• Roman Knipping-Sorokin Universität Hamburg
  • Teresa Stumpf Universität Hamburg

DOI:

https://doi.org/10.15460/kommges.2018.19.3.606

Schlagworte:

Internet, Bundesrepublik Deutschland, Online-Medien, Jugendlicher, Meinungsbildung, Radikalisierung, Forschungsstand, Forschungsansatz, Kulturanthropologie

Redaktion und Begutachtung

  • Barbara Frischling Universität Graz
  • Marion Näser-Lather Universität Marburg

Abstract

Der Beitrag befasst sich mit dem Einfluss des Internets auf Meinungsbildungsprozesse in Gestalt von Radikalisierung Jugendlicher in Deutschland. Dafür wird in einer metaanalytischen Vorgehensweise das Forschungsfeld zu Online-Radikalisierung im deutschen Forschungsdiskurs, ergänzt durch relevante internationale Befunde, genau sondiert und aufgeschlüsselt. Wie sich zeigt, ist das bestehende Wissen dazu äußerst bruchstückhaft; lediglich einzelne Facetten wurden im komplexen Zusammenwirken vieler Faktoren eines Radikalisierungsverlaufs bisher untersucht. Um mehr über die Hintergründe zu Online-Radikalisierung Jugendlicher zu erfahren, besteht die Notwendigkeit eines interdisziplinären und multimethodischen Vorgehens, zu dem insbesondere die Kulturanthropologie mit ihren Methoden und emischen Perspektiven auf lebensweltliche Zusammenhänge einen wichtigen Beitrag leisten kann. Die vorliegende Metaanalyse bietet neben einer theoretischen Fundierung und begrifflichen Einordnung eine strukturierte Statusaufnahme und Auswertung der aktuellen Forschungslandschaft zu der Rolle des Internets auf die Radikalisierung von jungen Menschen. Die Arbeit identifiziert Erkenntnisse und zeigt aktuelle Forschungsdesiderata auf. Die vorliegende Studie bietet somit einen systematischen Überblick über die deutsche Forschungslandschaft und kann als Grundlage für weitere Forschung auf diesem Bereich genutzt werden.

1 Einleitung

Das Internet ist im 21. Jahrhundert mit nahezu all unseren Lebensbereichen in wechselseitiger Beeinflussung untrennbar verschränkt. Seine Relevanz und Nutzungsvielfalt als alltägliches Informations-, Kommunikations- und Interaktionsmedium scheinen schier endlos, die Wirkmechanismen entsprechend weitreichend und unübersichtlich. Gerade für die gegenwärtige und die kommenden jungen Generationen verblasst die Trennung zwischen On- und Offline-Kommunikation mehr und mehr. Schon heute stellt der Umgang mit dem Medium Internet für junge Menschen eine Selbstverständlichkeit dar, welche sie von vorherigen Generationen deutlich unterscheidet (Keilhauer/Würfel 2009). Die Untersuchung ihrer digitalen Lebenswelten und Praxen und die damit einhergehenden Gewohnheiten, Potenziale und Gefahren sind für unsere Gesellschaft substanziell wichtig und verlangen nach verstärkter Aufmerksamkeit in den Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften.

Forschung im Zusammenhang mit jungen Menschen und Internet konzentriert sich im deutschsprachigen Raum vor allem auf die Online-Partizipation von Kindern und Jugendlichen (Kulhay 2013; BITKOM 2014; Feierabend et al. 2014). Auch der Umgang mit persönlichen Daten und die Sensibilisierung für den Datenschutz sind in den Vordergrund gerückt (Spaiser 2011). Ebenso gibt es Forschungsansätze und Studien zu politischer Meinungsbildung Jugendlicher – beispielsweise darüber, wie Jugendliche das online vorhandene Spektrum an politisch relevanten Informationen abrufen und teilen oder wie sie die informationsbezogenen Handlungsmöglichkeiten für sich nutzbar machen (Wagner/Gebel 2014). Auch spezifische Phänomene und Nutzungsweisen wie Online-Mobbing, Kommunikation, Sexting, Suchtverhalten, Online-Spiele, Lernhilfe, etc. (z.B. Lampert 2014; Döring 2015; Feierabend et al. 2016) werden untersucht.

Der vorliegende Beitrag befasst sich mit dem Einfluss des Internets auf Meinungsbildungsprozesse in Gestalt der Radikalisierung Jugendlicher. Diese Thematik ist in den letzten Jahren im massenmedialen Diskurs vor allem in Zusammenhang mit islamistischem Terror und der Rekrutierung junger Männer und Frauen für den Islamischen Staat in den Fokus gerückt. Immer wieder konnte in diesen Fällen über Facebook-Profile und Chatverläufe der Radikalisierungsverlauf nachgezeichnet werden.1 Zudem gerieten junge Menschen in die Schlagzeilen, die über Online-Kanäle rechtsextremistisches Gedankengut konsumierten und teilten.2

Kinder und Jugendliche werden in der Literatur gegenüber dem Einfluss radikaler und extremistischer Strömungen als besonders anfällig beschrieben (Silke 2008; Pauwels et al. 2014; Böckler/Zick 2015). Im Gegensatz zu späteren Lebensabschnitten, in denen die Entwicklung der Persönlichkeit und die Identitätsbildungsprozesse weitgehend abgeschlossen sind, stellt die Jugend eine Phase dar, in der die Heranwachsenden noch stark mit Ideen, Identitätsmodellen, Sichtweisen und Perspektiven experimentieren (Resch 2002; Schäfers/Scherr 2005). Sie können in dieser Selbstfindungsphase offener und aufgeschlossener für neue und ihnen unbekannte Konzepte, Ideologien und Sichtweisen sein (Newman/Newman 2001). Indem das Internet mit der Lebenswelt junger Menschen heutzutage untrennbar verwoben ist, bieten sich für extremistische Organisationen vielfache Möglichkeiten, um die Jugendlichen mit ihrem radikalen Gedankengut in Berührung zu bringen. Der Schluss, dass Jugendliche sich über das Internet radikalisieren können, liegt daher nahe, denn bereits das Vorfinden großer Mengen ideologischen Materials kann die Wahrnehmung verzerren und ein Individuum in seiner Meinung bestärken (Wojcieszak 2010; Schaan/Phillips 2011; Pauwels et al. 2014).

So naheliegend und plausibel dieser Zusammenhang auch in der Alltagsbeobachtung sein mag, wirft er doch mehr Fragen auf, als er zu erklären vermag. Wie genau das Internet von Bedeutung ist, warum einzelne Jugendliche auf die radikalisierenden, gegen demokratische Werte ausgerichteten Inhalte ansprechen und andere nicht, in welchen Situationen neue ideologische Orientierungen in Handlung umgesetzt werden, welche Prozesse und Entwicklungen bei den Jugendlichen selbst stattfinden und vieles andere mehr bleibt gerade in den genannten journalistischen Beiträgen offen und ruft nach genauerer Analyse und wissenschaftlicher Betrachtung der Zusammenhänge.

Das Ziel unseres Beitrags ist es daher, die Forschungslandschaft im Themenfeld zu Online-Radikalisierung Jugendlicher genau aufzuschlüsseln. Es ist dabei unsere These, dass gerade valide Erkenntnisse zu Konsum- und Nutzungspraktiken radikaler Inhalte und deren tatsächlicher Einfluss auf einen Radikalisierungsverlauf bisher nicht oder nur in fragmentierter Form vorliegen. Wir nähern uns dem über eine metaanalytische Herangehensweise, in deren Zusammenhang relevante Studien recherchiert und in Bezug auf ihr jeweiliges Erkenntnisinteresse, den dafür verwendeten Forschungszugang und die im Fokus stehende ideologische Ausrichtung untersucht werden. Die Befunde werden zueinander in Bezug gesetzt und diskutiert. Im Anschluss daran sollen Forschungsdesiderate klar herausgearbeitet und Vorschläge entwickelt werden, wie insbesondere die Kulturanthropologie einen Beitrag dazu leisten kann, diese handhabbar zu machen. Bevor jedoch das methodische Vorgehen genau beschrieben wird, soll im folgenden Kapitel ein Abriss über das Feld der Radikalismusforschung im Allgemeinen, die in diesem Zusammenhang relevanten Begriffe sowie der Bezug zum Internet und dessen ermöglichende sowie beschleunigende Bedeutung für Radikalisierungsprozesse erfolgen.

2 Theoretischer Hintergrund und Begriffe

Das Feld der Radikalismusforschung hat sich nach den terroristischen Anschlägen von 2001 weitreichend entwickelt. Forschungen vor diesem Zeitpunkt standen zumeist in Verbindung mit anderen Konzepten, etwa mit politischer Gewalt (Neumann/Kleinmann 2013). Dem neu gegründeten Feld der Radikalismusforschung dienten als Grundlage die Arbeiten und Erkenntnisse unterschiedlicher Forschungsgebiete; wie den Sozialwissenschaften (z.B. Della Porta 1992), der Psychologie (z.B. Merari 1979; Post 2005), Bereichen der Politikwissenschaften und der Ökonomie (z.B. Gurr 2015; Crenshaw 1981; Eubank/Weinberg 1994) sowie Gebiete der Anthropologie und Geschichtswissenschaften (z.B. Clark 1984). Diese wurden mit den Erkenntnissen aus der Sicherheitsforschung (Friedensforschung, Extremismusforschung) und Kriminalistik zusammengeführt (z.B. Neumann & Kleinmann 2013). Das Forschungsfeld der Radikalismusforschung ist aufgrund dieser breiten Basis, aber auch durch den Facettenreichtum des zu untersuchenden Phänomens, sehr heterogen.

Über die letzten 15 Jahre hinweg haben Wissenschaftler_innen, Arbeitsgruppen und Organisationen eine Vielzahl an Modellen entwickelt, welche Erklärungsansätze für den Radikalisierungsverlauf anbieten. Den jeweiligen Modellen liegen, je nach Disziplin und Forschungsfeld, unterschiedliche theoretische Konstrukte zugrunde. Dabei dominieren vor allem solche Modelle, die den Prozess und die Verstärkung der Gewaltorientierung prototypisch in Stufen und Phasen zerlegen (Zick/Böckler 2015).3 Die meisten dieser Modelle identifizieren individuelle und/oder kollektive Gefühle der Unzufriedenheit als den Ausgangspunkt einer Radikalisierungsdynamik, in deren mehrstufigen Verlauf sich das Denken und Handeln einer Person fortschreitend im Sinne einer Ideologie transformieren. Dabei werden sowohl die Einstellungs- als auch die Handlungsebene miteinbezogen (Böckler/Zick 2015).

Eine allumfassende Theorie der Radikalisierung gibt es jedoch nicht. Damit einhergehend sind auch die vorhandenen Definitionen vielfältig und vor dem Hintergrund der jeweiligen Disziplinen und Perspektiven unterschiedlich eingefärbt (Borum 2011; Pisoiu 2013; Schmid 2013; Young et al. 2013). Darüber hinaus stehen Radikalismus und Extremismus stark in Relation zum jeweiligen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Zeitgeist. Neben der historischen/zeitlichen spielt auch die geographische/nationalstaatliche Perspektive bei der Definition radikaler und extremistischer Handlungen eine Rolle (Mandel 2009; Neumann 2015). So gilt beispielsweise das Bestreben eines nach der Scharia geführten Lebens in vielen westlichen Staaten als eine extremistische Haltung, während sie in anderen Nationen die als natürlich empfundene Grundlage des jeweiligen nationalen Rechtssystems bildet.

Im englischsprachigen Raum wird der Prozess der radicalisation zumeist als eine gewalttätige Radikalisierung verstanden, die wiederum direkt zum gewalttätigen Extremismus führt. Dabei wird das Individuum, welches diesen Prozess durchläuft, zum Extremisten und gilt damit potenziell schon als Terrorist_in (King/Taylor 2011). Im deutschsprachigen Raum wird die Definitionskette, die Radikalisierung als gebundene Vorstufe zum Terrorismus sieht, dagegen kritischer gesehen, da sie zu einer vorschnellen Kriminalisierung Andersdenkender führen sowie als mögliches Argumentationsinstrument zur Unterdrückung von Oppositionellen dienen kann (Neumann 2013). Schlimmstenfalls könnte die Stigmatisierung radikal Denkender als Katalysator oder kausale Flucht nach vorne den Gang in den Extremismus sogar bedingen oder beschleunigen (van San et al. 2013). Gerade in Bezug auf Jugendliche wurden bereits mehrfach die negativen Folgen einer frühzeitigen Stigmatisierung aufgezeigt (Euer et al. 2015).

Eine begriffliche Abgrenzung und ein klares Verständnis davon, was mit Radikalisierung gemeint ist, sind im Rahmen einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung unverzichtbar. Im Folgenden werden daher die Begriffe Radikalismus, Extremismus und Radikalisierung dahingehend voneinander abgegrenzt, wie sie orientiert am wissenschaftlichen Diskurs auch für unser Forschungsprojekt verstanden werden.

2.1 Radikalisierung, Radikalismus & Extremismus

Etymologisch leitet sich der Begriff Radikalismus von dem lateinischen Wort für Wurzel („radix“) ab (Dalgaard-Nielsen 2010). Radikal ist in diesem Sinne eine Beschreibung für eine grundsätzliche, „an der Wurzel packende” Haltung und damit zunächst wertfrei. Im Kontext eines sozialen oder politischen Rahmens stellt Radikalismus eine Geisteshaltung dar, die die grundsätzliche Änderung von etwas Bestehendem anstrebt (Neumann 2013). Dabei werden Ziele, Ideen und Haltungen befürwortet, die den Werten der Gesellschaft diametral entgegenstehen können (Böckler/Zick 2015). Die Vertretung radikaler Meinungen erfolgt gewaltfrei und im Rahmen des gültigen Rechtssystems (Sedgwick 2010). Somit haben radikale Denk- und Handlungsweisen in unserer pluralistischen Gesellschaftsordnung ihren legitimen Platz.

Mit dem Begriff Extremismus werden Handlungen und Denkweisen bezeichnet, die gegen den Kernbestand unserer Verfassung und damit die freiheitlich demokratische Grundordnung gerichtet sind (Bundesamt für Verfassungsschutz 2015). Unterschieden werden kann dabei nochmals zwischen kognitivem Extremismus, also der Einstellungsebene, und gewaltorientiertem Extremismus, in dessen Zusammenhang die verfassungsfeindlichen Ideologien auf der Handlungsebene in konkrete Aktionsformen umgesetzt werden (Neumann 2013; Böckler/Zick 2015). Die hier vorgestellte Literaturstudie folgt diesem Verständnis von Radikalismus und Extremismus, ohne aus einer radikalen Haltung bereits einen Kausalzusammenhang zum Extremismus abzuleiten.

Als Radikalisierung wird der Prozess bezeichnet, welchen ein Individuum von der Vertretung radikaler Ideen bis hin zu extremistischen Denk- und Handlungsweisen durchschreitet. Die Radikalisierung ist somit vielmehr ein komplexer und auf ineinandergreifenden Ebenen stattfindender sozialer Prozess mit gesellschaftlichen4, gruppenbezogenen5 und individuellen6 Ursachen (Zick/Böckler 2015).

Innerhalb der Forschung zu Radikalisierung Heranwachsender ist eine klare Fokussierung auf zwei prominente Themen anzutreffen: Arbeiten zur Erforschung der rechtsextremen Szene (z.B. Feit 1987; Sturzbecher 1997; Stöss 2000; Gessenharter 2004; Pfeiffer 2004; Pfahl-Traughber 2010) sowie zu islamistischen Bewegungen (z.B. Wiktorowicz 2005; Precht 2007; Schäuble 2011; Schirrmacher 2012). Jedoch dominieren dabei vor allem Betrachtungen zu gewaltorientiertem Extremismus, während radikalisierte Individuen, die keine Gewalt ausüben, außen vorgelassen werden. So werden Radikalisierungsprozesse, die nicht zu Gewalt führen, übersehen, obwohl gerade hier die Manifestierung von Radikalisierungsprozessen zu beobachten sein könnte (Silke 2008).

Ein Medium, welches dem Radikalisierungsprozess insbesondere junger Menschen wie kein anderes gleichermaßen Boden wie Nahrung gibt, ist – wie wir im Folgenden zeigen werden – das Internet. Der Blick auf dessen Relevanz und die in seinem Zusammenhang auftretenden Gefahren der Beeinflussung von Meinungsbildungs- und Radikalisierungsprozessen hat sich in den letzten Jahren deutlich geweitet, wie im folgenden Kapitel dargestellt wird.

2.2 Die Relevanz des Internets für Radikalisierungsprozesse

Seit sich mit den Anschlägen des 11. Septembers 2001 das Feld der Radikalismusforschung zunehmend entwickelt hat, ist auch das Internet in diesem Zusammenhang stärker in den Fokus von Forschungsarbeiten gerückt (z.B. Hoffmann 2006; Sageman 2008; Conway 2014; Weimann 2014; Winter 2015). Dabei sah man die größte Gefahr zunächst im sogenannten Cyberterrorismus7, der vor allem nach den Anschlägen des 11. September 2001 als Bedrohung wahrgenommen wurde (Conway 2014). Die Art und Weise, wie Terroristen selbst das Internet für ihre Kommunikation, Recherche und Rekrutierung nutzten, wurde demgegenüber weniger beleuchtet. Inzwischen hat sich das Forschungsinteresse dahingehend gewendet. Die Internetkommunikation, die Verbreitung extremistischer Informationen und propagandistischen Materials über das Internet im Sinne eines Werkzeugs zur Agitation und Radikalisierung, rückte in den letzten Jahren in den Fokus der Forschung (McNeal 2006; Conway 2014). Heute wird weltweit zu diesem Thema geforscht, wobei die Nutzung des Internets als dschihadistisches Propagandainstrument den zentralen Fokus darstellt (O'Shaughnessy/Baines 2009). So sind Studien zu einzelnen Medienproduzenten entstanden, wie z.B. As-Sahab als eine der ersten und bedeutendsten dschihadistischen Medienstellen (Musharbash 2006; Steinberg 2012; El Difraoui 2012).8 Zudem hat sich die Forschung in den letzten Jahren den veränderten Kommunikationsstrategien dschihadistischer Organisationen zugewendet, die ihre Aktivitäten von Online-Foren hin zu Social Media-Kanälen erweitert oder auch ganz verlagert haben um Interessenten und Interessentinnen möglichst direkt zu erreichen (Weimann 2010; Bhui/Ibrahim 2013; Baines/O’Shaughnessy 2014). Unter anderem in diesem Zusammenhang wird das Internet auch in Bezug auf Anlässe und Möglichkeiten einer Selbstradikalisierung erforscht (Torok 2013).

Extremistische Organisationen waren im Internet durch eigene Webseiten bereits früh präsent. Zu Beginn nutzten vor allem rechtsextreme und christlich fundamentalistische Bewegungen aus den USA das Internet zur Darstellung ihrer Sicht- und Denkweisen (Burris et al. 2000; Schafer 2002; Weitzman 2010). Mit der Erweiterung technischer Möglichkeiten folgte die Verbreitung von Online-Foren, die Diskussion und Austausch zu spezifischen Themen mit Gleichgesinnten in einem geschützten virtuellen Raum erlaubten. Bereits 1999 verfügten die meisten bekannten Terrorgruppen über mindestens eine Internetpräsenz (Weimann 2006) und mit der Jahrtausendwende stieg die Zahl von Webseiten mit radikalen Inhalten nochmals um ein Vielfaches (Conway 2012). Die vermehrte Nutzung des Internets als fester Bestandteil innerhalb der Kommunikationsstrukturen radikaler und extremistischer Organisationen brachte Veränderungen sowie neue Optionen mit sich. In der Vergangenheit waren Information, Rekrutierung und Ausbildung von Extremist_innen vor allem von geographischen Gegebenheiten bestimmt, erfolgten mehrheitlich über persönlichen Kontakt und waren aufwendig, zeit- und kostenintensiv (Bott et al. 2009). Mit der Verbesserung der digitalen Infrastruktur, gesenkten Kosten sowie der Vereinfachung in Hinblick auf die Erstellung und Bedienbarkeit von Webseiten und Foren und nicht zuletzt mit der Evolution des Internets vom Informationsmedium hin zum interaktiven Web 2.0 ergaben sich völlig neue Möglichkeiten der Vernetzung, des Austauschs und der Kommunikation (Jenkins 2006; O'Reilly 2009).

Seit der Entwicklung zum „Mitmach-Web 2.0“ können Internetnutzer_innen auch gleichzeitig Gestalter_innen, Anbieter_innen und Verteiler_innen sein. Sie können Inhalte selbst erstellen, reproduzieren, kopieren, abwandeln oder durch aktives Teilen und Liken zur Verbreitung der Inhalte beisteuern (z.B. Schmidt et al. 2005; Castells/Cardoso 2006; Jenkins 2006; Wesch 2009). So konnten sich weltweit Gruppierungen Gleichgesinnter entwickeln, deren Organisationsstrukturen im Gegensatz zu den früheren starren Hierarchien extremistischer Organisationen flach, flexibel und fragmentiert sind (Jenkins 2010). Diese Möglichkeiten stellen im Prozess der Radikalisierung ein absolutes Schlüsselmoment dar (Sageman 2004; 2008). Dies und die Einfachheit in der Distribution ideologischen Materials zählen zu den Hauptgründen für die heutige Flut an radikalen und extremistischen Inhalten und Botschaften, die online über verschiedenste Kanäle verbreitet werden (Kaplan 2009; Weitzman 2017). So gibt es neben herkömmlichen Webseiten auch E-Books, digitale Informationsbroschüren und Magazine, wie beispielsweise die Online-Zeitschrift des Islamischen Staates Dabiq. Ein weiteres Format, dessen Inhalte und Themen im Wesentlichen junge westliche Leser_innen ansprechen, ist das dschihadistische Magazin Inspire (Peil 2012). Die Botschaften, die zum Kampf gegen Amerika und die westliche Welt aufrufen, sind leicht zugänglich, modern gestaltet und bestehen aus einfachen Narrationen, anhand derer komplexe, globale Probleme erklärt werden (McFarlane 2011; Lemieux et al. 2014). Zudem ist der Do-It-Yourself-Charakter des Magazins auffällig, z.B. fordern Rubriken mit Anleitungen wie „Make a bomb in the kitchen of your Mom“ (Inspire 2010) aktiv zu gewalttätigen extremistischen Handlungen auf.

In Web-Foren und Chatrooms können sich Gleichgesinnte „antasten“, kennenlernen und ideologisch aufgeladene Themen diskutieren. Im Gegensatz zur direkten Interaktion in der analogen Welt empfinden die Nutzer_innen hier eine (tatsächliche oder vermeintliche) Anonymität, die ideologieverstärkend wirken kann. Sie suggeriert u.a. ein vermindertes Gefährdungsgefühl vor Strafverfolgung und kann damit einhergehend dazu verführen, offenherziger über extremistische Gedanken zu sprechen sowie sozial riskante und aggressive virtuelle Selbstdarstellungen zu veröffentlichen (Dobratz 2001; Strom/Strom 2005; Sageman 2008; Bergin et al. 2009; Lennings/Amon 2010; Bjelopera 2013; Kwan/Skoric 2013; Fox/Moreland 2015). Dies gilt auch und insbesondere für die sozialen Netzwerke und Video-Sharing-Plattformen wie YouTube, Facebook, Twitter, Instagram, WhatsApp, SnapChat etc., wo sich Informations- und Unterhaltungsformate mit ideologisch eingefärbten Inhalten vermischen und welche aktiv von extremistischen Bewegungen zur Ansprache von (vor allem jungen) Menschen weltweit genutzt werden.9

Eine Funktionsweise in sozialen Netzwerken, aber auch Suchmaschinen wie Google, die dies zusätzlich begünstigt, ist die algorithmusbasierte Auswahl angezeigter Inhalte, die der Netzkritiker Eli Pariser (2011) als Filterblase bezeichnet. Den Nutzer_innen werden dabei abhängig von ihren individuellen Online-Verhalten themenbezogene Links und Inhalte präsentiert. Beispielsweise enthält YouTube ein automatisches Videovorschlagsystem, welches auf Basis der Sehgewohnheiten der Nutzer_innen oder denen anderer Anwender_innen mit ähnlichem Nutzerverhalten weitere relevante und thematisch ähnliche Videos aussucht. So kann das Betrachten eines Videos mit radikalen Inhalten dazu führen, dass durch das automatische Vorschlagsystem innerhalb kurzer Zeit eine große Anzahl an ähnlichen Inhalten komprimiert dargeboten und konsumiert werden (O'Callaghan et al. 2013). Das Fehlen alternativer Inhalte kann schließlich zu einer verzerrten Wahrnehmung führen und so das eigene Weltbild ohne alternative Reflexion bestätigen und verstärken (Zhou et al. 2010; Pariser 2011; Hannak et al. 2013; Majumder/Shrivastava 2013).

Wenn sich Akteur_innen im Internet gegenseitig und ohne alternative Impulse in ihren Denk- und Sichtweisen reflektieren und verstärken, entstehen digitale Resonanzräume (Silber/Bhatt 2007; Stevens/Neumann 2009; Wojcieszak 2010), die auch Echokammern genannt werden (z.B. Sunstein 2017). Die Resonanzmechanismen virtueller Räume und der geographisch und zeitlich uneingeschränkte Zugang zu ihren ideologischen Inhalten können zu einer neuen Qualität eines ideologischen und hermetisch in sich geschlossenen Weltbildes beitragen. Dem Resonanzraum Internet kommt dabei sowohl eine ermöglichende als auch eine beschleunigende Wirkung im Zusammenhang mit Radikalisierungsprozessen zu (Behr et al. 2013).

Dass das Internet in Zusammenhang mit Radikalisierung eine wichtige Rolle spielen kann, liegt vor dem Hintergrund des hier dargestellten Forschungsstandes nahe. Dass dies auch oder insbesondere auf Jugendliche zutrifft, erscheint plausibel und wird in entsprechend vielen Beiträgen mit „abgehandelt“. Ob und wenn ja, wie und inwieweit die Zeit der Jugend aber möglicherweise sogar eine besondere Rolle spielt, bleibt zumeist un(ter)beleuchtet. Um hier etwas Licht ins Dunkel zu bringen sowie die Voraussetzung für weitere und gezielte Forschung zu schaffen, wurde im Rahmen einer Metaanalyse nach Forschungsarbeiten gesucht, die, empirisch gestützt und mit bundesdeutschem Bezug, die Zusammenhänge zwischen Jugendlichen, Radikalisierung und dem Internet näher untersuchen. Bevor die Ergebnisse dieser Analyse dargestellt und diskutiert werden, wird folgend zunächst das methodische Vorgehen beschrieben.

3 Methodisches Vorgehen

Für die Recherche nach Arbeiten über Radikalisierungsprozesse Jugendlicher im Zusammenhang mit dem Internet dienten die akademischen Onlinedatenbanken JSTOR, SAGE Journals, Taylor & Francis, EBSCO Host und Google Scholar. Aufgrund der internationalen Relevanz des Themas wurde die Suche in deutscher und englischer Sprache durchgeführt, wobei jeweils eine Kombination aus drei Begriffen über drei Schlagwortgruppen hinweg gebildet wurde (siehe Tab. 1). In einem weiteren Rechercheschritt erfolgte zudem die Überprüfung relevanter, öffentlich zugänglicher Online-Datenbanken10, den Publikationen des Bundeskriminalamtes und Verfassungsschutzes sowie thematisch einschlägiger Online-Zeitschriften11 von sowohl privat als auch öffentlich finanzierten Institutionen. Zusätzliche aus der Lektüre des Materials ersichtliche Literaturhinweise wurden nach dem Schneeballsystem erschlossen. Die Publikationszeitspanne der recherchierten Literatur wurde auf den Zeitraum zwischen 2006 (Zeitpunkt, ab dem soziale Medien zunehmend an Bedeutung gewannen und die heute vorzufindende Medienrealität widerspiegeln) und 2015 (Erstellungsjahr der hier vorgestellten Arbeit) festgelegt.

Tabelle 1: Suchwörter und Schlagwortgruppen der Online-Recherche
Schlagwortgruppe 1 Schlagwortgruppe 2 Schlagwortgruppe 3
Suchwörter auf Deutsch
Jugendliche Radikalisierung Online
Jugend Radikalismus Social Media
Heranwachsende Rechtsextremismus Webseiten
U25 Jihadismus Onlinekommunikation
Kinder Dschihadismus Internet
Schutzbefohlene Salafismus Web
Teens Linksradikalismus www
Teenager Linksradikalisierung world wide web
Minderjährige Extremismus surfen
Junge Menschen Terrorismus
Jihad
Suchwörter auf Englisch
children radicalism online
youth radicalisation social media
adolescent far right webpages
teens far left online communication
teenager islamic extremism internet
kid left wing web
young person terrorism www
minor extremism world wide web
U25 jihadism surfing
underage jihad

Anhand dieser Recherchen wurden mehrere hundert Quellen identifiziert und im Hinblick auf ihre Relevanz für die Forschungsfrage manuell sortiert. Die Systematisierung erfolgte anhand von Aktualität, geographischem Bezugsrahmen und wissenschaftlicher Herangehensweise. Der Fokus lag insbesondere auf Arbeiten mit Bezug zum bundesdeutschen Lebensalltag.12 Ein wesentliches Kriterium in der Auswahl der zu verwendenden Arbeiten stellte die empirische Fundierung der Forschungen dar. Hierbei galt es zu gewährleisten, dass diese konkretes soziales Geschehen erfassen und analysieren und nicht alleine aus Plausibilitätserwägungen oder theoretischen Überlegungen bestehen, die zwar wissenschaftlich relevant sind, deren Bezug zum konkreten Handeln im Alltag aber nicht valide belegt werden kann.

Wie erwartet zeigt sich in der enormen Fülle der identifizierten Literatur zum Themenbereich Jugendliche, Radikalisierung und Internet nur ein geringer Anteil, der tatsächlich auch in empirischen Forschungszugängen fundiert ist. Arbeiten, die explizit die Radikalisierung von Jugendlichen über das Internet erforschen oder gar emische Einblicke in deren Radikalisierungsverlauf geben, gibt es für den deutschsprachigen Raum nicht. Dennoch finden sich in der identifizierten Literatur zur Radikalisierung Jugendlicher immer wieder Bezüge zum Internet sowie umgekehrt in Arbeiten über radikale bzw. extremistische Online-Formate, -Strukturen und -Inhalte Bezüge und Transfermöglichkeiten zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Konkret handelt es sich in Bezug auf Deutschland um insgesamt 17 deutsche und zwei englischsprachige Studien, die direkt oder im Kontext anderer Themenschwerpunkte Aussagen zum Zusammenhang von Jugendlichen13, Radikalisierung und Internet treffen. Diese sind in Tab. 2 dargestellt. Bis auf zwei Beiträge, die in Fachmagazinen erschienen sind, wurden alle Arbeiten durch staatliche bzw. staatlich subventionierte Einrichtungen (z.B. das Bundesamt für Verfassungsschutz, Bundeskriminalamt, etc.) oder private Organisationen und Stiftungen (z.B. Stiftung Wissenschaft und Politik) in Auftrag gegeben und/oder finanziert.14 Die Ergebnisse der Metaanalyse werden im folgenden Kapitel dargestellt.

Tabelle 2: Übersicht über deutsche Studien. Legende: D = Deutsch, E = Englisch; Re = rechtsextrem, Ds = Dschihadistisch, Li = Linksradikal; Jug = Jugendliche, U.a. Jug = unter anderen Jugendliche; A = Angebot, N = Nutzer_innen.
Auftraggeber/Herausgeber Autor_innen Jahr Sprache Ideologie Methodisches Vorgehen Fokus Untersuchungsschwerpunkt
      D E Re Ds Li Jug. U.a. Jug. A N
Journal EXIT-Deutschland Neumann, K. 2015 x x Interviews mit Aussteiger_innen der rechten Szene; Vergleich von Medienformaten x x x
Jugendschutz.net Glaser, S. 2014 x x Inhaltsanalysen von Onlinekampagnen x x
Journal for Deradicalization Köhler, D. 2014 x x Interviews mit Aussteiger_innen der rechten Szene x x x
Bundesamt für Verfassungsschutz 2013 x x Beschreibungen von Online Angeboten und einzelnen Medien x x
Jugendschutz.net Glaser, S. 2013 x x Inhaltsanalysen von Onlinekampagnen x x
Deutsches Jugendinstitut e.V. Herding, M. 2013 x x Forschungsstand zu radikalem Islam im Jugendalter x x x
Friedrich-Ebert-Stiftung Schellenberg, B. 2013 x x Inhaltsanalysen von Kampagnen und Online-Taktiken x x
Deutsches Jugendinstitut e.V. Strunk, K. 2013 x x Inhaltsanalysen; Onlineforum; Täter_innenbiographien (Rekonstruktion aus Medienberichten); Fallbeispiel x x x
Bundes-kriminalamt Rieger, D.; Frischlich, L.; Bente, G. 2013 x x x Experiment unter Laborbedingungen (Fragebogen, körperliche Reaktion und Medienrezeption) x x x
Magdeburger Journal zur Sicherheits-forschung Baehr, D. 2012 x x Inhaltsanalysen; Beschreibungen von salafistischen Bewegungen und ihre Nutzung des Internets; Erstellung salafistischer Typologien x x
Bundesministerium des Inneren Frindte, W.; Boehnke, K.; Kreikenbom, H.; Wagner, W. 2012 x x Interviews; Fragebögen; Inhaltsanalysen von Internetforen; Fokusgruppen x x
Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport- Verfassungsschutz   2012a x x Inhaltsanalysen von Medienangeboten und Täter_innenprofilen x x
Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport- Verfassungsschutz   2012b x x Täter_innenbiographien rekonstruiert aus Medienberichten und Prozessakten x x
Stiftung Wissenschaft und Politik Steinberg, G. 2012 x x Inhaltsanalysen; Beschreibungen von Online Angeboten, Medienstellen und Strukturen x x
Bundesamt für Verfassungsschutz   2011 x x Auswertung von Fallstudien x x
Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg Steinberg, G. 2011 x x Inhaltsanalysen von Medienberichten und Prozessakten; Fallbeispiel x x
Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung Hirschmann, K. 2010a x x Inhaltsanalysen von Online-Angeboten; Täter_innen­beschreibungen aus Medienberichten x x
Konrad Adenauer Stiftung Hirschmann, K. 2010b x x Täter_innenbiographien rekonstruiert anhand von Medienberichten x x
Bundeskriminalamt Lützinger, S. 2010 x x x x Interviews mit Personen aus der polizeigeführten INPOL Datenbank (politisch orientierte Gewalttäter_innen) x x

4 Ergebnisse

Wie in Tab. 2 abgebildet, setzt sich die überwiegende Mehrheit der Arbeiten mit dschihadistischer oder rechter Radikalisierung auseinander, wobei der Schwerpunkt mit 12 Publikationen auf dschihadistischer Ideologie liegt. Nur zwei Studien befassen sich mit Radikalisierungsverläufen über verschiedene Ideologien hinweg, davon bezieht nur eine auch linksradikale Prozesse mit ein. Insgesamt sieben Arbeiten befassen sich explizit mit Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen, in den übrigen zwölf werden sie mitbehandelt, aber nicht direkt als eigene Altersgruppe abgegrenzt.

Das jeweilige inhaltliche Erkenntnisinteresse ist sehr unterschiedlich, lässt sich jedoch grob in Angebots- und Nutzer_innenperspektiven untergliedern. Dabei fällt auf, dass sich mit 17 Arbeiten der weit größte Anteil mit der Angebotsseite auseinandersetzt, nämlich ideologisch eingefärbten Angebots- und Kommunikationsstrukturen im Internet, wie z.B. Foren, Social Media Diensten und/oder mit konkreten Inhalten von z.B. Online-Magazinen, einzelnen Webseiten, etc., und Organisationen bzw. Bewegungen im Ganzen. Vier dieser Arbeiten ziehen die Nutzer_innenperspektive zumindest mit ein und nur zwei fokussieren diese und die dort ablaufenden Prozesse explizit.

In der Auswahl ihrer Methoden haben die Autor_innen auf ein breites Spektrum vor allem qualitativer Ansätze zurückgegriffen. Dabei dominieren Inhalts- und Medienanalysen15, (z.T. darauf und/oder auf Prozessakten basierende) Rekonstruktionen von Täter_innenbiographien und in diesem Zusammenhang Fallstudien, offene und standardisierte Interviews mit Täter_innen, Aussteiger_innen und Expert_innen sowie historische Herleitungen. Der Gewinn emischer Daten etwa durch ethnographische Herangehensweisen findet dagegen nicht statt. Auch wenn alle erfassten Arbeiten eine empirische Herangehensweise aufweisen, sei kritisch angemerkt, dass die Ausführungen zu Methodik und Empirie in vielen Arbeiten unscharf bleiben. Zudem liegen kaum Primärdaten und oft nur geringe Fallzahlen vor, deren Ergebnisse in ein umfassendes deskriptives Gerüst verbaut werden. Lediglich in zwei Arbeiten findet eine Triangulation qualitativer mit quantitativen Daten statt. Hierbei handelt es sich zum einen um eine sozialpsychologisch angelegte Studie des Bundeskriminalamtes (Rieger et al. 2013), welche mit einem anspruchsvollen experimentellen Forschungsdesign die Wirkung propagandistischer Videos auf Jugendliche untersucht. Zum anderen liegt mit dem Beitrag von Frindte und Kollegen (2012) eine Studie vor, die über verschiedene empirisch-analytische Methoden die Lebenswelten muslimischer Jugendlicher erforscht und dabei auch einige Hinweise zu den Internetbezügen im Radikalisierungsprozess junger Menschen gewinnt – entsprechend ihrem übergreifenden Erkenntnisinteresse ist die Studie jedoch auf Jugendliche aus muslimischen Familien verengt.

Angesichts der großen Bereiche an Nichtwissen in der Radikalisierungsforschung sind auch die Ergebnisse von internationalen Studien16 von Interesse und werden daher im Folgenden punktuell in die Auswertung mit einbezogen. Aufgrund der verschiedenen nationalen und kulturellen Unterschiede, die, wie oben erläutert, u.a. geographisch bedingte Abweichungen in der Definition von Radikalisierung mit sich bringen, sind sie jedoch für die Fragestellung nur eingeschränkt aussagekräftig. Sie sind daher eher als Impulsgeber für Fragen und Forschungszugänge in Deutschland anzusehen.

In Konsequenz der sich darstellenden dürftigen und dabei noch heterogenen Befundlage haben wir von einer thematischen Bündelung des Forschungsstands zur Bedeutung des Internets für die Radikalisierung von Jugendlichen abgesehen. Dies gilt umso mehr, als die nationalen Unterschiede im Verständnis zu Radikalisierung eine weitere Differenzierung darstellen. Deswegen werden im Folgenden zunächst einschlägige Studien knapp in Hinblick auf ihren Forschungszugang und ihre Ergebnisse skizziert, wobei ein Fokus auf Deutschland liegt und Ergebnisse aus dem internationalen Kontext ergänzend Berücksichtigung finden. Im sich daran anschließenden Kapitel werden dann aus dem Gesamtzusammenhang aller in diesem Forschungsüberblick behandelten Studien heraus besonders ertragreich erscheinenden Anknüpfungspunkte für die weitere Forschung diskutiert.

Dass Jugendliche im Internet auf verschiedenen Wegen mit radikalen Inhalten konfrontiert werden, liegt auf Basis der gesammelten Befunde nahe. Empirisch gestützt wird diese Annahme unter anderem durch eine Studie im Auftrag des Belgischen Bundesamtes für Wissenschaftspolitik (BELSPO) aus dem Jahr 2014, in welcher der Kriminologe Lieven Pauwels und sein Team mit Hilfe qualitativer und quantitativer Befragungstechniken untersuchten, ob der Kontakt mit radikalen Ideologien in sozialen Medien eine Auswirkung auf Jugendliche hat. Sie führten dazu Interviews mit 14 jungen Extremisten_innen rechts- und linksradikaler als auch religiös motivierter Bewegungen durch sowie eine große Online-Erhebung unter 16- bis 18-jährigen Schüler_innen (6.020 Fragebögen). Dabei wurde deutlich, dass mindestens die passive Konfrontation mit ideologisch eingefärbten Inhalten signifikant häufig zum Nutzungserlebnis bzw. zur virtuellen Lebenswelt belgischer Jugendlicher gehört (Pauwels et al. 2014). Wenn auch diese Ergebnisse nicht ohne weiteres auf deutsche Jugendliche übertragbar sind, so erscheint es aufgrund der geographischen und kulturellen Nähe zum europäischen Nachbarland Belgien doch zumindest plausibel, dass junge Menschen in Deutschland online ähnliche Erfahrungen machen.

Auch die bereits oben genannte Studie von Wolfgang Frindte und Kollegen (2012), die im Auftrag des Bundesministeriums des Inneren die Lebenswelten junger Muslime in Deutschland untersuchte und dafür neben Mehrgenerationen-Interviews, Telefonbefragungen und Fokusgruppen auch Internetforen einer diskursanalytischen Auswertung unterzog, stieß dort vereinzelt auf frei zugängliche „eindeutige extremistische/islamistische“ (S. 619) Ansichten. Wichtig ist jedoch zu betonen, dass religiös motivierte Gewalt in der großen Mehrheit der untersuchten Foren entschieden abgelehnt wurde sowie viele Befragte das Fehlen einer differenzierten Sichtweise der islamischen Strömungen generell beklagten.

Zu untersuchen, welche Auswirkungen Internetpropaganda auch auf nichtradikalisierte männliche Heranwachsende haben kann bzw. welche emotionalen und kognitiven Faktoren hierbei eine Rolle spielen, war Ziel der Studie „Propaganda 2.0 – Psychological Effects of Right-Wing and Islamic Extremist Internet Videos“ im Auftrag der Forschungsstelle Terrorismus und Extremismus des deutschen Bundeskriminalamts (Rieger et al. 2013). Bei 450 jungen Männern wurden dafür per Fragebogen zunächst ihre demographischen, kulturellen und einstellungsbezogenen Hintergründe erhoben. Im Anschluss daran betrachteten sie unter Messungen ihres körperlichen Erregungszustands eine Sequenz rechtsgerichteter und dschihadistischer Videoclips. Zwischen den Clips sowie im Nachgang füllten sie Fragebögen zu ihrer wahrgenommenen emotionalen und kognitiven Bewertung der Videoinhalte aus. Zusammenfassend konnte die Studie aufzeigen, dass die Probanden sich mehr von den Propagandavideos angesprochen fühlten, wenn deren Inhalte Bezüge zu ihrem eigenen soziokulturellen Hintergrund aufzeigten. Auch deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der Bildungsgrad für die Wirkweise und Empfänglichkeit der Propagandabotschaft wichtig ist: Personen mit einem niedrigeren Bildungsstatus zeigten sich gegenüber den propagandistischen Inhalten empfänglicher. Darüber hinaus bewerteten Probanden mit eher rechtsgerichteten sowie solche mit insgesamt stärker ausgeprägten autoritaristischen Einstellungen Propagandavideos im Allgemeinen positiver.

Ausgehend von diesem Erkenntnishintergrund lohnt noch einmal der Blick in die bereits weiter oben aufgeführte Studie des BELSPO (Pauwels et al. 2014) zur Untersuchung der Auswirkungen extremistischer Inhalte in sozialen Medien auf Jugendliche. Die Autoren_innen stellten nicht nur fest, dass die passive Konfrontation mit ideologisch eingefärbten und extremistischen Inhalten zum gegebenen Teil der virtuellen Lebenswelt Jugendlicher gehört, sondern auch, dass die extremistischen Inhalte vor allem bei denjenigen fruchteten, bei denen bereits eine Neigung vorhanden war und die sie aktiv gesucht und konsumiert hatten.

Welche Funktionen das Internet in der aktiven Nutzung für sich radikalisierende und radikalisierte Jugendliche hat, ergründete Daniel Köhler (2014) in seiner qualitativen Erhebung mit acht ehemaligen Rechtsextremist_innen des EXIT-Deutschland17 Programms. Dabei stellte er heraus, dass das Internet neben seiner Kommunikations- und Informationsrolle für rechtsideologische Bewegungen auch eine Versorgungsfunktion hinsichtlich einschlägigen Propagandamaterials und Gütern hat, z.B. durch den Verkauf und die Distribution von Kleidung, Literatur, Musik und anderen verbotenen Gegenständen. Auch betont die Studie die Rolle von Anonymität einerseits und das empfundene Gemeinschaftsgefühl andererseits, denen die Befragten Bedeutung für ihre individuellen Radikalisierungsverläufe zuschrieben.

Ebenfalls über die Befragung ehemaliger Rechtsextremist_innen des EXIT-Programms zeichnet Katharina Neumann (2015) das breite Spektrum an unterschiedlichen Medienangeboten und Kommunikationsformen, die zur Herstellung und Aufrechterhaltung eines hermetischen Weltbildes beitragen, wie es für radikale Ideologien typisch ist. Sie gewinnt so ein differenziertes Bild von dem Ineinandergreifen der Online- und Offlinemediennutzung, welches unter anderem im Bereich der Musik greifbar wird, die in der rechtsextremen Szene einen zentralen Stellenwert für die Ideologisierung der Jugendlichen hat. Wie subtil die Ideologieimplementierung beim Musikhören erfolgt, stellt Neumann durch Aussagen ihrer Proband_innen dar, die von der Aneignung der rechtsextremen Inhalte über den Konsum auf YouTube berichten. Das Internet funktioniert dabei ergänzend und komplementär zu den Konzerten der rechten Musikszene. Dies ist vor allem für das in Kontakt kommen mit radikalen Ideologen und ein erstes Antriggern wichtig, während die Konzerte eine zentrale Rolle bei der Verfestigung der Ideologien durch die Gruppenerfahrung und dort erlebte Zugehörigkeit spielen.

Die von Neumann betonte Bedeutsamkeit des Ineinandergreifens der Online- und Offlinemediennutzung schließt an internationale, kontrovers geführte Debatten an, inwieweit das Internet eine bottom up-Radikalisierung ermöglicht oder auch offline-Begegnungen notwendig sind (Neumann/Rogers 2007; Sageman 2008; Tucker 2010). Während beispielsweise der ehemalige CIA-Mitarbeiter Marc Sageman (2008) von einer bottom-up Online-Radikalisierung ausgeht (ohne dies jedoch empirisch zu belegen), betrachtet der US-amerikanische Terrorismusforscher David Tucker (2010) das Internet eher als Werkzeug der Mobilisierung von Individuen, die sich bereits für eine Ideologie interessieren. Diese Sicht wird durch Studien von beispielsweise Edwin Bakker (2006) gestützt, der anhand der Biographien von über 200 in Europa verhafteten jungen Dschihadisten_innen das Internet als Katalysator und Beschleunigungsfaktor charakterisiert, oder auch durch die Arbeit von Gill und Corner (2015) zu lone actor terrorists aus den USA und Großbritannien, die besagt, dass das Internet eine wichtige Ressource und Lernplattform für junge Einzeltäter_innen darstellt, wobei die meisten, die virtuell mit Gleichgesinnten interagierten, den Kontakt auch offline suchten.

Unabhängig davon, ob Kontakte auch offline stattfinden, sind die Resonanzmechanismen im virtuellen Raum für die Bedeutsamkeit des Internets in Radikalisierungsverläufen besonders hervorzuheben. Der geographisch und zeitlich uneingeschränkte Zugang ist einer Studie der amerikanischen RAND-Corporation18 folgend dabei ein besonders wichtiger Faktor (Behr et al. 2013). Die Autoren_innen analysierten 15 Fälle gewalttätiger Extremist_innen und Terrorist_innen anhand von Gerichtsverfahren, Computerauswertungen und Interviews mit Täter_innen und leitenden Ermittlungsbeamt_innen. Aufgrund der Kommunikationsmöglichkeiten mit Gleichgesinnten, der Funktion als Informationsressource sowie der Verbreitung extremistischen Materials schreiben sie dem Internet gegenüber einer beschleunigenden Wirkung insbesondere auch eine ermöglichende Wirkung zu.

Diese Wirkmechanismen, gepaart mit dem Doppelcharakter des Internets als Informationsmedium einerseits und als Kommunikationsmedium andererseits, scheinen wesentliche Dimensionen für Radikalisierungsverläufe junger Menschen zu sein. Sie gestatten es ihnen ohne weiteres, von passiven Rezipienten_innen zu aktiv Beitragenden zu werden und diesen Rollenwechsel im Internet zu erproben und zu intensivieren. Die Scheidelinie, wann der Radikalisierungsprozess eines Jugendlichen in Extremismus umschlägt und schließlich mit Gewaltbereitschaft verbunden wird, ist entsprechend schwer zu ziehen. Mehrere Studien versuchen, die Etappen und Radikalisierungsstufen in Relation zu bestimmtem Kommunikationsverhalten Jugendlicher im Internet zu setzen und somit den Radikalisierungsgrad anhand der im Internet sichtbaren Kommunikation zu bestimmen. Dies ist etwa in der Studie des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres, Jugend und Sport (2012b) der Fall, welches Indikatoren zum Internetverhalten formuliert, anhand derer sich der Grad der (dschihadistischen) Radikalisierung benennen lässt. Dazu zählen u.a. die Anzahl- und Intensitätszunahme sowie Distribution ideologisch eingefärbter Äußerungen, Narrative, Symboliken und Deutungsmuster in öffentlichen Foren, aber auch über private Kanäle wie z.B. E-Mails; die Veröffentlichung gewaltverherrlichender Inhalte als Signal steigender Militanz; die Größe und Anzahl einschlägiger radikaler Netzwerke; die Anzahl und Art von strafbaren Handlungen im Internet, z.B. über die Distribution verbotener, ggf. sogar selbst erstellter Materialien und Inhalte; die wesentliche Veränderung der eigenen Online-Profile.

Die Beschreibung der Stadien eines idealtypischen Radikalisierungsverlaufs in vier Etappen findet sich in einem Beitrag von Katrin Strunk (2013) am Beispiel einer jungen Muslima auf Facebook: Zu Beginn findet eine kurze Orientierungsphase statt, in der das Nutzungsverhalten alltäglich und unauffällig erscheint. Mit der Hinwendung zum Salafismus erfolgen der Beitritt zu salafistischen Gruppen und das Anwachsen der Freundesliste mit entsprechend einschlägigen Kontakten sowie eine optisch erkennbare Außendarstellung der veränderten Interessen. Mit der Befürwortung des gewaltbereiten Salafismus werden in der Außendarstellung des Profils offen die Sympathisantenrolle kommuniziert und antiamerikanische sowie ideologisch eingefärbte Inhalte geteilt und verbreitet. Dieser Phase folgt die dschihadistische Ausrichtung, die sich vor allem durch die Intensivierung in der Kommunikation und geteilten Inhalten zeigt. Weitere Anzeichen sind die aktive Aufforderung zur Teilnahme am Dschihad sowie das offene Bekennen zu einem Leben nach der Scharia.

Eine breite empirische Basis solcher Phasenmodelle und die Bestimmbarkeit desjenigen Moments, in dem Radikalismus in extremistische Gewalt umschlägt, ist bisher nicht gegeben und scheint auch kaum herstellbar bzw. oft nur am Einzelfall zu beschreiben. So geschehen beispielsweise bei Steinberg (2011), der über einen Täter berichtet, der den online verbreiteten Hassaufruf eines prominenten islamistischen Predigers aufgegriffen und dessen Handlungsaufforderung in konkrete Gewalt umgesetzt hat.

Dass das Internet im Radikalisierungsprozess junger Menschen eine wichtige Rolle spielen kann, wird trotz der geringen Zahl und der Heterogenität der hier identifizierten Studien deutlich. Die fragmentarische Vielfalt der wissenschaftlichen Analysen in diesem Themenfeld deutet jedoch darauf hin, dass eine theoretisch ausgereifte und fokussierte Forschung erst im Aufbau ist. Wie die hier gebündelten Erkenntnisse und Herangehensweisen für zukünftige – gerade auch kulturanthropologische – Forschungsansätze genutzt werden können, wird im abschließenden Kapitel diskutiert.

5 Diskussion und Ausblick

„The internet’s role in the process of radicalisation has remained difficult to address. In spite of significant policy interest, action and academic work, little is known about individuals’ experiences of the internet and their engagement with it during their radicalisation“ (Behr et al. 2013: 8)

Dieses Zitat aus der im vorigen Kapitel beschriebenen Studie der RAND-Corporation beschreibt treffend die aktuelle Forschungslage zur Rolle des Internets in Radikalisierungsprozessen. Diese muss – umso mehr, wenn man den Blick auf Jugendliche verengt – als äußert bruchstückhaft bezeichnet werden. So heterogen wie die hier identifizierten Arbeiten selbst sind die Grundlagen und Ausgangspunkte, die sie für den Zuschnitt des Forschungszugangs wählen. Das hohe Maß an Heterogenität verweist auf unterschiedliche theoretische Hintergründe, das Nichtwissen im Forschungsfeld und die vielen Unklarheiten im Hinblick auf die Radikalisierungsprozesse selbst wie auch die Rolle des Internets. Oft werden nur einzelne Teilaspekte beleuchtet und es gibt wenige Hinweise auf abzuleitende Maßnahmen. Hinzu kommt die transnationale Dimension von Radikalisierungsprozessen, die schon allein aufgrund der historisch und geographisch unterschiedlichen Begriffsdefinitionen als eine besondere Herausforderung für die Forschung sichtbar wird (Sageman 2004; Bakker 2006; Precht 2007).

Zwar besteht insgesamt Einigkeit darüber, dass das Internet – schon allein wegen seiner alltäglichen Verschränkung mit dem Leben junger Menschen – im Zusammenhang mit der Radikalisierung junger Menschen einen wichtigen Einfluss hat, eine klare empirische Befundlage steht jedoch in weiten Teilen noch aus. Unbestritten ist, dass im Internet über verschiedenste Kanäle zahllose ideologisch eingefärbte, radikale und extremistische Inhalte produziert, kommuniziert und geteilt werden. Und Studien wie die von Pauwels und Kolleg_innen (2014) belegen, dass mindestens der passive Konsum solcher Inhalte signifikant oft zum Alltag in der digitalen Lebenswelt Heranwachsender gehört. Was dies aber bei den Jugendlichen auslöst bzw. wann und warum ein_e passive_r zu einem_einer aktiven Rezipient_in oder sogar zu einem_einer Produzent_in wird, liegt weitestgehend im Dunkeln. Stufenmodelle der Radikalisierung auf Basis einzelner retrospektiver Fallanalysen (z.B. Strunk 2013) sind zwar bereits jetzt für Strafbehörden oder auch Präventionsansätze von Interesse, ihre empirische Grundlage bleibt jedoch dünn. Auch wird häufig komplementär von der Angebotsseite und deren radikalen und extremistischen Inhalten unterschiedlicher Tiefe auf die Rezeptionspräferenzen und den Radikalisierungsgrad der Jugendlichen geschlossen, wobei dies notwendigerweise hypothetischen Charakter hat.

Die Forschungslücke hinsichtlich der Nutzer_innen radikalisierender Internetangebote hat wesentlich mit den Schwierigkeiten im Forschungszugang zu tun. Zwar verwenden einige Studien explizit mixed-methods Ansätze, beispielsweise aus Medienanalysen, Prozessakten und Interviews (z.B. Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport 2012a; 2012b). Komplexe (auch experimentelle) Forschungsdesigns oder die Triangulation qualitativer mit quantitativen Verfahren sind jedoch die Ausnahme (Frindte et al. 2012; Rieger et al. 2013). Dies mag unter anderem damit zusammenhängen, dass – sowohl im deutschen als auch im internationalen Kontext – die Forschung zu diesem Thema fast immer auftragsbasiert durchgeführt und publiziert wird und damit nur wenige explorative Zugänge vorliegen. Betrachtet man sich die Auftraggeber, den Publikationszeitraum sowie die ideologische Schwerpunktsetzung der meisten Beiträge, entsteht der Eindruck eines politischen und/oder durch private Organisationen und Stiftungen bestimmten Agenda-Settings. Dieses steht im Zusammenhang mit Anschlägen bzw. steigender Anschlagsgefahr im jeweiligen nationalen Kontext, in dessen Folge und Bezug Forschungsgelder zur Verfügung gestellt und Studien in Auftrag gegeben werden. Vor diesem Hintergrund erscheint es wenig überraschend, dass die überwiegende Mehrheit an Forschungsarbeiten dschihadistische Ideologien und männliche Täter in den Mittelpunkt rückt. Eine differenzierte Sichtweise des Islams und verschiedener islamischer Strömungen bleibt dabei oft aus. Dabei ist jene Unterscheidung in der Auseinandersetzung mit islamistischem Extremismus wichtig – vor allem bei der Debatte um dschihadistischen Extremismus und Terrorismus im Zusammenhang mit religiös motivierter Gewalt. Das Bild des dschihadistischen Terrors wird von den Medien als solches weitergeführt und in der Gesellschaft entsprechend wahrgenommen, obwohl eine solche Einordnung von der Perspektive der Muslim_innen in Deutschland deutlich abweicht (Frindte et al. 2012)

Darüber hinaus findet in diesen Arbeiten weder eine Differenzierung zu anderen ideologischen Gruppierungen und eine Abgrenzung der jeweiligen, möglicherweise spezifischen Kommunikationskanäle und -strategien statt, noch eine Gegenüberstellung oder ein Transfer von politischen und religiösen Ideologien. Studien, die mehrere Ideologien behandeln oder vergleichen sind äußerst selten (Ausnahmen etwa Lützinger 2010; Rieger et al. 2013; Pauwels et al. 2014).

Wie zu Beginn dargestellt, handelt es sich bei der Radikalismusforschung um ein noch junges und sehr interdisziplinäres Feld, in dem verschiedene Denkschulen, Konzepte und Methoden aufeinandertreffen. Im Methodenspektrum dominieren qualitative Herangehensweisen. Die meisten vorhandenen Studien schöpfen das Potenzial qualitativer Methoden jedoch nicht aus und beschränken sich auf Interviews und inhaltsanalytische Betrachtungsweisen. Deren Aussagekraft und Potenzial soll hier keinesfalls mindernd gewertet werden. Jedoch möchten wir ausdrücklich auch auf die Möglichkeiten digitaler Ethnographien, z.B. in Form autoethnographischer Herangehensweisen in den jeweiligen Online-Lebenswelten (z.B. Online-Foren, Online-Communities, Social Media Gruppen etc.), verweisen, die bisher bei Weitem noch nicht ausgeschöpft sind und deren Triangulation mit anderen methodischen Ansätzen vielversprechend ist.

Darüber hinaus sollte eine Betrachtung der Radikalisierungsprozesse Jugendlicher über das Internet nicht ausschließlich auf dschihadistische und rechtsextreme Kreise verengt bleiben. Auch Geschehnisse wie die Ausschreitungen zum G20-Gipfel in Hamburg im Juli 2017 und deren Hintergründe sowie die im aktuellen Mediendiskurs meist undifferenziert vermengten Phänomene und Gruppierungen wie Fankulturen, Hooligans, Sekten oder kriminelle Vereinigungen könnten unter einer empirisch fundierten Herangehensweise spannende und erkenntnisversprechende Einblicke in Radikalisierungsprozesse junger Menschen im Zusammenhang mit dem Internet liefern.

Wie aber ist der bestehende Forschungsstand aus kulturanthropologischer Sicht einzustufen und was lässt sich daraus für zukünftige Forschung lernen? Um die Komplexität und Kontextualität von Radikalisierungsprozessen junger Menschen und die Zusammenhänge mit dem Internet zu analysieren, verweisen wir ausdrücklich auf die Notwendigkeit lebens- und alltagsweltlicher Studien, anhand derer Mikro-, Meso- und Makroperspektiven miteinander verbunden werden können. Die Studie von Katharina Neumann (2015) zur Nutzung von Medienangeboten und Kommunikationsformen in der rechtsextremistischen Szene ist paradigmatisch in diesem Sinne, als dass sie eine der wenigen Arbeiten darstellt, die ein differenziertes, komplexeres Bild der Verschränkung von online und offline zu zeichnen vermag. Der Beitrag gibt Hinweise auf Vorgehensweisen und Schwierigkeiten einer kulturanthropologischen Radikalisierungsforschung, die Prozesse und Praktiken in den Blick nimmt, Akteure_innen in ihren lebensweltlichen Zusammenhängen erforscht und dabei globale Dynamiken berücksichtigt, auch die Assemblage-artige Konstituierung von Phänomenen mitbedenkt. Ethnographische Zugänge zum Erlangen emischer Perspektiven über die Online-Radikalisierung Jugendlicher gibt es bisher kaum – so sie denn nicht unbedingt zu dem bevorzugten Spektrum einer links-liberalen kulturanthropologischen Wissenschaft gehören und die Entwicklung der notwendigen Empathie für solch emische Forschung hier vielleicht schwerer fällt als anderswo. In Anlehnung an die amerikanische Soziologin Arlie Russel Hochschild (2016) und ihre Aufforderung zur Überwindung von „Empathiemauern“ möchten wir aber explizit dazu auffordern, um das Verständnis dieser so wichtigen wie hochaktuellen Thematik zu vertiefen und auszubauen.

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Datenverfügbarkeit

Alle relevanten Daten befinden sich innerhalb der Veröffentlichung.

Interessenskonfliktstatement

Die Autor:innen erklären, dass ihre Forschung ohne kommerzielle oder finanzielle Beziehungen durchgeführt wurde, die als potentielle Interessenskonflikte ausgelegt werden können.

Hinweis

Der Beitrag basiert auf Teilergebnissen der Literaturstudie “Radikalisierung Jugendlicher über das Internet? Ein Literaturüberblick”, erstellt von Roman Knipping-Sorokin, Teresa Stumpf und Prof. Dr. Gertraud Koch am Institut für Volkskunde / Kulturanthropologie der Universität Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI), erschienen als Knipping-Sorokin et al. 2016.


  1. Z.B. bei der 16-jährigen Elif Ö. aus München, die Anfang 2015 über die Türkei nach Syrien ausreist, siehe Beitrag der Tagesschau vom 16.03.2015 unter http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt-3565.html.↩︎

  2. Z.B. ein 17-jähriger Lehrling aus dem österreichischem Feldkirchen, der auf Facebook ein Zeitungsfoto, welches lachende syrische Kinder zeigt, die von der Freiwilligen Feuerwehr an einem heißen Sommertag mit einer Wasserdusche erfrischt wurden, mit einem rassistischem Kommentar teilte.↩︎

  3. Eine ausführliche Erläuterung und Auseinandersetzung mit diesen Modellen geht über den Rahmen dieser Publikation hinaus. Der Vollständigkeit halber seien hier jedoch die prominentesten aufgeführt: das Radikalisierungsmodell nach Wiktorowicz (2004); das Treppenmodell von Moghaddam (2005); der Radikalisierungsverlauf nach Taarnby (2005); vier Stadien der Radikalisierung nach Silber und Bhatt (2007); darauf aufbauend vier Stadien des Radikalisierungsprozesses nach Precht (2007); vier Faktoren zu gewalttätiger Radikalisierung nach Sageman (2004; 2008): das Entwicklungsmodell der Radikalisierung nach Gill (2008).↩︎

  4. Radikalisierung umfasst Einflussfaktoren ökonomischer, politischer, soziologischer und kultureller Art (Pisoui 2013), z.B. soziale Unterdrückung, Diskriminierung, Entfremdung, sozioökonomische Ungerechtigkeiten, kulturelle Identitätskrisen, Suche nach spirituellem (Lebensin-)Halt oder Glaube und Religion (Roy 2004; Khosrokhavar 2005; Silber & Bhatt 2007; Veldhuis & Stain 2009; Korteweg et al. 2010; Pisoiu 2013).↩︎

  5. Insbesondere das soziale Umfeld – der Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis – werden in Zusammenhang mit einer akzeptierenden und/oder unterstützenden Rolle als entscheidende Komponenten im Radikalisierungsprozess betrachtet (Sageman 2004; Slootman & Tillie 2006; Malthaner & Walmann 2012; Walther 2014). Dabei gelten neben sozialem Druck und anderen gruppendynamischen Prozessen auch die Angst vor Ausgrenzung und Status-Frustrationen als Risikofaktoren (Pisoiu 2013; 2015).↩︎

  6. Hierzu zählen charakterliche Zuschreibungen, individuelle Motive und Gründe (für eine ausführliche Diskussion individueller Radikalisierungsansätze siehe Pisoiu 2013).↩︎

  7. Unter Cyberterrorismus werden terroristische Anschläge auf die Infrastruktur des Internets mit Auswirkungen auf die reale Welt (wie z.B. großflächige Stromausfälle, Verkehrschaos, Flugzeugabstürze, Finanz-Manipulationen, Datenverluste etc.) verstanden.↩︎

  8. Hierbei handelt es sich um inhaltsanalytische und beschreibende Arbeiten, die den Aufbau, die Arbeitsweise und Angebote der dschihadistischen Medienstellen darstellen.↩︎

  9. Unter anderem zum Netzwerk Twitter zeigt eine große Spannbreite an Literatur, dass es von extremistischen und terroristischen Organisationen genutzt wird, darunter z.B. rechtsextreme Organisationen (Berger/Strathearn 2013; O’Callaghan et al. 2013) oder Al’Qaida und der Islamische Staat (Prucha/Fisher 2013; Bernatis 2014; Veilleux-Lepage 2014; Vitale & Keagle 2014).↩︎

  10. Z.B. Terrorism Research Initiative (TRI), Institute for Strategic Dialogue (ISD), RAND Corporation.↩︎

  11. Z.B. Journal Exit-Deutschland, CTC Sentinel, Terrorism: An Electronic Journal and Knowledge Base.↩︎

  12. Das bundesrepublikanische Mediensystem ist durch ein charakteristisches Jugendschutzgesetz geprägt. Das politische System und die politische Kultur, die sich von europäischen Nachbarländern zum Teil stark unterscheiden, schaffen zudem ein spezifisches nationales Bezugssystem für Radikalisierungsprozesse – auch wenn sich diese auf internationale und global operierende extremistische Organisationen beziehen.↩︎

  13. Die Analyse der Literatur im Allgemeinen zeigt, dass die Abgrenzungen zwischen den Altersgruppen Jugendliche, junge Erwachsene und Erwachsene oftmals ausgelassen oder anhand unterschiedlicher Maßstäbe und Altersspannen gesetzt wird. Aus diesem Grund schließt die vorliegende Arbeit an verschiedenen Stellen auch allgemeiner Aussagen zur Rolle des Internets in Radikalisierungsprozessen mit ein (z.B. wenn nur ein Teil der untersuchten Individuen als Jugendliche gilt) und überprüft die darin enthaltenden Ergebnisse auf den Bezug zu Kindern und Jugendlichen.↩︎

  14. Dieser Fakt mindert nicht unbedingt die Aussagekraft der Ergebnisse dieser Arbeiten, soll vor dem Hintergrund eventuell ideologischer Einfärbungen dieser Organisationen doch zumindest kritisch bemerkt werden.↩︎

  15. Die Verwendung von Medienberichten bedeutet dabei nicht zwingend eine geringe Validität, da Journalist_innen mit ihren Recherchen vielfach qualitativ hochwertige, für andere Personen unter Umständen schwer zugängliche Daten sammeln und auf dieser Grundlage zu ihren Berichten kommen. Allerdings ist die Überprüfbarkeit der Aussagen nur eingeschränkt möglich.↩︎

  16. Hierbei handelt es sich um 24 Studien mit internationalem Fokus, die ebenfalls im Rahmen der hier vorgestellten Metaanalyse identifiziert wurden. Der Großteil dieser Arbeiten wurde in den USA veröffentlicht, gefolgt von zahlreicher Forschung in den Benelux-Staaten und Großbritannien. Ähnlich wie im deutschen Kontext befasst sich die überwiegende Mehrheit der Studien mit dschihadistischen Ideologien und ein deutlich kleinerer Anteil mit Rechtsradikalisierung.↩︎

  17. Dabei handelt es sich um eine Initiative, die Menschen hilft, mit dem Rechtsextremismus zu brechen und sich ein neues Leben aufzubauen.↩︎

  18. Die RAND-Corporation ist eine US-amerikanische Denkfabrik. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um militärische Planung mit Forschungs- und Entwicklungsentscheidungen zu verbinden. Heute befasst sich RAND nach eigener Aussage mit der Beforschung von Themen rund um Sicherheit, Gesundheit, Bildung, Nachhaltigkeit, Wachstum und Entwicklung. Ein Großteil dieser Forschung wird für öffentliche und private Auftraggeber und Kunden durchgeführt, u.a. berät RAND die US-Streitkräfte. Für weitere Informationen siehe https://www.rand.org/.↩︎