Fotografiegestütztes Bezeugen und Nachdenken über Gewalt: „Wir essen kein Obst, weil unser Garten verbrannt wurde“
Schlagworte:
Dokumentierende/bezeugende Fotografie, Gewalt, Afghanische Frauen, Care-Ökonomien, AlltagslebenAbstract
Zwei Wochen vor dem vollständigen Rückzug der US-amerikanischen und NATO-Truppen am 30. August 2021 nahmen die Taliban Kabul ein. Viele Medien lieferten Bilder von Chaos und Unbeständigkeit, vor allem vom Flughafen in Kabul. Begründet wurden diese Zustände damit, dass die von den USA ausgebildeten afghanischen Soldaten daran gescheitert seien, ihr Volk zu beschützen, und außerdem mit einer zu schwachen Regierung.
Kaum erwähnt wurde dagegen, wie Frauen familiäre und gemeinschaftliche Netzwerke im Alltag funktionsfähig erhielten – ein Thema, an dem ich bereits 2008 und 2009 in Afghanistan geforscht hatte. Um die Überlebensstrategien afghanischer Frauen zu würdigen, konzentriere ich mich in diesem Beitrag auf fotografiegestütztes Dokumentieren und Bezeugen: Eine Herangehensweise, die anerkennt, dass die Vergangenheit in der Gegenwart lebendig bleibt und kollektiv durch Fotografien erinnert wird. Fotografien sprechen eine ganz eigene Sprache, die dazu auffordert, sich alternative Seinsumstände vorzustellen. Wenn man Fotos wie jene, die Afghanistans jüngere Geschichte dokumentieren, schichtweise deutet, wird zuvor verborgene oder verschleierte Gewalt sichtbar. Dann nehmen Fotos die Betrachtenden in die Pflicht zur kritischen Reflexion.
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