Wer ‚die‘ Taliban sind: Lebenswelten zwischen paschtunischen Traditionen, militantem Islamismus und Globalisierung
Schlagworte:
Taliban, Paschtunen, Islam, Lebenswelten, GlobalisierungAbstract
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem sozialen Hintergrund und den Lebenswelten von Anhängern der Taliban-Bewegung. Ausgangspunkt der Argumentation sind bestimmte Sozialstrukturen der paschtunischen Gesellschaft. Ich zeige auf, dass sowohl die seit 1979 andauernden Kriege in Afghanistan als auch der sich anschließende Massenexodus enorme Auswirkungen auf das paschtunische Alltagsleben hatten. Beides führte zu einer kontextspezifischen Verschmelzung von Werten und Normen, die einerseits in bestimmten Charakteristika der paschtunischen Kultur verankert sind, andererseits im militanten Islam. Die Bewegung der Taliban verstand es, solche gesellschaftlichen Veränderungen zu antizipieren und zur Grundlage ihres Erfolges zu machen. Vor allem der Verweis auf den Islam, die Verteidigung der lokalen Autonomie und die Betonung sozialer Gerechtigkeit erwiesen sich als entscheidend für die Selbstwahrnehmung der Taliban-Anhängerschaft. Entsprechend lautet meine Hauptthese, dass das Streben nach Wiederherstellung und Aufrechterhaltung von (idealisierten) lokalen Gesellschaftsordnungen die Taliban-Bewegung erfolgreich machte. Dabei ist die Tendenz, eine (idealisierte) lokale Ordnung im Namen des Islam bewahren zu wollen, nicht etwa einzigartig für die Taliban: Stattdessen beobachtet man Ähnliches vielerorts in der islamischen Welt, und kann es auch als aktuelles Globalisierungsphänomen deuten.
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