Körper – Asche – Natur: Über Transformationen des Leichnams durch Krematoriumsbau und Feuerbestattung vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart

Autor/innen

  • Norbert Fischer

Schlagworte:

Tod, Bestattung, Trauer, Erinnerung

Abstract

Die Einführung der modernen Feuerbestattung im späten 19. Jahrhundert bildet die bedeutendste Zäsur im Bestattungswesen der letzten Jahrhunderte. Zum Durchbruch verhalfen ihr ein in sich verwobenes Faktorenbündel aus städtischem Bevölkerungswachstum, Raumnot auf den Friedhöfen und wachsender Sensibilität für hygienische Probleme. Es ermöglichte im späten 19. Jahrhundert den Bau der ersten Krematorien. Auf allgemeine Weise begünstigend wirkten der technische Fortschritt und vor allem der wachsende Bedeutungsverlust der Kirchen. Im frühen 20. Jahrhundert fand die Feuerbestattung vor allem in breiten Arbeiterkreisen als preisgünstige Bestattungsart hohe Resonanz. Darüber hinaus veränderte die Feuerbestattung das Erscheinungsbild der Friedhöfe im Allgemeinen und die Grabgestaltung im Besonderen, da Aschengräber erheblich weniger Raum als Erdgräber benötigen. In der Folgezeit entfalteten sich vielfältige Formen der Aschenbeisetzung, unter anderem Rasenbestattungen und Gemeinschaftsanlagen. Neuerdings ist die Feuerbestattung auch Grundlage diverser Formen der Naturbestattung (Seebestattung, Bestattungswälder). Insgesamt hat sie die Grundlagen für die sich ausdifferenzierende Bestattungskultur des frühen 21. Jahrhunderts geschaffen.

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Veröffentlicht

2017-07-11

Zitationsvorschlag

Fischer, N. (2017). Körper – Asche – Natur: Über Transformationen des Leichnams durch Krematoriumsbau und Feuerbestattung vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ethnoscripts, 19(1). Abgerufen von https://journals.sub.uni-hamburg.de/ethnoscripts/article/view/1102

URN