbe Studiengang maximal zwei- oder dreimal genannt.

Eine interessante Beobachtung, welche ich durch diese Umfrage gemacht habe, ist, wie sehr die Motivation für das BIM-Studium von den Studienvorerfahrungen abzuhängen scheint. Für Zweitstudierende überwiegen die persönliche Um- und Neuorientierung sowie die besseren Jobaussichten, welche zum Großteil auf Bibliotheken konzentriert sind. Bei den Studiengangwechselnden sticht dagegen nur die persönliche Um- und Neuorientierung hervor, während diejenigen ohne Studienvorerfahrungen vorrangig durch die interessanten Studieninhalte motiviert wurden. Die Möglichkeiten dafür, in Bibliotheken und Informationseinrichtungen zu arbeiten, wurden außerdem mehrfach ausgewählt, wobei das Interesse an Bibliotheken jedoch größer ist. Insgesamt lässt sich festhalten: trotz unterschiedlicher Studienvorerfahrungen und Motivationen führen viele verschiedene Wege zu BIM!

Literatur

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  1. Der Studiengang „Bibliotheks- und Informationsmanagement” an der HAW Hamburg wurde zum Wintersemester 2021/2022 reformiert (HAW Hamburg 2021, § 9 Abs. 1), sodass vier Jahrgänge an BIM-Studierenden in die Umfrage miteinbezogen wurden.↩︎

  2. Dabei meint Hochschulsemester alle Semester, die man insgesamt an Universitäten oder Hochschulen verbracht hat, während sich die Fachsemester nur auf die Zeit im aktuellen Studiengang beziehen (Bundesverwaltungsamt 2024).↩︎

  3. Von den Befragten haben 13 Personen direkt Geisteswissenschaften ausgewählt, unter “Sonstiges” finden sich jedoch auch noch drei weitere Personen mit einem Fach, welches sich den Geisteswissenschaften zuordnen lässt. Der Punkt „Sonstiges” wurde dabei von den Teilnehmenden genutzt, um mehrere Studienbereiche gleichzeitig anzugeben, da die Mehrfachauswahl nicht möglich war.↩︎

  4. Zusätzlich zu den fünf Personen, die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften angegeben haben, eine weitere Person unter „Sonstiges”.↩︎

  5. Auch hier findet sich zusätzlich zu den vieren, welche Mathematik und Naturwissenschaften ausgewählt haben, noch eine weitere Person unter „Sonstiges”.↩︎

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2024-11-27

Akzeptiert

2024-12-10

Veröffentlicht

2025-02-04