Landkrieg. Boden, Zusätze und Leid in Afghanistan
DOI:
https://doi.org/10.15460/ethnoscripts.2022.24.1.2005Keywords:
Boden, Dünger, Krieg, Sprengstoffe, körperliche ZerstörungAbstract
In diesem Artikel lenke ich die Aufmerksamkeit darauf, inwiefern der afghanische Erdboden und das, was aus ihm genommen und ihm zugesetzt wird, mit gegenwärtiger Gewalt im Land zu tun hat. Ich betrachte, wo und wie der Erdboden in Modernisierungskonzepten des 20. Jahrhunderts vorkam; wie Ackerdüngung und Sprengsätze zusammenhängen; und wie sich all das heute in physischem und sozialem Leiden niederschlägt. Zunächst schaue ich agrikulturelle Praktiken näher an, die synthetische und stickstoffhaltige Düngermittel beinhalten, und schlage dann eine Verbindung zur gegenwärtigen Verbreitung von militärtechnischen Landminen und behelfsmäßigen Sprengvorrichtungen. Anschließend lege ich dar, dass der afghanische Erdboden heute eine unvorhersehbare Ausweitung von Konfliktgeschehen und körperlicher Versehrung bedeutet. Indem ich Zusätze als eine begriffliche Brille zuhilfe nehme, mit der ich die genannten Aspekte betrachte, mache ich sichtbar, wie neuartige in den Boden eingebrachte Stoffe und Gegenstände sowohl zur Quelle von Bodenkontamination werden konnten als auch zur Ursache von verstümmelten Menschen – die dann wiederum prothetischer Hilfsmittel bedürfen.
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