Vom Schreien und Schreiben einer Nation. Mündlichkeit, Schriftlichkeit und Affekte in Esteban Echeverrías "La cautiva"

Autor/innen

  • David Klein Ludwig-Maximilians-Universität München

DOI:

https://doi.org/10.15460/apropos.3.1464

Abstract

Ausgehend von der emotionssoziologischen These, die Affekte als soziale Instrumente begreift, die immer dann auf den Plan treten, wenn für stabil geglaubte Weltbilder ins Wanken geraten, unterzieht der vorliegende Beitrag das Langgedicht La cautiva von Esteban Echeverría einer kritischen Analyse. Zum Kanon der nation-building Literatur gehörig, inszeniert der Text die Eroberung der Pampa durch zwei Geliebte sowie deren Liebestod. Liest sich der Text auf den ersten Blick als affektvolle Ausrufung einer argentinischen Nation, so offenbart sich in einer konnotativen Semantik von Mündlichkeit und Schriftlichkeit ein zunehmend distanziertes Verhältnis zu ersterer und eine Hinwendung zu letzter. Nicht die Ureinwohner allein, sondern vielmehr das gesprochene oder geschriene Wort, mit dem sie der Text in Verbindung setzt, gilt es gegenüber der Sichtbarkeit der Schrift einzugrenzen und zu beherrschen, um dem nationalen Projekt den Weg zu bahnen.

Autor*innenbiografie

David Klein, Ludwig-Maximilians-Universität München

David Klein ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Romanische Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach der Dissertation zur Medienphantastik bei Jorge Luis Borges und Julio Cortázar folgten Artikel zur Digitalität und Phantastik bei Guillermo del Toro, zur modernen Affektökonomie bei Michelangelo Antonioni sowie zur Rolle der Menschenmenge in Gustav Flauberts Education sentimentale. In Zusammenarbeit mit Gerhard Poppenberg (Heidelberg) und Johanna Vocht (München) gab er einen Sammelband zu Juan Carlos Onettis und dessen Verhältnis zur Moderne heraus. Das derzeitige Forschungsinteresse gilt neben der Kultur der Digitalität und ihrer spezifischen Poetologien der Literarizität und Narrativität der doppelten Buchführung in der Frühen Neuzeit.

Drei Gesichter (Quelle: Pixabay/ Gellinger)

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Veröffentlicht

2019-12-10

Zitationsvorschlag

[1]
Klein, D. 2019. Vom Schreien und Schreiben einer Nation. Mündlichkeit, Schriftlichkeit und Affekte in Esteban Echeverrías "La cautiva". apropos [Perspektiven auf die Romania]. 3 (Dez. 2019), 92–108. DOI:https://doi.org/10.15460/apropos.3.1464.

URN