Sterben lassen: Das Spektakel der Abschiebung von Afghan:innen aus Deutschland

Autor/innen

  • Martin Sökefeld

Schlagworte:

Abschiebung, Abschiebbarkeit, Geflüchtete, Deutschland, Afghanistan

Abstract

In Deutschland erhielten ungefähr 30.000 Afghan:innen keinen Schutzstatus, und sie wurden als ausreisepflichtig eingestuft. Von ihnen sind in den letzten vier Jahren, in denen Sammelabschiebungen mittels Charterflügen vollzogen wurden, tatsächlich nur etwas mehr als 1000 Menschen tatsächlich außer Landes gebracht worden – und das zu außerordentlichen Kosten. Für alle, die als abschiebefähig kategorisiert wurden, waren Abschiebungen ein ständiger Quell der Angst und Verunsicherung – niemand wusste, ob er oder sie als Nächste:r an der Reihe wäre.

Dieser Artikel beschreibt die politischen Hintergründe der Abschiebungen nach Afghanistan aus Deutschland insbesondere für die Jahre 2016 und 2021. Er vertritt die These, dass Abschiebungen ein wesentliches Element des „Grenzspektakels“ (De Genova 2013) darstellen, mit dem ein Drama der Ausschließung inszeniert wird, das die nationale Existenzordnung bestätigt. Aus dieser Sicht ist der größere Rahmen, in dem das Abschiebespektakel stattfindet, die deutsche Biopolitik: Biopolitik ist nach Foucault die Politik, die über das „Leben-Machen und Sterben-Lassen“ entscheidet. Biopolitische Perspektiven legen den Fokus zumeist auf das „Leben-Machen“. Abschiebungen jedoch sind meiner Ansicht nach die unvermeidliche dunkle Seite der Biopolitik, auf die Foucault hingewiesen hat: das Sterbenlassen.

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Veröffentlicht

2022-12-03

Zitationsvorschlag

Sökefeld, M. (2022). Sterben lassen: Das Spektakel der Abschiebung von Afghan:innen aus Deutschland. Ethnoscripts, 24(1). Abgerufen von https://journals.sub.uni-hamburg.de/ethnoscripts/article/view/2007

URN